Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Blick erwiderte, reagierte Raquella verdutzt, weil sie in der Abteilung einen gesunden Fremden sah. Er ging auf sie zu und öffnete den Mund, um sie anzusprechen, aber plötzlich prallte sie erschrocken zurück. Ein Patient sprang Vorian hinterrücks an, zerrte ihm die Atemmaske herunter, drosch auf ihn ein und spuckte ihm ins Gesicht. Unwillkürlich setzte sich Vorian zur Wehr und schleuderte den Angreifer beiseite. Der irregeleitete Kranke fuchtelte mit dem Fetzen einer Fahne, die Serenas Kind Manion zeigte, und heulte Gebete, flehte die Drei Märtyrer an, sie sollten ihn und alle anderen Kranken retten.
Vorian schob den Schreihals von sich, und das Personal schleppte den Mann sofort zu einer Liege, auf der er festgeschnallt wurde. Während er um Fassung rang, wollte Vorian die Atemmaske wieder auf Mund und Nase stülpen, aber schon war Raquella zur Stelle und sprühte ihm etwas ins Gesicht und in die Augen.
»Ein Mittel gegen Viren«, erklärte sie in knappem, sachlichem Tonfall. »Nur teilweise wirksam, aber wir haben noch nichts Besseres gefunden. Ich kann nicht sagen, ob das Virus in Ihren Mund oder Ihre Augen gelangt ist. Die Ansteckungsgefahr ist groß.«
Er dankte ihr, erwähnte jedoch nicht, dass er sich für immun hielt, sondern schaute nur in Raquellas hellblaue Augen. Vorian konnte nicht mehr aufhören zu lächeln.
Es war eine recht merkwürdige Weise, seine Enkelin kennen zu lernen.
»Vorian Atreides«, sagte Dr. Suk. Gleich nach der Attacke hatte er Vorian in einem kleinen privaten Praxiszimmer untersucht, obwohl er eine Vielzahl von Patienten in wesentlich schlimmerem Zustand zu betreuen hatte. » Der Vorian Atreides? Es war sehr unklug von Ihnen, zu uns zu kommen.«
Suks Haut war von so dunklem Braun, das sie fast ans Schwarze grenzte. Er sah aus, als wäre er etwa vierzig, er hatte ein paar harmlose Falten im Gesicht und große, braune Augen, wirkte nun allerdings ruhelos und gehetzt. Eine wilde schwarze Mähne, die er mit einer Silberspange im Nacken zusammenhielt, betonte noch seine jungenhaften Gesichtszüge und verlieh ihm die Erscheinung eines erwachsenen Schlingels.
In dem isolierten Praxisraum stank es nach herben Desinfektionsmitteln. Vorian hatte keine Lust, von seiner Lebensverlängerungsbehandlung zu erzählen. »Entweder überlebe ich ... oder nicht.«
»Das Gleiche kann man von uns allen sagen. Die Seuche lässt uns eine etwa gleich große Aussicht, sie zu überstehen oder zu sterben.« Suk reichte ihm die Hand, die in einem Handschuh steckte, dann drückte er Raquellas Hand mit einer Geste, die deutlich bezeugte, wie nahe sie sich schon seit langem standen. Viele Menschen wären durch die Krise der Epidemie in gemeinsame Verzweiflung gestürzt worden, aber Suk und Raquella waren schon zu lange ein Paar.
Nachdem der Arzt hinausgeeilt war, um sich wieder seinen Pflichten zu widmen, wandte sich Raquella an Vorian und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Was treibt der Oberkommandierende der Djihad-Armee ohne Leibwache auf Parmentier?«
»Ich mache einen Abstecher, um mich mit einer persönlichen Angelegenheit zu befassen. Ich möchte dich kennen lernen.«
Zwei Wochen des Ringens gegen die Epidemie hatten Raquellas emotionales Empfindungsvermögen erschöpft. »Und wieso?«
»Ich war ein Freund deiner Großmutter Karida«, gestand Vorian. »Ein sehr enger Freund, aber dann habe ich sie im Stich gelassen. Schon seit längerem weiß ich, dass wir eine gemeinsame Tochter hatten, doch bis vor kurzem hatte ich keine Ahnung von ihrem Schicksal. Eine Tochter namens Helmina. Sie war deine Mutter.«
Mit aufgerissenen Augen starrte Raquella ihn an; dann begriff sie anscheinend alles mit einem Schlag. »Sie sind doch nicht der Soldat, den meine Großmutter geliebt hat? Aber ...«
Vorian reagierte mit einem verlegenen Lächeln. »Karida war eine wunderschöne Frau, und dass sie tot ist, betrübt mich sehr. Ich wünschte, ich hätte damals manches anders gehalten, aber ich bin nicht mehr derselbe Mensch wie zu jener Zeit. Deshalb bin ich nach Parmentier geflogen, um nach dir zu suchen.«
»Meine Großmutter dachte, Sie wären im Djihad gefallen.« Raquella legte die Stirn in Falten. »Aber der Name, den sie nannte, lautete nicht Vorian Atreides.«
»Aus Sicherheitsgründen musste ich Tarnnamen verwenden. Wegen meines hohen Rangs.«
»Und vielleicht auch aus anderen Gründen? Weil Sie niemals die Absicht hatten, zu ihr zurückzukehren?«
»Der Djihad ist ein launischer Geselle. Ich
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