Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
gedieh. Und ihre Statistiken wiesen darauf hin, dass verheiratete Sklaven härter arbeiteten und einfacher kontrolliert werden konnten. Irgendwann hatte sich Ishmael in die starke und neugierige Ozza verliebt. Sie hatte ihm zwei Töchter geschenkt, die mittlerweile dreizehn Jahre alte Chamal und die elfjährige Falina. Sie konnten nicht selbst über ihr Leben bestimmen, aber immerhin war Ishmaels Familie trotz mehrerer Verlegungen und neuer Aufgaben zusammengeblieben. Ishmael wusste nie, ob es eine Belohnung für seine zufrieden stellenden Dienste gewesen war oder einfach Zufall.
Nun kam sich Ishmael in den trostlosen Schiffswerften zwischen roten Funken und der spritzenden Glut heißer Metalllegierungen wie in einer Vision von Heol vor, wie sie in den buddhislamischen Sutras beschrieben wurde. Das Zischen von schwefelhaltigem Rauch, der Gestank von Metallstaub und verbranntem Erz zwang die Sklaven, sich geschwärzte Lumpen um die Köpfe zu wickeln, damit sie atmen konnten.
Neben ihm sah er das verschwitzte, ewig zornige Antlitz seines Freundes aus Kindertagen, Aliid, den Ishmael erst kürzlich in der Schiffswerft wiederentdeckt hatte. Obwohl Ishmael seine Unverfrorenheit als bedrohlich empfand, war ihre Freundschaft einer der wenigen Fäden, an denen sie sich festhalten konnten.
Bereits während ihrer Kindheit hatte Aliid ständig für Ärger gesorgt. Er war bereit, Regeln zu brechen, und erging sich in mutwilliger Zerstörung und Sabotage. Weil Ishmael sein Freund war, hatten sie oft gemeinsam Bestrafungen und Versetzungen erdulden müssen. Bevor die Jungen zu Teenagern geworden waren, hatte man sie getrennt, und sie hatten sich beinahe achtzehn Jahre lang nicht gesehen.
Doch Tio Holtzmans ambitioniertes neues Bauprojekt hatte viele Sklaven in den Hochöfen und Fabriken zusammengeworfen. Ishmael und Aliid hatten sich wiedergefunden.
Unter dem infernalischen Lärm von Hämmern und dem prasselnden Zappen der Nietlaser dirigierte Ishmael die Maschine über die Nähte von Rumpfplatten. Mit den Jahren waren seine Muskeln gewachsen, genauso wie die von Aliid. Obwohl seine Kleidung schmutzig und abgetragen war, schor Ishmael sein Haar und rasierte sich das wettergegerbte Gesicht. Aliid jedoch ließ sein dunkles Haar lang wachsen und band es mit einem Riemen zurück. Sein Bart war dicht und schwarz wie der von Bel Moulay, dem mutigen Zenschiiten-Führer, der zu einem Sklavenaufstand aufgerufen hatte, als sie noch Jungen gewesen waren.
Ishmael kletterte neben seinem Freund hinauf, um ihm zu helfen, die schwere Metallplatte an ihren Platz zu hieven. Aliid aktivierte den Nietlaser, bevor sie die Anordnung überprüft hatten. Aliid wusste, dass er schlampig arbeitete, doch sie wurden nie von den Aristokraten und Aufsehern von Poritrin bestraft oder gar in ihrer Arbeit kritisiert. Ein Schiff nach dem anderen war im Orbit über dem Planeten zusammengebaut worden. Inzwischen drängten sich Dutzende von Kriegsschiffen im All, wie eine Meute abgerichteter Jagdhunde, die auf ihre Gelegenheit warteten.
»Liegt das innerhalb der Toleranzgrenzen?«, fragte Ishmael vorsichtig. »Wenn wir die Rumpfnähte nicht fest versiegeln, könnten wir den Tod tausender Besatzungsmitglieder verschulden.«
Aliid wirkte nicht beunruhigt, während er mit dem glühenden Nietlaser weiterarbeitete. Er riss sich das schmierige Tuch vom Gesicht, sodass Ishmael sein hartes Lächeln sehen konnte. »Dann werde ich mich bei ihnen entschuldigen, wenn ich ihre Geister in den Tiefen von Heol schreien höre, wohin alle bösen Menschen gehen. Und wenn sie sich nicht darum kümmern, die Bauteile im Orbit zu prüfen, haben sie es verdient, Vakuum zu atmen.«
Während Ishmael eine relativ sichere Stellung behalten und mit seiner Familie ein bescheidenes Glück gefunden hatte, war sein unruhiger Freund viele Male versetzt worden. Im Lärm der Baustellen hatte Aliid ihm schreiend von seiner Frau erzählt, die er leidenschaftlich liebte, und von einem neugeborenen Sohn, an den er sich kaum erinnerte. Doch vor zehn Jahren hatte ein Aufseher ihn erwischt, wie er den Treibstoff einer großen Bergbaumaschine mit Salz versetzt hatte. Zur Strafe war Aliid aus der Arbeitsgruppe entfernt und auf die andere Seite von Poritrin geschickt worden.
Aliid hatte seine Frau nie wiedergesehen, nie seinen Sohn in den Armen gehalten. Kein Wunder, dass der Mann verbittert und zornig war. Obwohl er das Unglück selbst verschuldet hatte, wollte Aliid nichts von Ishmaels Vorhaltungen
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