Dune Legenden 02 - Der Kreuzzug
Serena kam selten persönlich aus der Stadt der Introspektion, also war jede ihrer Reden zwangsläufig ein bedeutendes Ereignis.
Zwanzig befreite Menschen, Rebellen, die aus dem Schlachtfeld von Ix herausgeschmuggelt worden waren, saßen als Schaustücke in den vorderen Reihen. Sie starrten voller Ehrfurcht zur Priesterin hinauf. Dank Iblis' verstärkter Propaganda hatte jeder lebende Mensch – selbst in der dunkelsten Gefangenschaft auf Maschinenplaneten – von dieser Frau und ihrem zum Märtyrer gewordenen Kind gehört. Sie hatte sich zu einer hingebungsvollen Missionarin entwickelt, die unermüdlich arbeitete, um die Menschen gegen die abscheulichen Maschinen zu vereinen.
Als das Publikum verstummte, erhob sich Serenas melodische Stimme im Saal. »Viele von uns sind unmittelbare Zeugen der Tapferkeit, des Blutvergießens und der Opfer geworden, die nötig sind, die größte Verderbnis im Universum niederzuwerfen. Einige von Ihnen sind wahre Helden.«
Sie bat ein halbes Dutzend Männer und Frauen, sich zu erheben, und nannte jeden für seine tapferen und selbstlosen Taten beim Namen. Sie alle waren Zivilisten und hatten fürchterliche Schlachten überlebt. »Kommen Sie zu mir.« Serena winkte, und überall im großen Saal standen die Leute auf und applaudierten ihnen. Als die Flüchtlinge einer nach dem anderen vortraten, berührte die Priesterin sie wie bei einer Segnung am Kopf; Tränen liefen auf den Gesichtern herab, auch auf ihrem eigenen.
Serena erhob ihre Stimme herausfordernd und mit wütender Entschlossenheit. Tränen glitzerten auf ihren Wangen. »Ich habe etwas gesehen, was keine Mutter jemals sehen sollte: Mein schönes Kind wurde vor meinen Augen ermordet. Denken Sie an Ihre Babies und an meines. Ich bitte Sie, lassen Sie die Denkmaschinen dies nicht anderen Kindern antun.«
Als er ihrer meisterhaften Vortragsweise zuhörte, der perfekten Betonung und Diktion, spürte Iblis einen stolzen Schauder seine Wirbelsäule hinablaufen. Die Tränen waren eine ausgezeichnete letzte Note, und er zweifelte nicht, dass sie echt waren. Er hörte Serena die Formulierungen verwenden, die er geschrieben hatte, und nickte, als er ihre magische Wirkung auf das Publikum sah. Die Menschen waren hingerissen. Sie war eine ausgezeichnete Schülerin gewesen, seit er damit begonnen hatte, sie auf den Pfad des professionellen Fanatismus zu führen.
Zu Beginn war die junge Frau bereitwillig seinen Anweisungen gefolgt, um achtbare, edle Ziele zu erreichen. Doch nach den ersten Anzeichen, dass sie nicht mehr mit ihm übereinstimmte, hatte Iblis mögliche »Bedrohungen« für ihre Sicherheit erfunden, um sich die Rechtfertigung zu verschaffen, eine Gruppe seiner handverlesenen Seraphim zu ihren persönlichen Leibwächtern zu bestimmen.
Als Serena trotzdem immer unabhängiger geworden war, hatte er einen Attentatsversuch inszeniert, bei dem der »irregeleitete« Täter bequemerweise während der Verhaftung getötet worden war. Danach blieb Serena zu ihrem »Schutz« innerhalb der Mauern der Stadt der Introspektion, wo es ihm leichter fiel, ein Auge auf sie zu haben.
Er musste sicherstellen, dass Serena Butler sich niemals völlig sicher fühlte, sodass sie immer von ihm abhängig war.
Iblis entspannte sich, als er sah, dass alles unter Kontrolle war. Da seine Ankunft nicht bemerkt worden war, eilte er in einen Umkleideraum und zog sich trockene Sachen an. Bevor er den privaten Raum verlassen konnte, schlüpfte sein Djipol-Chef leise durch die Tür. »Großer Patriarch, es ist mir eine Freude, Ihnen mitzuteilen, dass unsere Arbeit mit Muñoza Chen nach Ihren Wünschen beendet wurde. Alles ist vorbereitet. Ein nette, saubere Lösung.«
Yorek Thurr war ein kleiner dunkelhäutiger Mann mit einem großen Schnauzbart und kahlem Kopf. Er trug ein dunkelgrünes Wams und spähte aus Schlitzaugen, die so stumpf und schwarz wie die eines Toten waren. Er war ein Meister mit der Garrotte, dem Stilett und verschiedenen anderen lautlosen Waffen. Zudem verfügte Thurr über die Fähigkeit, sich mit der größten Heimlichkeit zu bewegen – und als Djipol-Chef war er stets bereit, die Gebote des Großen Patriarchen zu befolgen. Es war gut, einen solchen Mann um sich zu haben.
Iblis gestattete sich ein Lächeln. »Ich wusste, dass ich mich auf Sie verlassen kann.«
Seit der Gründung der Djihad-Polizei hatte sich Thurr als wertvoller Informant erwiesen. Er enttarnte wirkliche Spione, unauffällige, doch sehr mächtige Menschen, die
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