Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
seinen Bart nun wieder wachsen. Die Stoppeln waren mit einem Hauch von Grau durchzogen.
Aliid drehte sich zu ihm um. Er hatte sein gestreiftes Zenschiiten-Hemd in die Arbeitsuniform gesteckt. Sein schwarzer Bart war ein dichter Wald, der die untere Hälfte seines Gesichts bedeckte. Er machte den Eindruck, als hätte er seinen Besucher erwartet.
Ishmael blieb auf halbem Wege stehen. »Aliid, erinnerst du dich an das Koran-Sutra, in dem es heißt, dass der Feind bereits gewonnen hat, wenn Freunde sich Geheimnisse vorenthalten?«
Aliid hob das Kinn und kniff die Augen zusammen. »In der Zenschia-Variante heißt es: ›Ein Freund, auf den man sich nicht verlassen kann, ist schlimmer als ein Feind.‹«
Die Zenschiiten blickten zu den beiden Männern auf und verfolgten interessiert das Gespräch. Aliid gab ihnen einen ungeduldigen Wink. »Lasst uns allein. Mein Freund Ishmael und ich haben etwas Wichtiges zu besprechen.«
Sie ließen sich durch den zuversichtlichen Ausdruck auf Aliids Gesicht beruhigen und begaben sich zur Leiter, um in die große Höhle hinunterzusteigen. Nun standen sich die zwei Männer allein auf dem Dach gegenüber. Das Schweigen schien ewig anzuhalten, während Ishmael der Wind um die Ohren pfiff.
»Wir haben sehr viel gemeinsam durchgestanden, Aliid«, sagte er schließlich. »Seit man uns als kleine Jungen gefangen und nach Poritrin gebracht hat, haben wir Seite an Seite geschuftet und gelitten. Wir haben Geschichten von unseren Heimatwelten ausgetauscht, und jetzt haben die Sklaventreiber uns beiden die Frauen weggenommen. Ich habe mit dir um die Vernichtung der heiligen Stadt auf IV Anbus getrauert. Und nun habe ich erfahren, was du zu tun beabsichtigst.«
Aliid kaute auf der Unterlippe. »Ich bin es leid, darauf zu warten, dass du dich zum Handeln entschließt, mein Freund. Ich habe gehofft, dass du aus deinen Fehlern lernst und erkennst, dass Gott uns nicht als Bäume, sondern als Menschen geschaffen hat. Es ist nicht unsere Bestimmung, geduldig zu ertragen, was das Universum mit uns anstellt. Doch seit du mit Lord Bludd gesprochen und demütig deine Strafe angenommen hast, bin ich davon überzeugt, dass sich die Zensunni auf Worte beschränken, während meine Zenschiiten Taten vorziehen. Ist es nicht endlich an der Zeit, sich zum Handeln zu entschließen?«
In seinen Augen brannte ein Feuer, als hätte er noch nicht die Hoffnung verloren, dass Ishmael sich ihm anschließen würde. »Ich habe Spione und Boten zu allen Sklavengruppen auf Poritrin geschickt. Sie ehren das Angedenken an den großen Bel Moulay und können es gar nicht erwarten, unseren Unterdrückern einen weiteren Schlag zu versetzen.«
Ishmael schüttelte den Kopf und dachte an seine Tochter Chamal, an seine verlorene Frau Ozza und an Falina. Sie waren noch am Leben, und er wagte es nicht, sie in Gefahr zu bringen. »Bel Moulay wurde hingerichtet, Aliid. Viele hundert buddhislamische Sklaven wurden abgeschlachtet, als die Dragoner den Raumhafen von Starda zurückeroberten.«
»Er hatte die richtige Idee – und du weißt es genauso wie ich, Ishmael –, aber er hat überstürzt gehandelt, bevor er wirklich bereit war. Diesmal wird der Aufstand ein bislang ungekanntes Ausmaß annehmen. Ich werde ihn nach meinen Vorstellungen organisieren.«
Ishmael sah vor seinem geistigen Auge, wie Chamals Ehemann Rafel von Wachen mit Chandler-Pistolen in blutige Fetzen zerrissen wurde ... und wie sich Ozza und Falina aneinander klammerten, während Lord Bludds Truppen sie aufbrennenden Zuckerrohrfeldern niedermähten. Er schüttelte den Kopf. »Und die Dragonerwachen werden Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, deren Ausmaß das deiner Rebellion übertreffen wird. Denk nur an das große Leid ...«
»Nur wenn wir scheitern, Ishmael«, sagte Aliid und kam näher. Der Wind blähte sein schwarzes Haar wie eine Gewitterwolke auf. »Wir werden im Namen unseres Märtyrers Bel Moulay Rache an unseren Peinigern nehmen. Wir töten die Unterdrücker und nehmen diese Welt in Besitz. Sollen sie zur Abwechslung uns dienen! Wir nehmen jede Summe an, die wir als angemessene Entschädigung für den Verlust unserer Lebensjahre betrachten.«
Ishmael schluckte. »Dein Plan macht mir Angst, Aliid.«
»Angst?« Er lachte verbittert. »Die Liga-Welten haben stets behauptet, wir wären buddhislamische Feiglinge, die vor jedem Kampf fliehen und die ihren Krieg gegen die Maschinendämonen nicht unterstützen wollten.« Aliid sah ihn mit Augen an, die genauso
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