Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
würgte und zappelte so verzweifelt, dass er wahrscheinlich kaum etwas von den weiteren Worten des Kaisers hörte.
Als er über den Tisch schaute, bemerkte Jesse, dass Dorothy nicht zusammenzuckte, obwohl ihr Gesicht einen angewiderten Ausdruck annahm, während sie zusah. Sie begegnete seinem Blick, und er erkannte kein Vergnügen in ihren Augen, sondern nur Trauer.
»Diese ganze Angelegenheit war von Anfang an ein Debakel«, sagte Wuda zu dem ums Überleben kämpfenden Bauers, »und beinahe hättest du mein Imperium zu Fall gebracht. Deine Idee mit dem Gewürzwettstreit, die Drohungen, zu denen du mir geraten hast, deine Rolle bei dem Entführungsplan.«
Bauers trat aus, wand sich und zerrte an dem scharfen Draht, bis seine Finger ebenso blutig waren wie sein Hals.
»Es tut mir sehr leid, Ulla, aber wie kann ich jemals wieder deinem Rat vertrauen?«
Obwohl Bauers länger brauchte, um zu sterben, warfen die Wachen seine Leiche bald darauf neben der von Valdemar zu Boden.
»Das war die spezielle Nachspeise, die ich vorgesehen hatte«, erklärte der Hochkaiser. »Wie wäre es mit einem Aperitif?«
Obwohl er innerlich aufgewühlt war, zeigte Jesse keinerlei Gefühlsregung, als er einer Serviererin befahl, die Getränke zu bringen, während die kaiserlichen Wachen die zwei Leichen fortbrachten.
»Welch ein Jammer«, sinnierte der verfettete Führer. »Die ganze Zeit habe ich geglaubt, dass er für mich arbeitet. Erst gestern habe ich von der Tätowierung erfahren und ihn sofort unter Beobachtung gestellt. Sie sehen, dass ich ebenso sehr ein Opfer dieser Verschwörung bin wie Sie.«
»Schlechter Rat ist immer gefährlich«, bemerkte Jesse.
»Wir beide sollten in Zukunft enger zusammenarbeiten, Edelmann«, sagte Wuda. »Ich kann Ihnen versichern, dass es zwischen uns keine Probleme mehr geben wird.«
»Das hoffe ich aufrichtig.« Jesse wollte noch sehr viel mehr sagen, doch seine umsichtige Seite ließ ihn schweigen. Er und Dorothy hatten beschlossen, den Großteil des Jahres auf seinen catalanischen Gütern zu verbringen und Gurney Halleck als Erntevorarbeiter auf der Dünenwelt zurückzulassen. Im Stillen hatten sie bereits Pläne gemacht, wie sie die Reichtümer und die Macht des Hauses Linkam weiter ausbauen und feste Bündnisse mit einigen Mitgliedern des Adelsrats schmieden wollten, um eine Verteidigungslinie gegen den intriganten Hochkaiser zu errichten.
Für Jesse hatte es eine gewisse Ironie, dass er Methoden einsetzte, die er durch die Beobachtung Wudas gelernt hatte. Der teigige Kaiser wirkte harmlos, doch in Wirklichkeit war er extrem scharfsinnig, aufmerksam und intrigant und hatte ein offenbar unerschöpfliches Repertoire von heimtückischen Plänen in der Hinterhand. Seine Listen waren verwickelt und ineinander verschlungen und hinterließen eine Spur, die sich nur schwer zurückverfolgen ließ. Jesse würde einige Zeit brauchen, um die Fäden zu entwirren, falls es ihm überhaupt gelang. Nur eins schien klar zu sein: Wudas Strategie bestand darin, sich immer in eine Position zu manövrieren, in der letztlich er den Gewinn einheimste.
Hätte Jesse den Wettstreit verloren, dann hätte Valdemar dem Kaiser enorme Bestechungssummen gezahlt, und am Ende wäre alles wieder wie zuvor gewesen. Nach Jesses unerwartetem Sieg hatte der Kaiser stattdessen mit Erfolg das mächtige Haus der Hoskanners vernichtet, das vielleicht eines Tages zu einer Bedrohung für seinen Thron herangewachsen wäre. Außerdem hatte der Wettstreit das Haus Linkam dazu gezwungen, eine neue Gewürzerntetechnik zu entwickeln, etwas, das die Hoskanners gar nicht erst versucht hatten. Nun würde sich der Melange-Export der Dünenwelt dramatisch erhöhen.
Alle Rädchen greifen ineinander, dachte Jesse. Ich muss viel lernen, wenn ich mein Haus beschützen will.
In diesem Universum gab es wenige Menschen, denen der Edelmann wirklich vertraute. Er konnte sie an den Fingern beider Hände abzählen. Sogar an denen einer einzigen. Gurney. Esmar. Dorothy. Dorothy. Ein starker, unbezwingbarer Impuls überkam ihn.
Als ihnen der süße Wein aufgetragen wurde, wobei jeder Speisende die traditionelle Auswahl von drei Gläsern erhielt, hob Jesse ein Glas. »Ich habe selbst etwas zu verkünden, Herr. Einen Toast auf meine Neuigkeiten!«
»Und worum handelt es sich bei diesen Neuigkeiten?«, erkundigte sich der Hochkaiser beflissentlich, als hätte er sich dazu herabgelassen, das Wort direkt an einen seiner Untertanen zu richten.
In dem Wissen,
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