Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
beobachtete er, während er für die Sicherheit seiner Familie sorgte.
Alle Schuld an der »Gewürzkrise« landete praktischerweise auf den Schultern von Valdemar Hoskanner und seinen engsten Verbündeten. Der gesamte Besitz der Hoskanners wurde an das Haus Linkam übertragen, wie Ulla Bauers es im Namen des Kaisers versprochen hatte. Die entehrten Hoskanners waren am Ende sogar noch schlimmer dran als seinerzeit William Englishs Großvater.
Doch damit hörte die »empörte Rache« des Kaisers nicht auf. Zwei unbeliebte Köpfe kleinerer Adelshäuser wurden beschuldigt, auf mehreren Planeten Gewürzunruhen angezettelt zu haben, und verloren ihre Güter an Wuda. Interessanterweise übertrafen diese beschlagnahmten Reichtümer knapp diejenigen, die die Linkams durch die Auflösung des Hauses Hoskanner erhielten.
Um seinen guten Willen zu beweisen, bot Hofrat Bauers General Tuek eine Führung durch alle Decks des Inspektionsschiffs an. Der Sicherheitschef hatte bei der Anberaumung dieser Führung die Rolle des neugierigen Technikliebhabers gespielt und Bauers erzählt, dass das Haus Linkam seinen unverhofften Reichtum vielleicht dazu benutzen würde, eine Flotte solcher Schiffe zu bauen, um damit Melange zu transportieren. Nachdem er das riesige Schiff von innen gesehen hatte, berichtete der alte Veteran seinem Edelmann erleichtert, dass an Bord keine der vermuteten Truppenkontingente versteckt waren. Die Größe des Schiffs sollte offenbar lediglich der Einschüchterung dienen.
Jesse wahrte Abstand vom Hochkaiser, als wäre er ein ansteckendes Seuchenopfer. Anfangs hatte er gedacht, dass der bleiche und übergewichtige Führer des Imperiums ein manipulierbarer Dummkopf war, aber jetzt wurde ihm klar, wie problemlos Wuda sich all jener entledigt hatte, die ihm nicht länger dienlich waren. Zweifellos hatte Valdemar Hoskanner geglaubt, dass er den Kaiser um den Finger gewickelt hatte, und jetzt war er ruiniert. Wuda war der ultimative falsche Freund. Ganz gleich, welche Belohnungen der Kaiser ihm anbot oder welche Versprechungen er machte, Jesse würde ihm nicht trauen. Niemals.
In den Wochen, in denen verschiedene Repräsentanten die Einzelheiten des neuen Abkommens festklopften, blieb der Kaiser im Inspektionsschiff, das zu einer Art zeitweiligen Hauptstadt des Imperiums wurde. Er bestellte Edelmänner von nah und fern zu sich, doch auch ihnen brachte Jesse wenig Nachsicht entgegen. Er war immer noch wütend auf viele Adlige, weil sie ihn dazu gezwungen hatten, als ihr Fürsprecher aufzutreten, nur um ihn fallen zu lassen, als er ihre Hilfe und finanzielle Unterstützung gebraucht hatte, und er lud demonstrativ keinen von ihnen in sein Anwesen ein. Stattdessen wurden sie in improvisierten Gästequartieren auf dem Inspektionsschiff und in Carthage untergebracht. Sie alle waren hungrig nach immer mehr Gewürz.
Die Edelleute, die Jesse zu Wucherzinsen Kredit gegeben hatten, wurden voll ausbezahlt und dann von der Dünenwelt komplimentiert. Jesse hatte sich im Stillen geschworen, nie wieder Geschäfte mit ihnen zu machen. Andererseits wurden die drei armen Familien, die alles, was sie sich leisten konnten, auf das Haus Linkam gesetzt hatten, gut entlohnt. Jesse beabsichtigte, sie bis zu einem gewissen Maß an der Gewürzförderung und den erzielten Gewinnen teilhaben zu lassen.
Gemäß einem neuen, von den kaiserlichen Anwälten ausgearbeiteten Abkommen sollte das Haus Linkam sehr gut dafür bezahlt werden, dass es die Melangeförderung verwaltete. Aber als Dorothy ihn durch die Feinheiten der komplizierten Gewinnverteilungsformel lotste, war Jesse nicht überrascht, als er feststellte, dass mindestens zwei Drittel der Erträge in die Taschen des Hochkaisers fließen würden. Trotzdem waren die jeweiligen Anteile gewaltig.
Der neue Gewürzreichtum war mehr als ausreichend, um all den finanziellen Schaden auszugleichen, den Generationen der Misswirtschaft dem Haus Linkam zugefügt hatten, und um das Familiengeschäft praktisch unangreifbar zu machen. Doch Jesse beabsichtigte, seinen Erfolg nach seinem Gerechtigkeitsempfinden zu bemessen und nicht nach wirtschaftlichen Gewinnen.
Als der Hochkaiser sich zum Abendessen ins Anwesen einlud, konnte Jesse ihn nicht abweisen, und ebenso wenig konnte er Einspruch dagegen erheben, dass er Hofrat Bauers mitzubringen gedachte. Also rauschten am verabredeten Abend Wuda und sein Begleiter zusammen mit einem Kontingent Leibwachen ins große Haus. Sie ließen die Leibwachen auf
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