Dune Legenden 03 - Die Schlacht von Corrin
einnimmt, aber ich bin es überdrüssig geworden, um die Wahrheit zu kämpfen, Abulurd. Bevor sie nach Corrin abflog, hatte Serena uns eine Mitteilung hinterlassen. Sie wusste, dass sie höchstwahrscheinlich in den Tod ging, in den Märtyrertod. Darin erklärte sie, warum persönliche Empfindungen hinter der Sache zurückstehen müssen. Xavier vertrat den gleichen Standpunkt, ihn hat es nie geschert, ob er Orden erhielt, ob man zu seinen Ehren Denkmäler errichtete oder wie die Geschichtsschreibung ihn einstufen würde.«
Vorian zwang sich dazu, die Finger zu lockern. »Xavier wusste genau, dass die meisten Menschen nicht verstehen würden, was er getan hatte. Die Position des Großen Patriarchen war zu stark, er stützte sich auf die mächtige Djipol und auf Propagandaspezialisten. Jahrzehntelang bastelte Iblis Ginjo an seinem Mythos, während Xavier nur ein Soldat war, der so tapfer kämpfte, wie er konnte. Als er herausfand, was Iblis mit einer weiteren menschlichen Kolonie anzustellen beabsichtigte, als er den Plan entdeckte, den der Große Patriarch mit den Tlulaxa hinsichtlich der Organfarmen ausgeheckt hatte –, wusste er, was er tun musste. Die Folgen kümmerten ihn nicht.«
Voller Faszination, mit einer Mischung aus Betroffenheit und Hoffnung, beobachtete Abulurd ihn. Der Adjutant wirkte plötzlich wieder sehr jung.
»Xavier war ein großer Mann, der eine notwendige Tat vollbracht hat.« Vorian hob matt die Schultern. »Es kam zu Iblis Ginjos Sturz, die Organfarmen der Tlulaxa wurden geschlossen, ihre verdorbenen Forscher auf schwarze Listen gesetzt und in alle Welt verstreut. Und der Djihad erlebte eine Erneuerung, die die letzten sechzig Jahre leidenschaftlichen Ringens zur Folge hatte.«
Abulurd wirkte immer noch verstört. »Aber was ist mit der Wahrheit? Wenn Sie wissen, dass mein Großvater zu Unrecht der Niedertracht beschuldigt wird, warum haben Sie nie versucht, die Vorwürfe zu widerlegen?«
Vorian schüttelte traurig den Kopf. »Niemand wollte auf mich hören. Das Aufsehen, das ich erregt hätte, wäre als Störung empfunden worden. Noch heute würde es unsere militärischen Anstrengungen beeinträchtigen, wenn wir mit dem Finger aufeinander zeigen und Gerechtigkeit verlangen würden. Familien würden die eine oder andere Partei ergreifen, man würde Blutrache schwören ... Und währenddessen würde Omnius uns weiter bedrängen.«
Der junge Offizier schien mit dieser Erklärung keineswegs zufrieden zu sein, aber er sagte nichts dazu.
»Ich kann nachvollziehen, was Sie jetzt empfinden, Abulurd. Glauben Sie mir, Xavier hätte selbst niemals eine Revision der Geschichte zu seinen Gunsten angestrebt. Inzwischen ist viel, viel Zeit verstrichen. Ich bezweifle sehr, dass diese Dinge noch irgendjemand interessieren.«
»Mich interessieren sie sehr.«
Vorian bedachte ihn mit einem matten Lächeln. »Ja, und jetzt kennen Sie die Wahrheit.« Er lehnte sich auf der Sitzbank zurück. »Aber unser langer Kampf wird ausschließlich durch die dünnen Fäden des Heldentums und der Mythen zu einem gemeinsamen Anliegen. Die Überlieferungen um Serena Butler und Iblis Ginjo sind sorgsam ausgefeilt worden, und die Märtyrer-Jünger haben beide zu weit größeren Gestalten erhoben, als sie es jemals waren. Zum Wohl der Menschheit und für die Kraft des Djihad müssen sie unbefleckte Symbole bleiben. Gleiches gilt, obwohl er es nicht verdient, für den Großen Patriarchen.«
Dem jungen Adjutanten zitterte die Unterlippe. »Dann ... dann war mein Großvater also gar kein Feigling?«
»Ganz und gar nicht. Ich würde ihn als Helden preisen.«
Abulurd senkte den Kopf. »Ich werde auch nie ein Feigling sein«, schwor er und wischte sich Tränen aus den Augen.
»Das ist mir klar, Abulurd. Außerdem sollen Sie wissen, dass Sie für mich wie ein Sohn sind. Es hat mich stolz gemacht, Xaviers Freund zu sein, und ebenso bin ich stolz darauf, Sie zu kennen.« Vor legte dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter. »Vielleicht können wir dieses schreckliche Unrecht eines Tages rückgängig machen. Aber zuvor müssen wir Omnius vernichten.«
3
Eine Geburt auf dieser Scholle bedeutet die Geburt eines Kriegers.
Schwertmeister Istian Goss,
zu seinen Schülern
Die Djihad-Armee hatte geschworen, Honru den Denkmaschinen zu entreißen, ganz gleich, welchen Blutzoll es kosten sollte. Nach einem Jahrhundert des heiligen Krieges Serena Butlers hatten sich die Menschen an außerordentliche Opfergänge
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