Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
konnte nichts versprechen. Ich ...« Vorian verstummte. Er wollte keine Lügen erzählen und auch nicht nur die Tatsachen verdrehen.
Solche Gedanken waren für Vorian etwas Neues. Während des größten Teils seines langen Lebens war er ein Freigeist gewesen, und die Vorstellung einer Familie hatte ihn stets abgeschreckt, weil er sie mit Ketten und sonstigen Beschränkungen in Verbindung brachte. Doch trotz des Ausbleibens einer innigeren Beziehung zu Estes und Kagin war er zur Einsicht gelangt, dass eine Familie auch unbegrenzte Möglichkeiten der Liebe eröffnete.
»Mein Großvater sieht kaum älter als Sie aus.« Offenbar löste dieser Sachverhalt bei Raquella Interesse aus, aber die Epidemie nahm sie dermaßen in Anspruch, dass nur eine matte Reaktion erfolgte. »Ich würde Sie gerne näher untersuchen, genetisches Material testen, Ihre Blutzusammensetzung analysieren ... aber dem kann ich zurzeit keine Priorität einräumen. Nicht angesichts dessen, was hier geschieht. Und ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, dass es reichlich ... selbstsüchtig erscheint, während der derzeitigen Krise einer unehelichen Enkelin einen Privatbesuch abzustatten.«
Vorian lächelte gequält. »Hinter mir liegen acht Jahrzehnte Djihad. Es gibt immer gerade eine ›derzeitige Krise‹. Und nachdem ich gesehen habe, was hier geschieht, bin ich froh, nicht gewartet zu haben.« Er fasste sie an beiden Händen. »Begleite mich nach Salusa Secundus. Dort kannst du deine Aussagen und Anforderungen dem Parlament vortragen. Wir beauftragen die besten medizinischen Expertenteams der Liga mit der Entwicklung eines Heilmittels, schicken diesem Planeten jede nur erdenkliche Hilfe ...«
Sie fiel ihm ins Wort. »Wenn Sie wirklich der Überzeugung sind, dass ich die Enkelin des großen Vorian Atreides bin, können Sie doch unmöglich glauben, dass ich mich absetze, während es hier so viel zu tun gibt, so vielen Menschen geholfen werden muss!« Sie hob die Augenbrauen, und Vorian schwoll das Herz. Natürlich hatte er keine andere Antwort erwartet. Raquella musterte ihn mit intelligentem Blick. »Und es liegt mir wahrhaftig fern, das Risiko einzugehen, die Seuche weiterzuverbreiten. Aber sollten Sie darauf bestehen, Salusa anzufliegen, Oberkommandierender, dann melden Sie der Liga, mit welch riesigen Problemen wir hier zu kämpfen haben. Wir benötigen Ärzte, medizinische Ausrüstung und Seuchenspezialisten.«
Vorian nickte. »Falls diese Epidemie in der Tat auf das Konto der Denkmaschinen geht, dann dürfte Omnius sie mit Gewissheit nicht nur auf Parmentier, sondern auch auf anderen Liga-Welten ausgestreut haben. Die gesamte Liga muss gewarnt werden.«
Beunruhigt entzog sich Raquella seinen Händen und stand auf. »Ich gebe Ihnen alle unsere Aufzeichnungen und Untersuchungsergebnisse mit. Die Seuche ist hier außer Kontrolle geraten. Der Verursacher ist ein RNS-Retrovirus. Innerhalb kürzester Zeit sind hunderttausende von Menschen gestorben, die direkte Sterblichkeitsrate beträgt mehr als vierzig Prozent, also ohne die Todesfälle, zu denen es durch nachfolgende Infektionen, Dehydration, Organversagen und so weiter kommt. Wir können die Symptome behandeln, wir versuchen den Erkrankten das Los zu erleichtern, aber bis jetzt gibt es keine Abhilfe gegen das Virus.«
»Besteht die Aussicht, ein Gegenmittel zu finden?«
Raquella hob den Kopf, als aus der überbelegten Abteilung Geschrei ertönte, dann seufzte sie. »Nicht mit unseren hiesigen Einrichtungen. Uns fehlt es an Vorräten und Personal, um sämtliche Erkrankten zu behandeln. Sobald er nur den kleinsten Moment abzweigen kann, beschäftigt sich Mohandas mit Forschungsarbeiten und untersucht den Ansteckungsverlauf. Wir erleben in diesem Fall nicht das übliche Muster einer Virusinfektion. Das Leiden entsteht in der Leber, etwas völlig Unerwartetes. Dieser Aspekt ist erst vor wenigen Tagen entdeckt worden. Heilungsmöglichkeiten sind nicht in ...« Sie brach mitten im Satz ab. »Wir können nur noch hoffen.«
Vorian dachte daran, dass er seine Jugend als Trustee der Denkmaschinen vergeudet hatte, blind für all das Unheil, das sie anrichteten. »Ich hätte schon vor längerem berücksichtigen sollen, dass die Denkmaschinen es eines Tages mit so etwas versuchen. Omnius ... oder Erasmus, das erscheint mir viel wahrscheinlicher.« Nach kurzem Zögern legte er die Atemmaske ab. »Was du hier erreicht hast, all das schier Unmögliche, das du anpackst ... all das beweist eine edle
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