Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
wie sein Schützling etwas Gleichartiges versuchte. Der Rollentausch an sich war ein recht bemerkenswerter Vorgang. Erasmus erkannte keine Fehler in Gilbertus' Vorgehensweise. Leider zeigten sich aber keinerlei äquivalente Ergebnisse.
Aufgrund medizinischer Untersuchungen wusste Erasmus, dass der Serena-Klon das volle biologische Potenzial ihrer Gene besaß, aber hinsichtlich der mentalen Kapazität große Mängel aufwies. Viel wichtiger war jedoch, dass sie keine bedeutenden Lebenserfahrungen gesammelt hatte, keine Zumutungen und Herausforderungen erlebt hatte, von denen seinerzeit die originale Serena geprägt worden war. Der Klon war die ganze Zeit viel zu behütet, viel zu umsorgt gewesen – und deshalb dumm geblieben.
Plötzlich kam Erasmus eine Idee, wie er die Situation bereinigen könnte. Auf dem Platingesicht des Roboters bildete sich ein breites Grinsen, während er sich durch die raschelnde Hecke schob und zu Gilbertus ging, der seinem Mentor zulächelte. »Hallo, Vater. Wir haben eben über Astronomie diskutiert. Heute Abend möchte ich Serena den Nachthimmel zeigen und ihr die Sternbilder erklären.«
»Das hast du schon einmal getan«, stellte Erasmus fest.
»Ja, aber heute Abend versuchen wir es noch einmal.«
»Gilbertus, ich habe beschlossen, dir ein vorzügliches Angebot zu machen. Es sind noch Serena-Butler-Zellen vorhanden, sodass wir zahlreiche weitere Klone schaffen können, die voraussichtlich dem jetzigen Exemplar überlegen sein dürften. Ich erkenne an, wie sehr du dich darum bemühst, diese Serena-Version auf dein Niveau zu heben. Es ist nicht deine Schuld, dass du keinen Erfolg hast. Darum schlage ich vor, dass ich dir als Geschenk einen neuen identischen Klon besorge.« Erasmus verbreiterte sein Flussmetall-Grinsen. »Wir ersetzen dieses Exemplar, damit du von vorn anfangen kannst. Bestimmt erzielst du das nächste Mal bessere Resultate.«
Gilbertus starrte ihn mit einer Miene des Entsetzens und der Ungläubigkeit an. »Nein, Vater, das kannst du unmöglich tun!« Er griff nach Serenas Arm. »Ich lasse es nicht zu.« Gilbertus zog Serena an sich und sprach leise auf sie ein, um sie zu beschwichtigen. »Keine Angst, ich beschütze dich.«
Obwohl er diese Reaktion nicht verstand, widerrief Erasmus schnell sein Angebot. »Es gibt keinen Anlass zur Empörung, Gilbertus.«
Gilbertus blickte den Roboter über die Schulter an, als hätte er an ihm schweren Verrat verübt, und führte den Klon rasch davon. Erasmus blieb nachdenklich zurück und versuchte das soeben Erlebte einzuschätzen.
Auch spät am Abend behielt der Roboter Gilbertus und den Klon unter Beobachtung, während sie vor der Villa im Freien zum Nachthimmel hinaufblickten. Obwohl die Triebwerksglut der ständig umherkreuzenden Kriegsschiffe den dunklen Hintergrund verfälschte, zeigte Gilbertus dem Klon Sternbilder, deutete ihre Umrisse an und erklärte anhand alter Sternkarten die Zusammenhänge. Serena wirkte fröhlich und entdeckte eigene Muster am Himmel.
Erasmus fühlte sich sonderbar beunruhigt, ja besorgt. Während er Jahre damit verbracht hatte, Gilbertus zu unterrichten, hatte er zumindest positive Hinweise auf die Fortschritte seines Zöglings erhalten, was ihm einen gewissen Lohn bedeutet hatte. Selbst die Original-Serena war mit ihrer scharfen Zunge und ihrer emotionalen Zankhaftigkeit für ihn eine ebenbürtige mentale Gegnerin gewesen.
Doch dieser Klon hatte Gilbertus überhaupt nichts Gleichwertiges zu bieten.
Ganz gleich, wie häufig Erasmus' Gedankengänge durch sein Gelschaltkreis-Gehirn kreisten, er konnte in Gilbertus' Haltung keinerlei Sinn erkennen. Ein hoch entwickelter autonomer Roboter müsste auch ein solches Rätsel lösen können. Aber obwohl er die beiden Menschen im Verlauf der Nacht stundenlang beobachtete, gewann er keine aufschlussreichen Erkenntnisse.
Was findet Gilbertus nur an ihr?
57
All denen, die wissen, wohin sie zu schauen haben, liefert die Vergangenheit klare Hinweise für unseren Weg in die Zukunft.
Geschichte der VenKee Enterprises
Nach der Rückkehr von Rossak, wo sie für die erteilte Warnung weder Dank erwartet noch erhalten hatte, stand Norma mit einem gewissen Befremden nackt vor einem Spiegel. Obwohl sie nicht eitel war, untersuchte sie ihren Leib über eine Stunde lang. Der klassische Körperbau und die milchige Haut hätten sie zum Inbegriff der Vollkommenheit machen müssen, doch nun traten mit unerfreulicher Häufigkeit Unvollkommenheiten auf:
Weitere Kostenlose Bücher