Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Überwachungsstation zu fahren, die vor zwei Jahren von der Armee des Djihad eingerichtet worden war.
Die Hand voll Soldaten, die dort stationiert waren, lebten in vorgefertigten Baracken und erfüllten ohne Klage ihre Pflichten. Hin und wieder kamen zwei oder drei Männer zum Dorf herunter, um frischen Fisch und Vorräte zu kaufen, und manchmal brachte Leronica ihnen Lebensmittel aus der Küche der Taverne, um ihnen eine Mahlzeit zu kochen, im Austausch gegen Neuigkeiten des Kampfes gegen Omnius.
Sie wurde zu einem vertrauten Anblick in den Baracken unter den verstärkten Türmen, die in Verbindung mit dem Satellitennetz über Caladan standen. Die Lichtung neben dem Außenposten, auf der vor nicht allzu langer Zeit regelmäßig Shuttles gelandet und gestartet waren, würde eines Tages vielleicht zu einem richtigen Raumhafen ausgebaut werden, aber vorläufig wurde der Platz nur selten benutzt.
Die Djihad-Soldaten nahmen an, dass Leronica einfach nur an politischen und militärischen Entwicklungen interessiert war, und gaben ihr Kopien der großen Ansprachen von Serena Butler und Aufzeichnungen der von Iblis Ginjo geleiteten Kundgebungen. In Wirklichkeit achtete sie nur auf Erwähnungen von Primero Vorian Atreides, obwohl sie großen Wert darauf legte, nicht zu offenbaren, dass sie ihn kannte.
Mit strahlenden Augen hörte Leronica zu, während die Soldaten ihr zusammengefasste Berichte des Kampfes um Bela Tegeuse und des kürzlichen grausamen Massakers an der isolierten Kolonie Chusuk gaben. Allmählich erfuhr sie auch von Vors früheren Heldentaten, vor allem, wie er mitgeholfen hatte, IV Anbus zu retten, und später die Denkmaschinen mit einer Phantomflotte getäuscht hatte.
Manchmal schickte Vor ihr Briefe und Pakete unter anderem Namen. Meistens trafen sie ein, wenn ihr Mann außerhalb des Hauses arbeitete. Obwohl die Soldaten, die ihr diese Sendungen zustellten, zweifellos davon ausgingen, dass sie einen Liebsten hatte, der irgendwo für den Djihad im Einsatz war, verriet sie nie, um wen es sich handelte. Sie las die Briefe mit einer Spannung, von der Kalem nichts ahnte. Es missfiel ihr, vor diesem guten Mann Geheimnisse zu haben, aber sie tat es, um ihn zu schützen, nicht weil sie Schuldgefühle hatte.
Sie versuchte nie, eine Antwort zu schicken. Sie wagte es nicht – aus Gründen, die sie selbst nicht genau verstand. Im fernen Krieg wusste Primero Atreides nicht einmal, dass er Zwillingssöhne hatte, und sie hatte auch nicht vor, es ihm mitzuteilen. Sie hoffte nur, dass er überlebte und gelegentlich an sie dachte.
Wenn sie mit dem zufrieden war, was sie gehört hatte, dankte Leronica den Djihadis und fuhr mit dem Methcar zurück ins Fischerdorf. Sie beeilte sich, um vor Sonnenuntergang wieder zu Hause zu sein. Kalem und ihr Vater würden zwei Tage lang fort sein, aber sie musste die Zwillinge abholen und für die Taverne Essen kochen. Obwohl sie als Mutter viel zu tun hatte, arbeitete Leronica immer noch in der Gaststätte und sorgte für das leibliche Wohl der Arbeiter, die zu erschöpft waren, um selber zu kochen.
Sie hatte ein geheimnisvolles Lächeln auf dem Gesicht, als sie abends die Tür für die Menge der ausgelassenen Männer öffnete. Die neuen Geschichten – und der ganz besondere Brief, der bewies, dass ihr früherer Liebhaber in der Tat noch an sie dachte – würden ihr für die nächste Zeit Trost spenden.
Doch wenn ihr Mann zurückkam, konzentrierte sie sich ganz auf ihn. Wie sie versprochen hatte, verglich sie Kalem nie mit dem anderen Mann in ihrem Leben ... aber sie konnte den tapferen Offizier auch nicht vergessen. In gewisser Weise hatte sie das Beste zweier Welten bekommen.
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Ist es menschlich, wenn ich sage, dass niemand mich versteht? Das ist eines der vielen Dinge, die ich von ihnen gelernt habe.
Erasmus, Erasmus-Dialoge
Im Verlauf seiner langen Existenz hatte man Erasmus zahlreicher Dinge angeklagt. Viele Menschen, darunter die entnervend interessante Serena Butler, hatten ihn als Schlächter bezeichnet – wegen seiner erkenntnisreichen Experimente mit der menschlichen Natur und vor allem, weil er Serenas kleines Baby vom Balkon geworfen hatte.
Kurz vor seiner Vernichtung hatte der Terra-Omnius angedeutet, dass Erasmus offenbar versuchte, wie ein Mensch zu werden. Welch groteske Vorstellung! Vor kurzem hatte sogar der Corrin-Omnius davon gesprochen, dass Erasmus den Allgeist ablösen wollte – obwohl Corrin nur durch den schnellen und intelligenten
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