Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Sklavenbaracken.
»Tatsächlich? Nun, dann denk weiter, Gilbertus, weil ich vielleicht ein oder zwei Tricks im Ärmel habe.«
»Darauf falle ich nicht rein. Roboter arbeiten nicht mit Tricks.«
»Damit hast du dein Argument selbst widerlegt. Du könntest nur dann auf etwas hereinfallen, wenn ich zumindest versucht hätte, mit einem Trick zu arbeiten. Du solltest deine Überlegungen etwas logischer organisieren.«
Gilbertus verstummte und grübelte über das Rätsel nach.
Erasmus widmete sich wieder seinen eigenen Gedanken. Diesmal beschäftigte er sich mit dem Problem der unbenutzbaren Daten, die Omnius gesammelt hatte, ohne zu verstehen, wie sich daraus neue Erkenntnisse gewinnen ließen. Daten an sich waren sinnlos, sofern man sie nicht als Grundlage nutzte, um zu Schlussfolgerungen zu gelangen.
Der unabhängige Roboter konnte praktisch auf alles zugreifen, was der Allgeist wusste. Die Daten waren als Omnius' Backup-Dateien in einem elektronischen Gebäude gespeichert. Er musste nicht einmal mit dem Allgeist in Verbindung treten, um die Informationen abzurufen, etwas, das er im Allgemeinen vermied, damit er seine Unabhängigkeit wahren konnte – und vor allem seine Geheimnisse. Natürlich hatte auch Omnius seine Geheimnisse – Daten, die keinem Roboter zugänglich waren. Diese wären für den neugierigen Erasmus von großem Interesse, aber es lohnte sich nicht, deswegen das Risiko einer direkten Verbindung einzugehen.
»Sind wir bald da, Mr. Erasmus?«, fragte der Junge schnaufend.
Der Roboter ließ ein Lächeln auf seinem Flussmetallgesicht entstehen und drehte den glänzenden ovalen Kopf ganz zu seinem Schützling herum. »Fast. Ich hätte mir noch weitere Kinder zulegen sollen. Ich bin ein ausgezeichneter Ausbilder.«
Gilbertus dachte kurz über die Worte des Roboters nach, dann lächelte er. »Sie sind eine Maschine, und Maschinen können keine Kinder haben.«
»Richtig, aber ich bin eine ganz besondere Maschine mit vielen Modifikationen und Adaptionen. Du wärst überrascht, wenn du wüsstest, was ich alles kann.«
»Von Ihren unheimlichen Überraschungen habe ich erst einmal genug, Mr. Erasmus.«
Der Roboter simulierte ein Lachen. Er hatte viel mehr Vergnügen an der Gesellschaft von Gilbertus, als er für möglich gehalten hatte. Der Junge, mittlerweile dreizehn Jahre alt, hatte sich als außergewöhnlich intelligent und begabt erwiesen. Er war viel mehr als nur ein Experiment. Unter Erasmus' Führung war Gilbertus dabei, sein volles Potenzial zu entwickeln. Vielleicht konnte der Roboter durch planvolle Unterrichtung und rigoroses, geduldiges Training seines Schützlings den Gipfel der menschlichen Möglichkeiten verwirklichen. Omnius würde durch die Wette viel mehr bekommen, als er erwartete.
Manchmal fochten der Roboter und der Junge intellektuelle Kämpfe aus und versuchten gegenseitig, dem anderen bei unbegründeten Behauptungen und logischen Fehlern zu erwischen. Erasmus hatte darauf geachtet, seinen wissbegierigen Schüler in der Geschichte des Universums, in Philosophie, Religion, Politik und der vollkommenen Schönheit der Mathematik zu unterrichten. Die Palette, von der sie ihre Themen wählten, enthielt eine unendliche Vielfalt von Farben, und der Geist des Jungen benutzte sie mit bemerkenswerter Effizienz.
Im Gegensatz zu seiner früheren Wette mit dem Terra-Omnius – bei der Erasmus versucht hatte, einen loyalen Trustee gegen den Allgeist aufzuhetzen – leistete er diesmal etwas Positives. Obwohl es gar nicht mehr notwendig war, behielt der Roboter ein stolzes Lächeln im Gesicht, als er über den Schnee zu einem Riss in den Felsen stapfte.
Das Gelände wurde ebener, und Erasmus identifizierte zwei aufragende Steine, die durch einen tiefen Spalt getrennt waren. »Hier werden wir unser Lager aufschlagen und rasten.« Er streckte einen Metallarm aus. »Früher führte eine Schneebrücke über den Spalt.«
»Und Sie waren so dumm, nicht die Tragfähigkeit zu testen, bevor Sie versuchten, sie zu überqueren«, sagte Gilbertus, als er seinen Rucksack abnahm und in den Schnee fallen ließ. »Dabei brach sie ein, und Sie stürzten in den Spalt, aus dem Sie sich viele Jahre lang nicht befreien konnten.«
»Ich würde nie wieder einen solchen Fehler begehen ... obwohl ich rückblickend sagen muss, dass die Konsequenzen letztlich sehr positiv für mich waren. In der Kälte und Isolation blieb mir nichts anderes zu tun übrig, als nachzudenken. Es war fast wie die Kontemplation eines
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