Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
er sie nicht bemerken.
»Jetzt, wo es Zeit für die Nachspeise ist«, verkündete der Kaiser, »dachte ich mir, dass wir meinen geschätzten Kollegen in unsere Runde aufnehmen können.«
Als Jesse genauer hinsah, erkannte er, dass Valdemar zwar versuchte, stolz und selbstbewusst zu erscheinen, in Wirklichkeit jedoch in die Ecke gedrängt wirkte. Der Blick seiner dunklen Augen zuckte hin und her und verharrte bei keinem der Anwesenden.
Serviererinnen brachten feine Teller mit catalanischem Schichtkuchen, die wie komplexe Querschnitte durch bunte Gesteinsablagerungen aussahen. Ein Lieblingsgericht von Jesses geckenhaftem Vater, eben jene Nachspeise, die ihn, von falscher Hand zubereitet, vergiftet hatte.
»Ach, wie wunderbar!«, rief Wuda. »Ist das nicht großartig, Valdemar?«
»Ja, Herr. Auf eine ... rustikale Art.«
Während die Speisenden opulente Kuchenportionen zu sich nahmen, begannen der Kaiser, Bauers und Valdemar eine oberflächliche Unterhaltung. Jesse blieb kühl und förmlich. Die Besucher tranken kostbaren roten Wein, aßen Leckereien und erzählten sich alte Geschichten. Jesse stellte beunruhigt fest, dass der Tonfall und das Verhalten des bedrängten Valdemar Entspannung verrieten, selbst jetzt, wo er angeblich all seiner Güter enteignet war.
Als sie mit der Nachspeise fertig waren, wurde mehr Wein nachgeschenkt. Dann nickte der Kaiser seinem Wachhauptmann zu. Vier uniformierte Männer positionierten sich hinter Ulla Bauers und Valdemar Hoskanner.
Die Soldaten zogen blitzende Würgedrähte aus ihren Uniformen hervor.
In plötzlicher Beunruhigung schaute Bauers über die Schulter. »Hmmm, ähem, Herr – was hat das zu bedeuten?«
»Also ist man Ihnen schließlich doch auf die Schliche gekommen.« Valdemars Tonfall war spröde und resigniert, als hätte seine Zeit in der Haft alle Emotionen aus ihm herausgepresst.
Jesse starrte überrascht und entsetzt auf die kaiserliche Inszenierung.
Beiläufig zeigte der Hochkaiser mit dem Finger abwechselnd auf Hoskanner und Bauers, wie ein Metronom, hin und her, als wollte er sich bei einem Kinderspiel für einen der beiden Männer entscheiden. Der Finger kam schließlich bei Valdemar Hoskanner zur Ruhe.
»Also«, sagte Valdemar zum dicklichen Kaiser. »Dann ist dies unsere letzte Unterhaltung?«
»Leider ja«, antwortete Wuda. »Sie haben sich in einer Weise verhalten, die einem Edelmann nicht gut zu Gesicht steht, und im Zuge dessen hätten Sie beinahe das Gewürz, die Dünenwelt und das Haus Linkam vernichtet. Für Ihre unverzeihlichen Taten soll Ihr Adelshaus auf ewig geächtet sein. In der Imperialen Enzyklopädie fügen wir Ihrem Familiennamen einen interessanten neuen Beinamen hinzu: ›Hoskanner: ein entehrter Edelmann.‹«
Der längst geschlagene Valdemar antwortete nicht.
»Damit gewähre ich Ihnen eine ganz besondere Form der Unsterblichkeit«, fuhr Wuda fort. »Immerhin haben Sie sich damit einen unauslöschlichen Platz in der Geschichte gesichert, anders als die vielen, die man so schnell vergisst, als hätte es sie nie gegeben.«
Mit einem wilden Grinsen neigte Valdemar den Kopf zur Seite, sodass der Soldat ihm leichter den scharfen Draht um den Hals legen konnte. Es dauerte nur wenige Sekunden. Er sackte in sich zusammen und fiel mitsamt seinem Stuhl zu Boden.
Am gegenüberliegenden Ende des Tischs hatte Bauers' Gesicht eine graue Farbe angenommen, und er zappelte nervöser denn je herum. Der Tonfall des Kaisers war seltsam beruhigend. »Sie erwartet ein anderes Schicksal, Hofrat.«
Bauers wirkte erleichtert, bis der zweite Wächter nach ihm griff und seinen voluminösen schwarzen Kragen beiseiteriss. Eine winzige graue Tätowierung in Form einer gehörnten Kobra kam zum Vorschein, das Abzeichen des Hauses Hoskanner.
Jesse schrie voller Wut und sprang auf. Hinter sich hörte er, wie Tuek und seine Männer die Waffen anlegten.
Dorothy betrachtete den Hals des Hofrats. »Einen Teil dieses Mals habe ich schon einmal gesehen, aber ich wusste nicht, worum es sich handelt.«
Der Kaiser machte eine beiläufige Geste, und der Wächter schlang den Würgedraht um Bauers' Hals. Der wieselige Mann schnappte nach Luft und schlug um sich. »Sie haben ... Sie haben gesagt, ich würde nicht ...«
»Ich habe gesagt, dass dich ein anderes Schicksal erwartet. Natürlich wirst auch du hingerichtet, aber wir werden uns nicht die Mühe machen, dir einen Platz in den Geschichtsbüchern zu sichern, Ulla. Man wird dich einfach vergessen.« Bauers
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