Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Marques. Es war wie eine grausame Ironie, dass ausgerechnet die mächtigsten Zauberinnen viel anfälliger für diese Version des Retrovirus waren als die normale Bevölkerung von Rossak.
Während der Arbeit fiel Raquella ein seltsam aussehender Junge auf, der das Geschehen mit rehäugiger Neugierde aus der Ferne beobachtete. Sie hatte ihn schon des Öfteren gesehen, wie er still und fleißig die Krankenzimmer reinigte oder Botengänge für das medizinische Personal übernahm.
Sie wusste, dass in der kontaminierten Umwelt von Rossak zahlreiche Mutagene vorkamen, die immer wieder Geburtsfehler, Deformierungen und geistige Behinderungen vor allem bei männlichen Kindern auslösten. Karee bemerkte Raquellas Interesse an dem jungen Mann. »Das ist Jimmak Tero, einer von Ticias Söhnen. Allerdings hat sie ihn aufgrund seiner offensichtlichen Defekte nie angenommen. Sie sagt, er gehört zu den Missgeburten.«
Der junge Mann sah, dass sie in seine Richtung schaute, und wollte sich erschrocken davonschleichen. Raquella winkte Jimmak zu und sprach ihn mit sanfter, beruhigender Stimme an. »Komm her, Jimmak. Ich kann deine Hilfe gebrauchen.« Sie tat einen schnellen, seufzenden Atemzug. »Es überrascht mich, dass sie ihn nicht unmittelbar nach der Geburt getötet hat. Ist das vielleicht ein Anzeichen, dass Ticia Cevna doch ein Herz besitzt?«
Karee lächelte matt. »Ich bin überzeugt, dass es dafür andere Gründe gibt.«
Schüchtern näherte sich der Junge und blickte sie mit wissbegierigen Augen an. Es schien ihn zu freuen, dass er sich für sie nützlich machen konnte. »Was braucht Doktorfrau?« Seine Sprache war stockend.
»Doktorfrau?« Sie lächelte und versuchte sein Alter einzuschätzen. Fünfzehn oder sechzehn, vermutete sie. »Könntest du uns etwas Trinkwasser aus dem Sterilisator bringen, bitte? Nortie und ich haben so schwer gearbeitet, dass wir seit Stunden nicht dazu gekommen sind, etwas zu trinken.«
Er sah sich nervös um, als hätte er Angst davor, etwas Falsches zu tun. »Wollt ihr auch essen? Ich kann Essen aus dem Dschungel holen. Ich weiß, wo ich Sachen finde.«
»Vorläufig nur Wasser. Vielleicht essen wir später etwas.« Sie bemerkte sofort, wie sehr ihn diese Antwort erfreute.
Nachdem sie die Seren injiziert hatten, führte Raquella regelmäßige Bluttests durch, um die Wirksamkeit der Behandlung zu überprüfen, aber die Ergebnisse waren enttäuschend. Keins von Dr. Suks potenziellen Heilmitteln versprach auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg.
Viele Patienten waren an überlastete Filteranlagen angeschlossen, die ihr Blut aus den Armvenen pumpten, die toxische Komponente X herauswuschen und es wieder dem Kreislauf zuführten. Doch die infizierten Lebern produzierten immer neues Gift, und die Patienten würden schon nach wenigen Stunden eine neue Dialyse benötigen. Es waren nicht annähernd genug Maschinen da.
Raquella bemerkte, dass Ticia Cevna durch die Reihen der Patienten schritt, nach Plaz-Gelschaltkreisspeichern griff und sie überflog, während sie in schroffem Tonfall zu den Zauberinnen an ihrer Seite sprach. Sie wirkte gereizt und schien ihre Angst kaum noch zügeln zu können. In abfälligem Ton sagte Ticia: »Ihre Medizin bewirkt nicht mehr als die Gebete der Kult-Anhänger. Ihre Arbeit ist völlig wertlos.«
Raquella ließ sich nicht provozieren. Sie hegte selbst schon genug Schuldgefühle und hatte es nicht nötig, dass die Höchste Zauberin ihr neue einredete. »Es ist besser, es zu versuchen, als darauf zu warten, dass die Natur ihren Lauf nimmt. Wenn Menschen in aussichtslosen Situationen nicht mehr kämpfen würden, wären wir alle Sklaven von Omnius.«
Ticia bedachte sie mit einem arroganten Lächeln. »Ja, aber wir haben auf äußerst wirksame Weise gekämpft!«
Nun wurde Raquella wütend und stemmte die Hände in die Hüften. »HUMED hat uns hierher geschickt, weil Sie mit Ihren Bemühungen erfolglos waren.«
»Wir haben Sie nicht gebeten, zu uns zu kommen. HUMED hat uns Ihre Unterstützung aufgedrängt. Sie können hier nichts für uns tun – im Gegenteil, seit Ihrer Ankunft ist die Seuche sogar noch schlimmer geworden. Schauen Sie sich die Zahlen der Opfer an.« Wut und Anspannung verzerrte die Stimme der Höchsten Zauberin. »Vielleicht haben Sie einen neuen Virusstamm eingeschleppt. Oder durch Ihre angeblichen Therapien verbreitet sich die Krankheit noch schneller als zuvor.«
»Das ist lächerlicher Aberglaube«, erwiderte Raquella. »Die Schwachen
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