Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
die ihn beobachteten, in Begleitung von Chirox. Noret sah den kantigen, vielarmigen Sensei-Mek mattsilbrig im Mondlicht schimmern. Er wusste, dass die Kampfmaschine den Schülern erklärte, was sie versuchen sollten, ohne die Grenzen ihrer Fähigkeiten zu überschreiten. Als Noret zu ihnen hinaufschaute, war er einerseits zufrieden, dass er so viele Kämpfer dazu animieren konnte, die Denkmaschinen zu vernichten. Gleichzeitig verwirrte es ihn, dass ihm so viel Aufmerksamkeit zuteil wurde. Er hatte sich nicht danach gedrängt.
Ohne Zweifel war er zum größten Krieger geworden, den das Ginaz-Archipel jemals hervorgebracht hatte. Vielleicht sogar den besten aller Zeiten.
Doch Noret war auch der geheimnisvollste aller Söldner. Er sprach kaum zu seinen Schülern. Vor mehreren Jahren hatte ein abgewiesener Kandidat das berühmteste Zitat des Schwertmeisters in einen Stein neben den Hütten der Inselsiedlung graviert: »Ich bin selbst noch unvollkommen. Ich bin nicht geeignet, anderen etwas beizubringen.«
Wenn er nach seinen legendären Triumphen gefragt wurde, sagte Noret nichts ... was dazu führte, dass die Schüler die Geschichten unter sich weitergaben und immer mehr ausschmückten. Er allein kannte die ganze Wahrheit. Auf zahlreichen Schlachtfeldern hatte er immer wieder die größte Gefahr und die Konfrontation mit den tödlichsten Feinden gesucht. Sein Weg war mit zerstörten Robotern übersät. Jool Noret hielt sich niemals zurück, er wurde nahezu unbesiegbar, weil es ihm gleichgültig war, ob er überlebte oder nicht. Seine Todessehnsucht war offensichtlich, dennoch lebte er weiter.
Er kämpfte für die Schönheit und den künstlerischen Ausdruck der Gewalt. Dazu war er geboren, weil er den Geist von Jav Barri in sich trug, auf seine ererbten Instinkte aufbaute und sich zu einem Krieger der Superlative machte. Der Tod seines Vaters hatte ihn dazu getrieben.
Noret war auf verschiedenen kleineren Synchronisierten Welten zu einer Ein-Mann-Rebellion geworden. Er hatte sich in versklavte menschliche Bevölkerungen eingeschleust, sie mit Störfeldwaffen zur Auslöschung von Gelschaltkreisen ausgerüstet oder konventionellere Sprengsätzen zur Sabotage geliefert. Noret wagte sich außerdem mitten unter die Maschinen, wie ein Mörder in der Nacht, um sie reihenweise zu deaktivieren oder zu zerstören. Und wenn er Unruhe in das Hornissennest gebracht und genug Schaden angerichtet hatte, schlich er sich davon und kehrte zu den Liga-Welten zurück.
Doch es war nie genug.
Diese steile Klippe zu bezwingen war viel einfacher als die selbst auferlegten Zwänge zu überwinden, die sein Leben diktierten. An der schwierigsten Stelle in der Felswand, einem tückischen Überhang, steigerte Noret sogar noch die Geschwindigkeit seines Aufstiegs.
Ihm war bewusst, dass von solchen Demonstrationen eine große Gefahr ausging – nicht für ihn, aber für die jungen Söldner, die möglicherweise versuchten, ihm nachzueifern. Trotzdem waren es lehrreiche Lektionen: Im Leben gab es nur wenige Sicherheitsnetze und erst recht nicht im Krieg, wenn sich die Situation innerhalb weniger Sekunden schlagartig und unvorhersehbar ändern konnte.
Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er nach Ginaz zurückkehrte, führte er diese Übungen in erster Linie für sich selbst durch, um seine Fähigkeiten zu schulen. Auch wenn er den anderen etwas gab, wonach sie streben konnten, isolierte er sich weiterhin und hielt sich von den strahlenden Augen der Schüler fern. Nur durch sein Vorbild gab er ihnen die Gewissheit, dass der menschliche Körper zu bemerkenswerten Leistungen fähig war. Menschen konnten lernen, präzise und raffiniert zu töten. Es war eine Kunst, die selbst die effizientesten Denkmaschinen niemals meistern würden. Er schüttelte sich den Schweiß aus dem hellen Haar und kletterte weiter. Bald hatte er den oberen Rand der Klippe erreicht.
Unvermittelt glitt er lautlos zur Seite und verschwand im tiefen Schatten eines Felsspalts, in den kein Mondlicht drang. Dann huschte er unter den Überhang, ohne dass die wartenden Schüler ihn sehen konnten. Noret bewegte sich einen schmalen Sims entlang und setzte dann den Aufstieg fort. Es war ihm gleichgültig, was die anderen über ihn sagten, über seine geheimnisvolle Aura, die die Neugier und Faszination der Menschen nur verstärkten. Was ihn betraf, waren seine Gründe, so rücksichtslos zu trainieren, einzig und allein privater Natur.
»Wo ist er?«, hörte er einen der Schüler
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