Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
anderen Gefahren Ausschau hielten, stürmten die Sandarbeiter wie übermütige Kinder auf einer Schnitzeljagd aus ihren Fahrzeugen. Als sie den riesigen Wüstendämon bewegungsunfähig daliegen sahen, rannten sie in den rostfarben gesprenkelten Sand hinaus, schaufelten, gruben und freuten sich über den unverhofften Erfolg. Zwar gingen die Sandarbeiter mit höchstem Eifer ans Werk, doch ganz konnten sie ihre Ausgelassenheit nicht unterdrücken. Einige warfen wie im Spiel mit Melange nacheinander. Die Männer lachten und stürzten sich in die Arbeit, und selbst nach über zwei Stunden hektischer Betriebsamkeit wollte niemand auch nur eine Minute lang Pause machen. Eine Ladung reichhaltige Melange nach der anderen füllte die Frachtbehälter. Die Carryalls konnten die Beute gar nicht so schnell wegschaffen, wie sie geerntet wurde.
Unterdessen rief Gurney seinen Männern ununterbrochen Ermutigungen zu, trieb sie zu schnellerer Arbeit an und sang sogar Lieder. Die Sandarbeiter waren trunken vor neuer Hoffnung und sich der außergewöhnlichen Prämien bewusst, die sie erwarteten.
»Wäre William English noch am Leben, hätte die heutige Ernte vielleicht ausgereicht, um ihm den Flug zurück nach Hause zu ermöglichen«, sagte Jesse leise.
Während die Arbeiten fortschritten, befahl Jesse Tuek, ihn ebenfalls zum reglosen Sandwurm zu fliegen. Der alte Veteran runzelte die Stirn. Die roten Flecken um seine Lippen ließen ihn aussehen, als hätte er gerade blutiges Fleisch verschlungen. »Möchten Sie genauso leichtsinnig sein wie unser Planetenökologe?«
Noch immer verletzt, weil der Veteran Dorothy verdächtigt hatte, erwiderte Jesse kühl: »Ich habe nicht oft die Gelegenheit, einem hilflosen Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten. Dieser Wurm ist keine geringere Herausforderung für uns als die Hoskanners. Lassen Sie mir meinen Augenblick des Triumphs.«
Pflichtschuldig landete Tuek neben dem leblosen Ungetüm. Es war augenscheinlich mindestens einen Kilometer lang. Jesse stieg aus und eilte zum verblüfften Wissenschaftler hinüber, der dicht neben dem gewaltigen Leib stand. »Ist er tot?« Die Luft war vom Zimtduft des Gewürzes erfüllt.
Haynes hatte Proben von der harten Außenhaut der Ringsegmente genommen. Er schüttelte den Kopf. »Es ist weit mehr nötig, um ein solches Geschöpf zu töten, Edelmann Linkam. Ich nehme an, dass dieser Wurm uns einige Stunden lang keinen Ärger machen wird. Ihre Mannschaften dürften mehr als genug Zeit haben, ihre Arbeit zu verrichten.«
»Nach anderthalb Jahren endloser Rückschläge hat sich für uns endlich das Blatt gewendet.« Jesse betrachtete den gewaltigen Sandwurm. Der beißende Zimtgeruch bohrte sich in seine Nase – unverarbeitetes Gewürz, so ätzend wie der Schleim aus der Sandforelle, der English in den Drogenwahn getrieben hatte.
Das Ungetüm regte sich, und Jesse und Tuek sprangen gleichzeitig zurück.
»Das hat er bereits mehrmals gemacht«, sagte Haynes. »Ich glaube, er hat Wurmträume.«
Bevor der Wurm wieder zur Ruhe kam, atmete er einen starken Hauch aus, der so viel Melangedunst enthielt, dass Jesse schwindelig wurde. Das Gefühl ließ nach, als sich die Luft wieder klärte. »Selbst nach der heutigen großen Ernte werden wir die Lieferung an Bauers nur ein wenig erhöhen. Genug, um zu zeigen, dass wir Fortschritte machen, und ihn davon abzuhalten, den Wettstreit zu beenden, aber nicht so viel, dass es seine Aufmerksamkeit erregt. Ich möchte den Kaiser und Valdemar Hoskanner in dem Glauben lassen, dass wir weiterhin mit größten Schwierigkeiten zu kämpfen haben.«
Tuek blickte mit grimmiger Miene auf den massigen Körper, als würde er überlegen, wie sich ein solcher Gegner wohl niederringen ließ. Mit zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn wandte der alte General sich Jesse zu. »Ist Ihnen klar, dass wir diese Arbeitsmannschaften unter Quarantäne halten müssen, Mylord? Nachdem der Trick funktioniert hat, wird irgendwer die Neuigkeit ausplaudern, wenn wir sie nach Carthage zurückkehren lassen, und dann werden die Hoskanners mit Sicherheit versuchen, uns zu sabotieren.«
Jesse gestattete sich ein angriffslustiges Lächeln. »Wir errichten zusätzliche Unterkünfte und Gewürzspeicher an entlegenen Orten. Und wir halten die Männer beschäftigt, sodass sie sich Prämien verdienen können, damit sie nicht unzufrieden werden. Wir haben nur noch ein halbes Jahr, also brauchen wir jede Minute, um unsere Reserven
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