Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Obwohl ihr Gesicht gerötet und ihr Mund weit aufgerissen war und ihre Brust sich hob und senkte, als würde sie schreien, hörte er keinen Ton. Sie presste die Hände gegen eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen, und in ihren Augen sah er die gleiche Panik, die auch er verspürte.
Dorothy zeigte drängend auf etwas zur Rechten des Arztes. Eine Schalttafel an der Wand. Yueh drückte Knöpfe und gab Codes ein. Plötzlich verflüchtigte sich die Stille, und er hörte, wie Dorothy den Namen ihres Sohnes rief. »Barri!«
Sobald das Sperrfeld ausgeschaltet war, fiel sie der Länge nach hin, rappelte sich auf und rannte in den großen Hauptraum. »Los! Barri, komm mit – sofort!«
Der Junge machte ein langes Gesicht. »Mutter! Ich habe gleich gewonnen!« Er spielte fieberhaft weiter.
Yueh packte Barri und riss ihn von der Konsole weg. »Wir müssen raus aus diesem Schiff! Nachdem man mir befohlen hat, an Bord zu bleiben, habe ich den Kaiser und Valdemar Hoskanner von der Jacht fliehen sehen. Ach, etwas Schreckliches wird geschehen!«
»Sie wollen meinen Sohn ermorden!«, sagte Dorothy, als sie durch den Korridor eilten. »Weil er der Erbe des Hauses Linkam ist, wollen sie ihn aus dem Weg räumen. Als ich es mitgehört habe, hat Bauer mich in der Zelle eingeschlossen.«
Sie erreichten eine der kleinen Notluken, öffneten sie und sprangen einen guten Meter auf das Landefeld hinunter. Barri fiel stolpernd auf die Knie, doch der alte Arzt half ihm auf, und die drei eilten weiter. Sie rannten mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über den heißen Panzerbeton. Sie hatten Angst, dass man sie sehen und erschießen würde.
Yueh raste um die Ecke einer kleinen Wartehalle. Als sie unter einem Vordach hinter dem Gebäude waren, keuchte er: »Runter! Vielleicht sehen sie uns nicht.« Er schob Dorothy und ihren Sohn in die Deckung und kauerte sich neben sie. »Ich sehe keine einzige Wache«, sagte Dorothy.
Eine gewaltige Explosion zerriss die Luft, und die Trümmer der kaiserlichen Jacht regneten herab. Yueh hörte, wie Einzelteile auf das Vordach über ihnen prasselten und schwere Trümmerstücke donnernd zu Boden fielen.
Barri und Dorothy wollten wegrennen, doch der Doktor hielt sie zurück. »Wir müssen uns versteckt halten und vorsichtiger sein denn je. Unser einziger Vorteil besteht im Moment darin, dass sie glauben, erfolgreich gewesen zu sein.«
Jesse stand im sonnendurchfluteten hohen Turm, Herz und Gedanken vor Kummer verhärtet. Die Katastrophe war so plötzlich hereingebrochen, und ihm war noch gar nicht richtig zu Bewusstsein gekommen, wie viel er verloren hatte. Er hatte versucht, einfach weiterzumachen, auf dem Kurs zu bleiben, den er festgesetzt hatte, schon bevor er sich über die Suchtwirkung der Melange im Klaren gewesen war.
Jetzt war er mehr als je zuvor bereit zu tun, was getan werden musste. Er würde sich von einem kaiserlichen System vereinnahmen lassen, das er hasste, sich an politischen Spielchen beteiligen, um seine Feinde zu quälen, und ihnen dabei immer ähnlicher werden. Als sein geheimer Gewürzvorrat und mit ihm die Überzeugung, dass er den Wettstreit gewinnen konnte, täglich gewachsen waren, hatte Jesse erstmals ein Gefühl roher Macht erlebt. Es war berauschend gewesen.
Und als er sich der Tatsache, dass er Barri und Dorothy verloren hatte, nicht mehr entziehen konnte, kam er zu dem Schluss, dass weder sein Melange-Vorrat noch der Sieg oder die Macht eine Rolle spielten. Stattdessen fühlte er sich wie ein geschlagener Mann, dessen einzige Zukunft in einem leeren Triumph bestand.
Der Hochkaiser hatte ihm einen Handel angeboten und so getan, als könnten eine erkleckliche Entlohnung und die fortgesetzte Kontrolle der Gewürzförderung irgendwie den Tod von Barri und Dorothy wiedergutmachen. Der Kaiser glaubte, dass er gewonnen hatte und wähnte sich wieder in Sicherheit, nachdem er Valdemar Hoskanner die Schuld zugeschoben und ihn ruiniert hatte. Und Jesse hatte ihn glauben lassen, dass er damit zufrieden war.
Jetzt machte es ihn krank.
Er öffnete die feuchtigkeitsversiegelte Tür und trat hinaus auf den Balkon, an die heiße, trockene Luft. Von hier aus konnte er mit einem Langstreckensender Gurney Halleck erreichen, der noch immer bei den Vorratssilos wartete, und General Tuek, dessen Männer mit den Fernzündern für die Nuklearsprengköpfe auf den Gewürzfeldern bereitstanden. Keiner von beiden würde Jesses Entscheidung hinterfragen, ganz gleich, wie sie ausfiel.
Er
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