Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
drückte den Aktivierungsknopf des Senders. »Gurney, Esmar – Sie müssen jetzt stark sein. Sie müssen tun, was getan werden muss.«
Die beiden Männer bestätigten seine Worte knapp und warteten auf einen klaren Befehl des Edelmanns. Mit einem einzigen Wort konnte Jesse einen Jahresertrag Gewürz vernichten und die reichsten Melangefelder auf Jahrhunderte vergiften, vielleicht sogar den Gewürzkreislauf des Planeten zerstören. Die Adligen, die Abhängigen, die Hedonisten würden allesamt an den schrecklichen Folgen des Entzugs sterben, und auch der Kaiser würde zusammen mit ihnen untergehen. Wenn Dr. Haynes Recht hatte, würde vielleicht das Imperium selbst zerfallen. Und Jesse war es egal.
Für ihn war alles mit einer einzigen Explosion an Bord der kaiserlichen Jacht zu Ende gegangen.
Der Abgrund vor dem hohen Balkon und die verschlungenen Straßen von Carthage tief unten übten eine hypnotische Wirkung auf ihn aus. Mit einem einzigen kleinen Schritt konnte er sich hinabstürzen. Das Adelshaus Linkam war schon in dem Moment zum Untergang verurteilt gewesen, als Valdemar den Wettstreit vorgeschlagen hatte. Wie hatte er sich nur einbilden können, gegen solche Gewalten zu bestehen?
»Gurney, die Sprengladungen an unseren Vorräten ... ich möchte, dass du sie ...«
Unten erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Drei zerrissene Gestalten eilten verstohlen zum Haupteingang des Anwesens, als wollten sie im Innern Schutz suchen. Es sah aus, als wären es ein alter Mann und zwei kleinere Gestalten.
Jesses Hand umklammerte das Geländer. Er verlor die drei aus den Augen, als sie durch einen unauffälligen Dienstboteneingang das Anwesen betraten.
»Mylord?« Gurneys Stimme klang besorgt. »Was soll ich tun? Soll ich wirklich ...?«
»Gurney, warte!« Mit zusammengekniffenen Augen schaute er erneut hinunter. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals, und er verfluchte sich dafür, dass er so verzweifelt nach einem lächerlich dünnen Faden der Hoffnung griff. Er stürmte ins Haus und rief nach seinen Wachen.
In der Empfangshalle stand Jesse Linkam ein beschämter Dr. Yueh gegenüber. Mit gesenktem Blick gestand der Hausarzt seine Rolle bei dem Entführungsplan und erklärte Dorothy für unschuldig. Obwohl der alte Doktor keine Entschuldigung anbot, sprach die Konkubine sich für ihn aus, erklärte, dass die Hoskanners Yuehs Frau gefangengenommen und gefoltert und ihn so zum Verrat gezwungen hatten, und dass er sie gerettet hatte.
Jesse wusste, dass die besiegten und gedemütigten Hoskanners zornig Vergeltung üben würden, bevor sie ihre Güter dem Haus Linkam überließen. Da die Hoskanners glaubten, dass der Verräter in der Explosion ums Leben gekommen war, hatten sie für Wanna Yueh keine Verwendung mehr. Jesse verspürte die unangenehme Gewissheit, dass Valdemar Hoskanner die arme Frau bereits getötet hatte, und zwar weder schnell noch schmerzlos.
Der verstörte Arzt sagte: »Ich habe meinen Treueschwur gegenüber Ihrer Konkubine eingelöst, auch wenn das meine entwürdigenden Taten nicht aufwiegt. Ach, selbst Wanna wäre nicht mit dem einverstanden gewesen, was ich getan habe.«
»Ich habe Sie immer für einen anständigen Mann gehalten, Cullington«, entgegnete Jesse mit fester Stimme. »Sie haben mich und meine Familie verraten ... aber ohne Sie hätten meine Feinde einen anderen Weg gefunden, mich zu vernichten. Trotz der unverzeihlichen Taten, die Sie begangen haben, hat meine Familie es Ihnen zu verdanken, dass sie noch am Leben ist. Ich werde nie vergessen, dass Sie dem Haus Linkam die Treue gebrochen haben. Doch ich schenke Ihnen das Leben.«
Yueh hielt den Blick gesenkt. Tränen strömten dem alten Mann übers Gesicht. »Ich danke Ihnen, Mylord, doch niemand wird meiner Wanna das Leben schenken. So habe ich letztlich nichts gewonnen, indem ich Sie verraten habe.«
Jesse legte Yueh eine Hand auf die Schulter. »Wir beide werden Erlösung finden. Das verspreche ich Ihnen.«
35
Reichtum und Macht sind die großen Ungleichmacher. Wer sie erlangt, ist nicht immer der Sieger.
Edelmann Jesse Linkam
Jesse wartete, aber er verzieh nicht.
Hochkaiser Inton Wuda war äußerst hart im Nehmen und besaß Überlebensfähigkeiten, die sich seiner kaiserlichen Abstammungslinie offenbar tief eingeprägt hatten. Nachdem man seine Pläne zunichtegemacht hatte, gelang es ihm, jede Spur von Schuld von sich abzulenken. Jesse glaubte dem Mann keine Sekunde lang, aber er hütete seine Zunge. Wachsam
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