Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
Flüchtlingsraumschiffe sammelten, die Vertreter der wichtigsten genetischen Ausprägungen der Menschheit an Bord hatten, erlangte die Hauptwelt der Liga den Ruf eines »Archenplaneten.« Doch kein Raumschiff durfte landen; vielmehr blieben sie im Orbit des Planeten in Quarantäne. Der durch die Blockade verursachte Rückstau hatte zur Folge, dass sich im Weltraum tausende und bald zehntausende von Raumfahrzeugen aller Konfigurationen tummelten und die Anflugrouten verstopften. Sie stammten von über hundert Planeten.
Inzwischen hatte die Seuche zweiundzwanzig Liga-Welten heimgesucht, und es wurden Milliarden von Todesfällen gemeldet.
Nachdem Abulurd von der Bewährungsprobe auf Ix zurückgekehrt war – in dem Bewusstsein, dass viele der Menschen, die dort hatten zurückbleiben müssen, mittlerweile tot waren –, wartete er mit dem umgebauten Javelin-Zerstörer, an Bord seine isolierten Schutzbefohlenen sowie die ungeduldige Ticia Cevna, auf den Ablauf der Inkubationszeit. Jede von Ix mitgenommene Person war gesondert untergebracht, war untersucht und schließlich für gesund befunden worden. Selbst im Tumult vor dem Start hatten sich die Sicherheitsvorkehrungen bewährt. Auf dem langen Rückflug nach Salusa war kein Flüchtling und kein Besatzungsmitglied erkrankt.
Unterwegs hatte Abulurd zu seiner verwegenen Entscheidung gestanden und der überraschten Besatzung mitgeteilt, dass er wieder den Namen der Familie Harkonnen angenommen hatte. Er gab Erklärungen zu den damaligen Ereignissen ab, um darzulegen, wieso Xavier Harkonnen irrtümlich zu einer so verhassten Person geworden war, aber für die Zuhörer war das alles längst vergangene Geschichte, und viele zweifelten seine Auslegung der historischen Fakten an. Auf jeden Fall wunderte es sie, warum der Cuarto so lange nach den Geschehnissen noch an der offiziellen Geschichtsschreibung rütteln wollte.
Da er Kommandant des Javelin-Zerstörers war, stellten sie seinen Entschluss nicht offen infrage, aber ihre Mienen sprachen Bände. Dagegen war Ticia Cevna an keinerlei militärische Formalitäten gebunden und ließ durchblicken, dass der junge Offizier nach ihrer Auffassung den Verstand verloren hatte.
Als die Quarantäne endete, verließ Ticia Cevna heilfroh Abulurds Raumschiff und stieß zu anderen Zauberinnen, um den umfangreichen neuen Katalog mit genetischen Daten zusammenzustellen. Schnelle Bibliothekskurierschiffe beförderten die angehäuften Mengen Datenrohmaterials zu den Felsenstädten auf Rossak. Abulurd wusste nicht, was die Zauberinnen mit all den Zuchtinformationen anfangen wollten; er war einfach nur froh darüber, die unerträgliche, egozentrische Person vom Hals zu haben.
Im Militärhauptquartier von Zimia erschien Abulurd vor seinem Vater, um Meldung zu erstatten. Seit er von Vorian Atreides über Rikovs Tod informiert worden war, befand sich Primero Quentin Butler in düsterer Stimmung. Er rang noch mit Schuldgefühlen, denn sein Bataillon hatte sich in der Nähe von Parmentier aufgehalten, als die ersten Biowaffen-Projektile aufgetaucht waren. Hätten seine Djihad-Kriegsschiffe die Geschosse vernichtet, bevor sie in die Atmosphäre eindringen konnten ... Aber er war ein hoch qualifizierter Soldat und hatte sich der Vernichtung des Allgeistes verschrieben. Der Primero würde auch weiterhin die Armee führen, seine militärischen Mittel zweckmäßig anwenden und den gerechten Djihad fortsetzen.
Statt Abulurd zu einer anderen Liga-Welt zu schicken, um weitere Seuchenflüchtlinge zu retten, befahl Quentin seinem jüngsten Sohn, auf Salusa zu bleiben und die Quarantäne- und Umsiedlungsmaßnahmen zu unterstützen. Diese Aktivitäten hatten einen enormen Umfang angenommen, weil Raumschiff um Raumschiff voller furchtsamer Liga-Bürger die Planeten verließ und den »Archenplaneten« anflogen. Ein starkes Kontingent der Djihad-Armee beschäftigte sich ausschließlich mit der Aufgabe, zu verhindern, dass irgendein Raumfahrzeug landete und die Passagiere sich auf Salusa zerstreuten, bevor die Quarantänefrist abgelaufen war und man die Unbedenklichkeit einer Landung von ärztlicher Seite attestiert hatte.
Abulurd quittierte den neuen Auftrag mit einem knappen Nicken. »Noch etwas, Vater. Nach ausgiebiger Sichtung aller historischen Dokumente und gründlichen Überlegungen ist mir klar geworden, dass die Geschichtsschreibung meinen eigentlichen Familiennamen zu Unrecht besudelt hat.« Er zwang sich zum Weitersprechen. Es war klüger, den Primero
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