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Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Titel: Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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eingehalten wurden.
    Die Assistenten, Verwalter, Ingenieure und Sklaven verbrachten die Tage und Nächte in einer kleinen Siedlung, deren einziger Zweck der Bau des Testschiffs war. Die buddhislamischen Sklaven schliefen in einfachen, aber sauberen Gemeinschaftsbaracken oben auf dem Plateau, wo die Nächte windig und sternenklar waren. Ishmael erhielt keine Gelegenheit, nach Starda zurückzukehren, nicht einmal für einen einzigen Tag.
    Er hatte in dieser Zeit nichts mehr von seiner Frau oder seinen Töchtern gehört und auch niemanden gefunden, den er nach seiner Familie fragen konnte. Sie waren für ihn verloren. Jeden Tag betete er, dass sie noch am Leben waren, aber in seiner Erinnerung waren sie bereits zu Gespenstern geworden, die in seinen Träumen herumspukten. Seine Hoffnung hing an einem immer dünner werdenden Faden.
    Im lauten Gehämmer und den Rufen der Bauarbeiter im Hangar beobachtete er, wie sein Freund Aliid die Patrone eines Laserschweißgeräts wechselte. Als die Sklaven flußaufwärts gebracht worden waren, um an diesem neuen Projekt zu arbeiten, hatte Aliid es geschafft, der gleichen Schicht wie Ishmael zugeteilt zu werden. Nun hatten die Sklavenhalter von Poritrin beide Männer von ihren Frauen und Familien getrennt.
    Nachdem er das Schweißgerät eingestellt hatte, sprach der Zenschiite ihn in scharfem Tonfall an. »Du hast es versucht, Ishmael. Du hast getan, was du für richtig gehalten hast. Deswegen kann ich dir keinen Vorwurf machen, obwohl ich mich ständig bemüht habe, dir das naive Vertrauen in die Gerechtigkeit unserer Sklavenhalter auszureden. Was hast du erwartet? Unsere Herren verlassen sich darauf, dass wir kein Rückgrat haben, genau wie du es ihnen demonstriert hast. Wenn wir zu nichts anderem als leeren Drohungen fähig sind, sehen sie keinen Anlass, uns als menschliche Wesen zu betrachten. Wir müssen eine Sprache sprechen, die unsere Unterdrücker verstehen. Wir müssen Zähne und Krallen zeigen!«
    »Gewalt führt nur zu noch härteren Bestrafungen. Du hast gesehen, was mit Bel Moulay geschehen ...«
    Aliid unterbrach ihn mit einem grausamen Grinsen. »Ja, ich habe es gesehen ... aber hast du es auch gesehen, Ishmael? Was hast du in den folgenden Jahren gelernt? Du fixierst dich auf die Schmerzen, die Bel Moulay erlitten hat, aber du hast alles vergessen, was er erreicht hat. Er hat uns zusammengebracht! Es war ein Ruf an uns, nicht nur an die Edlen von Poritrin, die überreagierten und jeden Widerstand niederschlugen, sondern an alle Anhänger des Buddhislam, die weiter unter der Unterdrückung leiden. Wir Sklaven besitzen eine große Kraft, die in uns allen schlummert.«
    Ishmael, der an seiner Philosophie der Gewaltfreiheit festhielt, schüttelte störrisch den Kopf. Die beiden Männer waren in eine vertraute Sackgasse geraten, weil keiner von ihnen bereit war, über den Abgrund zu springen, der sie voneinander trennte. Einst waren sie gute Freunde gewesen, die durch ein gemeinsames Schicksal zusammengefunden hatten, aber sie waren schon damals sehr unterschiedliche Persönlichkeiten gewesen. Selbst ihr gemeinsames Leid hatte sie nicht zu einer Annäherung geführt. Aliid strebte weiter danach, das Unmögliche zu schaffen. Ishmael bewunderte ihn für seine Überzeugungen, doch Aliid reagierte immer frustrierter.
    Als kleiner Junge hatte Ishmael von seinem Großvater gelernt, woran er glauben und wie er leben sollte, doch manchmal vereinfachten Erwachsene die Dinge, um die Kinder nicht zu überfordern. Ishmael war jetzt siebenunddreißig Jahre alt. Hatte er sich all die Jahre geirrt? Musste er neue Kraft in sich selbst finden, ohne den Rahmen der Zensunni-Lehren zu verlassen? Tief in seinem Herzen wusste er, dass Aliids Träume von einem gewaltsamen Aufstand falsch und gefährlich waren, aber auch seine stille Zuversicht, dass es für alles einen guten Grund gab – dass Gott sie irgendwann retten und die Grausamkeit ihrer Sklavenhalter besänftigen würde –, hatte ihn im Laufe seines Lebens nicht weitergebracht. Oder im Laufe des Lebens von vielen Generationen buddhislamischer Sklaven.
    Er musste eine andere Antwort finden. Eine andere Lösung.
    Obwohl Ishmael versagt hatte, obwohl er Lord Bludd keine Linderungen oder Eingeständnisse hatte entringen können, kamen die gläubigen Zensunni immer noch des Nachts in der Gemeinschaftsbaracke zu ihm und baten ihn, zu predigen, Geschichten zu erzählen und sie in ihrem geduldigen Vertrauen in Gottes Willen zu bestätigen.

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