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Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug

Titel: Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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der Dämmerung konnte Ishmael die monströse Gestalt erkennen, die orangefarbene Glut im Maul des Ungeheuers und das Feuer, dass durch die Reibung der Haut auf dem rauen Wüstensand erzeugt wurde. Die Zensunni standen neben Ishmael und starrten entsetzt auf das näher kommende gigantische Wesen. In den vergangenen fünf Monaten hatten sie zweimal Würmer in den offenen Dünen gesichtet, doch die Geschöpfe bewegten sich gewöhnlich ohne bestimmtes Ziel und verbrachten nur wenig Zeit an der freien Luft.
    Dieses Ungetüm jedoch schien sich ihnen gezielt zu nähern.
    »Was hat das zu bedeuten, Vater?«, fragte Chamal. Alle sahen Ishmael an.
    »Es ist ein Omen«, sagte eine Frau. Ihr Gesicht lag im gelblichen Schein der Leuchtkörper, die Ishmael aus dem Wrack hatte ausbauen lassen – in Ermangelung von Brennstoff für ein traditionelles Zensunni-Lagerfeuer.
    »Der Dämon will uns fressen«, sagte ein Mann. »Er ruft uns in die Dünen hinaus, damit wir uns opfern. Ist jede Hoffnung verloren?«
    Ishmael schüttelte den Kopf. »Hier auf den Felsen sind wir in Sicherheit. Vielleicht ist das Geschöpf eine Manifestation Gottes, die uns beobachten will.«
    Er wandte sich ab, als der Sandwurm am Fuß der Felsen zur Seite abdrehte. Nachdem die Nacht immer dunkler geworden war, ließen sich kaum noch Einzelheiten erkennen, doch sie konnten nun hören, wie sich das Ungeheuer in sicherer Entfernung an losen Felsbrocken rieb, bis es wieder völlig still wurde.
    Ein leises Geräusch, das wie der Ruf eines Menschen klang, hallte durch die Nacht. Ishmael lauschte aufmerksam, aber es wiederholte sich nicht. Er sagte sich, dass es der Schrei eines Nachtvogels gewesen sein musste, sofern er es sich nicht nur eingebildet hatte.
    »Kommt«, sagte Ishmael. »Setzt euch zu mir, und ich werde euch noch einmal von Harmonthep erzählen. Jeder von uns kann seine Heimat beschreiben, damit die Erinnerung deutlich bleibt.«
    Der tapfere Anführer hockte sich mit seinem Volk in den Lichtschein der gelben Lampen, die ihnen als Ersatz für ein Lagerfeuer dienen mussten, und er sprach wehmütig von den Sumpfkanälen auf Harmonthep. Ishmael beschrieb die Fische und Insekten, die er auf seinen Jagdzügen gefangen hatte, die Pflanzen, die er geerntet hatte, und das idyllische Leben, das er in jungen Jahren geführt hatte. Eine Sutra kam ihm wieder in den Sinn: »Der Hunger ist ein Dämon mit vielen Gesichtern.«
    Er unterbrach die Erzählung, bevor er die Sklavenjäger erwähnen konnte. Darauf wollte er jetzt nicht eingehen. Er hatte Keedair nach Arrakis geschleift und ihn dann in der Wüste verloren ... war das nicht Rache genug?
    In der vertrauten Gemeinschaft trösteten sich die Zensunni mit Geschichten von ihren verlorenen Heimatwelten und schönen Erinnerungen an die Kindheit. Viele Flüchtlinge waren auf Poritrin geboren worden und hatten nie eine andere Welt kennen gelernt, bevor sie auf diesem Planeten gestrandet waren, der nur aus Stein und Staub bestand ...
    Sie hörten nichts von der Annäherung der Fremden, die sich lautlos wie Schatten bewegten. Sie warteten wie Gespenster zwischen den Felsen außerhalb des Lichtkreises, in dem Ishmael seine Geschichten erzählte.
    Alle zuckten erschrocken zusammen, als einer sich von der Gruppe löste. Er sprach Galach mit schwerem Akzent. »Das sind schöne Geschichten, aber solche Landschaften werdet ihr hier nicht finden.«
    Ishmael sprang auf, und seine Anhänger versuchten sich mit allem zu bewaffnen, was gerade zur Hand war.
    Als die Wüstennomaden ins Licht traten, erkannte Ishmael magere, abgehärtete Männer mit Augen, die völlig blau waren. »Wer seid ihr? Wenn ihr Banditen seid, wir haben nichts, was ihr uns rauben könntet. Wir sind selber kaum noch am Leben.«
    Der hohlwangige Riese, der anscheinend der Anführer der Gruppe war, sah ihn an, und dann antwortete er zu Ishmaels Erstaunen in der geheimen Sprache Chakobsa. »Wir sind Zensunni wie ihr. Wir sind gekommen, um uns zu überzeugen, ob die Gerüchte der Wahrheit entsprechen.«
    Ishmaels Gedanken rasten. Ein verlorener Stamm? Die meisten Anhänger des Buddhislam waren vor vielen Jahren aus der Liga geflohen. Es war denkbar, dass sich einige in dieser lebensfeindlichen Wüste angesiedelt hatten ...
    »Mein Name ist Jafar. Ich führe einen Stamm von Gesetzlosen an, die die geheime Mission von Selim Wurmreiter fortsetzen. Wir haben über euch beratschlagt und wollten nicht glauben, was wir über euch gehört haben.« Er hob stolz den Kopf.

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