Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Serena fragte sich, wozu sie so große Mengen Elektrafluid brauchten.
Sie wappnete sich und rief sich die verschiedenen Argumentationstechniken ins Gedächtnis, die sie von Kwyna und Iblis Ginjo gelernt hatte. Für dieses Gespräch würde sie ihr ganzes Geschick benötigen. Sie hoffte, Keats und seine ehrgeizigen Kollegen hatten bereits eine Grundlage geschaffen, auf der sie aufbauen konnte.
»Sie suchen Rat?«, fragte Vidad.
Seine Stimme drang aus einem Lautsprecher unter dem Konservierungsbehälter, ganz ähnlich wie bei einem Cymek. Das System wirkte neu, und Serena erkannte, dass Keats' Sekundanten diese Innovation eingeführt hatten, damit sie sich mit mehr als nur einem Kogitor gleichzeitig unterhalten konnten. Vor dieser Modifikation mussten Vidad und die anderen Jahrhunderte der Stille erlebt haben, in der sie von duldsamen Assistenten versorgt wurden. Wenn Iblis' Leute die einsiedlerischen Genies nun ständig in Gespräche verwickelten, musste sich Vidads Leben beträchtlich verändert haben.
»Ich benötige Ihre Hilfe«, sagte Serena und wählte ihre Worte und die Betonung mit Bedacht, um ihren Respekt, aber auch ihre Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen. »Unser Djihad schleppt sich seit vielen Jahren dahin und hat bereits Milliarden Menschenleben gekostet. Unser Antrieb verwandelt sich allmählich in Stagnation. Ich bin bereit, alles Notwendige zu tun, um einen schnellen und klaren Sieg zu erringen.«
An Vidads Stelle antwortete ein anderer Kogitor. »Wie wir von unseren derzeitigen Sekundanten erfahren haben, hat der Djihad erst vor wenigen Jahrzehnten begonnen.«
»Und Sie wundern sich, warum ich ungeduldig werde?«
»Es war nur eine Feststellung.«
»Im Gegensatz zu Ihnen beschränkt sich meine Existenz auf ein paar Jahrzehnte. Es ist nur natürlich, wenn ich danach strebe, während meiner Lebensspanne einen Erfolg zu erzielen.«
»Ja, das kann ich nachvollziehen. Doch die Gesamtdauer des Kampfes der Menschheit gegen Omnius hält bisher kaum länger als ein Jahrtausend an, was im Grund nicht besonders lange ist, wenn man die größeren Zusammenhänge betrachtet. Die Erinnerungen der Kogitoren in unserer kleinen Gruppe reichen doppelt so weit zurück, wie Ihnen bekannt sein dürfte.«
Vidad meldete sich wieder zu Wort. »Für einen vergänglichen Menschen wie Sie ist die Zeitwahrnehmung verzerrt und begrenzt, Serena Butler. Sie entspricht nicht dem Bild auf der großen Leinwand der Geschichte.«
»Seit Menschen die Geschichte aufzeichnen, ist die menschliche Lebensspanne das einzige sinnvolle Maß für die Zeit«, entgegnete sie mit leichter Schärfe in der Stimme. »Auch die Kogitoren waren einst Menschen.«
Serena atmete tief durch, um sich zu beruhigen und die Schroffheit aus ihren Worten zurückzunehmen. »Denken Sie an die Opfer der Denkmaschinen«, fuhr sie fort. »Jeder Mensch, der ums Leben gekommen ist, hatte ein Gehirn – was bedeutet, dass jeder das Potenzial hatte, zu einem Kogitor zu werden. Denken Sie an die Erkenntnisse, die wir hätten gewinnen können, wenn diese Menschenleben nicht vorzeitig durch Omnius ausgelöscht worden wären.«
Die Kogitoren verarbeiteten schweigend ihre Worte. Keats und die anderen Sekundanten standen unauffällig an den Wänden des Saals und betrachteten Serena mit offenkundiger Bewunderung.
»Wir stimmen Ihnen zu, dass es eine Tragödie ist«, antwortete Vidad schließlich.
Serena hob erneut die Stimme. »Seit vierunddreißig Jahren haben Menschenkrieger hart gekämpft und viel Leid erduldet. Eine ganze Generation wurde dezimiert, und mein Volk verliert allmählich jede Hoffnung. Die Menschen befürchten, dass wir diesen Djihad niemals gewinnen können, dass der Krieg jahrhundertelang ohne einen Sieg weitergehen wird. Sie verzweifeln, weil keine Lösung in Sicht ist.«
»Eine berechtigte Sorge«, sagte ein Kogitor.
»Aber ich will mich damit nicht zufrieden geben! Wir dürfen jetzt nicht unsere Antriebskraft verlieren. Mein Sohn musste ermordet werden, und die Menschen mussten mühsam motiviert werden, damit sie nach vielen Jahrhunderten der Apathie den Kampf gegen die Denkmaschinen aufnahmen.«
»Das ist ein menschliches Problem, das die Kogitoren nicht betrifft.«
»Bei allem gebührenden Respekt – aber in Krisenzeiten sind solche Bemerkungen häufig zu hören, wenn Feiglinge ihre Untätigkeit zu rechtfertigen versuchen. Werfen Sie einen Blick in Ihre historischen Erinnerungen.« Die Sekundanten von der Djipol grinsten und warfen
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