Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
der »Kriegsgefangene« der Liga wertvolle Einblicke in die Pläne und Reaktionen der Denkmaschinen ermöglicht.
Die Programme des Allgeistes waren kopiert, auseinander genommen und von den Cybernetikexperten der Liga untersucht worden. Zunächst wurden alle Daten als verdächtig eingestuft, weil sie vielleicht absichtlich durch Omnius verändert worden waren, obwohl der Computer vermutlich gar nicht zu einem derartigen Betrug in der Lage war.
Die Armee des Djihad hatte ein paar militärische Einsätze unternommen, die auf Informationen fußten, welche man aus der Kopie des Allgeistes gewonnen hatte. Als die Kämpfer eine Offensive gegen die wolkenverhangene Welt Bela Tegeuse gestartet hatten, hatten sie genaue Beschreibungen von dieser Omnius-Kopie erhalten. Doch das Gefecht hatte unentschieden geendet.
Nun, nach dreiundzwanzig Jahren ohne eine Aktualisierung, waren die in der Gelsphäre gespeicherten Daten veraltet. Der gefangene Omnius war weder in der Lage gewesen, sie vor der Rückkehr der Roboterkriegsflotte nach Zimia zu warnen – auch wenn dieser zweite Versuch von Primero Xavier Harkonnen durchkreuzt worden war –, noch hatte der Computer die Liga auf das Massaker von Honru vorbereitet, das so vielen wehrlosen Kolonisten das Leben gekostet hatte. Dennoch war der Gefangene von einigem Nutzen gewesen.
Holtzman kratzte sich in seiner dichten Haarmähne, während er die sich in der Luft drehende Sphäre beobachtete. Abgesehen von ihren Unzulänglichkeiten versorgt sie uns mit Hinweisen. Es ist nur eine Frage der richtigen Interpretation dieser Hinweise.
»Erasmus hat oft die unendliche Kreativität der menschlichen Vorstellungskraft gepriesen«, drang eine gelangweilte synthetische Stimme aus den mit der Sphäre verbundenen Lautsprechern, »doch Ihre Befragungen sind langweilig geworden. Müssten Sie nach so vielen Jahren nicht alles von mir gelernt haben, das Ihr beschränkter Verstand erfassen kann?«
Holtzman schob die Hand in die Tasche seines weißen Kittels. »Ich bin nicht hier, um dich bei Laune zu halten, Omnius.«
Während der vergangenen Jahre hatte er häufig mit diesem Omnius kommuniziert, doch niemals mit solcher Intensität. In den letzten Wochen, die er mit diesen Bemühungen verbracht hatte, hatte der berühmte Erfinder keinen Durchbruch erzielen können, ungeachtet seiner früheren Erfolge auf anderen Gebieten. Holtzman hoffte, dass er sich durch die Weckung allzu hoher Erwartungen nicht selbst ins Abseits gedrängt hatte.
Er versuchte zurückzurechnen und sich zu erinnern, wann alles angefangen hatte. Es war bereits ein Vierteljahrhundert her, seit er das junge Genie Norma Cevna eingeladen hatte, mit ihm zu arbeiten. Das zwergenwüchsige und unattraktive Mädchen von fünfzehn Jahren war ein hässliches Entlein im Vergleich zur statuenhaften Schönheit ihrer Mutter, einer mächtigen Zauberin von Rossak. Doch Holtzman hatte einige der innovativen Schriften des Mädchens gelesen und festgestellt, dass sie viel zu bieten hatte.
Norma hatte ihn nicht enttäuscht. Jedenfalls nicht zu Anfang. Sie arbeitete fleißig und entwickelte eine ungewöhnliche Idee nach der anderen. Sein höchst erfolgreiches Störfeld schützte ganze Planeten vor den Denkmaschinen, doch Norma hatte vorgeschlagen, das Prinzip auf kleinere tragbare Einheiten zu übertragen, die für Angriffe auf Synchronisierte Welten genutzt werden konnten. Norma hatte seine Feldgleichungen auch dazu benutzt, sich die inzwischen allgegenwärtigen Suspensorplattformen auszudenken ... und bewegliche Leuchtgloben, Lichtquellen, die nie erloschen. Es war nur eine Spielerei – obgleich eine sehr populäre und einträgliche.
Während desselben Zeitraums hatten Holtzman und sein Gönner Lord Niko Bludd Individualschilde entwickelt und vermarktet, die Gewinne nach Poritrin brachten, so schnell die Liga-Schiffe Bilanzen von den zentralen Bankkonten herbeischaffen konnten. Unglücklicherweise war die kommerzielle Verwertung der Leuchtgloben irgendwie ihrer Kontrolle entglitten. Norma Cevna hatte die Technik einfach ihrem Freund Aurelius Venport anvertraut, der mit seiner Firma VenKee Enterprises die Geräte gebaut und vertrieben hatte.
Doch die Ideen für die Suspensoren und Leuchtgloben hatte die naive Frau entwickelt, während sie unter seiner Schirmherrschaft gearbeitet hatte, und sie hatte dazu seine Feldgleichungen verwendet. Lord Bludd hatte bereits eine Darstellung des Sachverhalts beim Gerichtshof der Liga eingereicht und die
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