Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
aussah. »Kehren Sie um! Die Landung auf Parmentier ist verboten. Wegen Omnius' Geißel stehen wir unter allerstrengster Quarantäne.«
»Omnius ist für die Menschheit schon immer eine Geißel gewesen«, sagte Vorian. »Erklären Sie mir mehr über die Seuche.«
»Sie wütet schon seit Wochen, und uns hat man auf die Orbitalstationen geschickt, um die Einhaltung der Quarantäne zu überwachen. Die Hälfte von uns ist ebenfalls krank. Einige Stationen sind inzwischen ganz ausgefallen.«
»Ich gehe das Risiko ein«, entgegnete Vorian. Impulsiv war er – oftmals zur Bestürzung seines Freundes Xavier – schon immer gewesen. Die lebensverlängernde Behandlung, der Agamemnon ihn vor fast einem Jahrhundert unterzogen hatte, schützte ihn gegen Erkrankungen. In all den Jahren hatte er nicht einmal die leichteste Erkältung gehabt. »Eine Quarantäne hat den Zweck, Personen am Abflug zu hindern, nicht an der Landung.«
Die abgehärmte Frau fluchte, nannte ihn einen Narren und unterbrach die Verbindung.
Zuerst dockte Vorian an der schweigenden Orbitalstation an. Man mochte ihm Warnungen senden, so viel man wollte, im Befolgen von Befehlen war er nie gut gewesen. Die Dream Voyager schwebte Luke an Luke und aktivierte die standardmäßig konfigurierten Schleusenpforten. Noch einmal identifizierte sich Vorian, wartete aber auch dieses Mal vergeblich auf Antwort. Dann öffnete er die Schleusen, um mehr über die auf der Oberfläche von Parmentier ausgebrochene Epidemie zu erfahren.
Als er zum ersten Mal schnupperte, was eigentlich recycelte und sterilisierte Luft hätte sein sollen, lief ihm ein Schauder über den Rücken. Nach etlichen Jahrzehnten im Krieg hatte er ein nahezu übersinnliches Gespür für Schwierigkeiten entwickelt. Er aktivierte seinen Körperschild und überzeugte sich davon, dass das Kampfmesser griffbereit an seiner Seite hing. Ihm war der unmissverständliche Geruch des Todes nur allzu vertraut.
Aus den Lautsprechern der Orbitalstation plärrte eine Warndurchsage. »Code eins: Großalarm. Suchen Sie unverzüglich die Schutzräume auf!«
Die sinnlos gewordene Durchsage ertönte noch einmal, dann folgten Knistern und Stille. Wie viele Mitglieder der Besatzung mochten sie ignoriert oder sich zu spät danach gerichtet haben? Anscheinend hatten die noch gesunden Männer und Frauen in der Hoffnung, der Seuche entkommen zu können, die Station fluchtartig verlassen. Er bezweifelte, dass sie Zugang zu einem Fernraumschiff gehabt hatten, mit dem es ihnen möglich gewesen wäre, zu anderen Liga-Welten zu fliehen. Zum Glück.
Vorians Stiefel klackten auf dem Polymer-Deck. Hinter einer Wachstation fand er auf dem Boden zwei Leichen, einen Mann und eine Frau in braun-schwarzen Uniformen. Angehörige der Miliz von Parmentier. Verkrustete Flüssigkeitsreste bedeckten ihre Haut, auf dem Boden waren getrocknetes Blut und Exkremente zu sehen. Ohne die Opfer anzufassen, schätzte Vorian, dass sie seit mehreren Tagen tot sein mussten, vielleicht sogar seit einer Woche.
Im hinteren Raum der Wachstation fand er eine Wand voller Überwachungsmonitore. Jeder Bildschirm zeigte im Wesentlichen das Gleiche: leere Korridore und Räume mit vereinzelten Toten. Während auf anderen Orbitalstationen reduzierte Besatzungen weiter den Dienst versahen, war diese Station aufgegeben worden. Vorian hatte bereits vermutet, dass die Kommunikation mit dem Planeten inzwischen zusammengebrochen war oder dafür kein Personal mehr zur Verfügung stand. Die Lage in diesem Satelliten bestätigte seinen Verdacht. Da es für ihn nichts weiter in dieser Geisterstation zu tun gab, kehrte er in die Dream Voyager zurück.
Er hoffte, das sich seine Enkelin an einem sicheren Ort aufhielt. Dann schüttelte er den Kopf. Wie konnte er sich um eine einzelne Frau sorgen, der er noch nie begegnet war, wenn Millionen Menschen der Tod droht? Aber wenn sie Ärztin war und mit Mohandas Suk zusammenarbeitete, wurden Raquellas Dienste gegenwärtig dringender denn je benötigt. Vorian lächelte vor sich hin. Falls sie echtes Atreides-Blut in den Adern hatte, befand sie sich wahrscheinlich mitten im Geschehen ...
Nachdem er in der Hauptstadt Niubbe gelandet war, die man auf den Grundmauern eines ehemaligen Omnius-Industriekomplexes errichtet hatte, traf Vorian zu seiner großen Erleichterung zahlreiche Lebende an, auch wenn die meisten eher lebenden Toten glichen und den Eindruck erweckten, als könnten sie jeden Moment umfallen. Viele brabbelten und wirkten
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