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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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aufzustocken.«

21
     
    Der Zweck der Nacht ist es, die Gliedmaßen des vergangenen Tages zu stutzen.
    Gurney Halleck,
    unvollendetes Gedicht
     
     
    In den Wochen, als die Sandarbeiter fern von den Annehmlichkeiten Carthages in hastig errichteten Kasernen abgesondert waren, sammelte das Haus Linkam einen beachtlichen Melange-Vorrat an. Draußen in den westlichen Bergen richtete Gurney natürliche Lagerräume in Felsenhöhlen und in getarnten Silos ein und stellte seine vertrauenswürdigsten Männer ab, um die dort verwahrten Schätze zu bewachen.
    Nach jeder erfolgreichen Wurmbetäubungsaktion überschlugen die isolierten Arbeiter den Gewürzertrag, aus dem sich wiederum die Prämien errechneten. Nach weniger als einem Monat hatten sie genauso viel verdient wie unter den Hoskanners in einem halben Jahr. Viele Freie konnten kaum glauben, dass sie nun endlich eine echte Chance erhielten, sich den Flug zu einem anderen Planeten zu verdienen.
    Doch einige unzufriedene Arbeiter verfluchten den Erntevorarbeiter und klagten über die Quarantäne. Nachdem mehrere dieser wütenden Sandarbeiter versucht hatten, aus einem Übergangslager zu entkommen und als Hoskanner-Spione enttarnt wurden, warf Gurney sie in ein improvisiertes Gefängnis, beschlagnahmte ihre Gewürzanteile und verteilte sie unter den restlichen Arbeitern.
    In Carthage hielt Jesse derweil Hofrat Bauers mittels wechselnder Ausreden und geringer Erhöhungen der Gewürzabgaben auf Armeslänge. Obwohl Tueks Sicherheitskordon die Besatzungsmitglieder des Inspektionsschiffs nach wie vor und trotz ihrer Proteste festhielt, konnte der Abgesandte des Hochkaisers kommen und gehen, wie es ihm beliebte. Trotzdem erfuhr Bauers nur wenig und zeigte sich zunehmend unzufrieden.
    Niemand wusste, wohin die fehlenden Gewürzerntemannschaften verschwunden waren. Es gab lediglich Gerüchte, dass die Männer heimlich einer ärztlichen Behandlung unterzogen wurden, und Jesse weigerte sich, eine Erklärung anzubieten.
    Als Hofrat Bauers von seinem Schiff aus auf die Stadt hinabschaute, musste er unwillkürlich lächeln – doch sein Mund war wie ein böser Schnitt in seinem Gesicht. Um zu überleben, hatte Jesse Linkam begonnen, wie die Hoskanners zu denken ...
    Jesse lag neben Dorothy im Bett. Sie hatte geschworen, die Schocktonnen-Methode geheimzuhalten, und führte inoffiziell darüber Buch, wie viel Melange sie ernteten. Sie schlug vor, dass Jesse den abgeschotteten Erntemannschaften stillschweigend zusätzliche Annehmlichkeiten und Zerstreuungen zukommen lassen sollte, um die Moral zu verbessern, vielleicht sogar weibliche Gesellschaft, sofern sie gewünscht war. Darüber hinaus beschloss Jesse, seinen Leibkoch aus dem Anwesen zur Verfügung zu stellen, obwohl Piero Zonn es in einem staubigen Basislager sogar noch schwerer haben würde als im mehr oder weniger zivilisierten Carthage. Trotzdem wollte Jesse ihm befehlen, sein Möglichstes für die Sandarbeiter zu tun. Ohne sie konnte er die Hoskanners nicht schlagen.
    Unterdessen hatten sich die Wasserreserven der Linkams erschöpft. Das Volk hatte die Großzügigkeit der Familie zu schätzen gewusst, doch als man es nun abwies, wurde erneut unzufriedenes Murren laut. Jesse dachte an die Nöte der Menschen und fühlte sich schuldig. Endlich fuhren seine Mannschaften riesige Melange-Ernten ein, und trotzdem musste er weiter vorgeben, arm zu sein.
    Angesichts der angespannten Marktlage und des hohen Gewürzbedarfs im gesamten Imperium ließ Jesse durch Tuek einige Schwarzmarktverbindungen aufspüren. Dem alten Veteranen bereitete es keine Schwierigkeiten, zusätzliche Wasserlieferungen zu besorgen, indem er einen Teil des unverbuchten Gewürzvorrats benutzte, um für das kostbare Nass zu bezahlen. So konnte Jesse schon bald die Wasserausgabe an die Bedürftigen wiederaufnehmen. Die Zeiten waren noch immer hart für die Bewohner Carthages, aber keiner von ihnen würde Durst leiden, solange Jesse ihr Edelmann war ...
    Nachdem sie sich in jener Nacht geliebt hatten, sprachen Jesse und Dorothy von den alten Zeiten auf Catalan und träumten davon, nach Hause zurückzukehren. Er spielte mit dem dreieckigen der beiden Edelsteine an ihrem Verlobungsring und dachte daran zurück, wie er ihn ihr auf einer einsamen Meeresklippe, an der nur ihr Boot vertäut gewesen war, überreicht hatte. Jener Tag war voller intimer Augenblicke gewesen, voller Romantik und geteilter Träume. Doch jetzt gab Jesse seine Wachsamkeit auch in Dorothys Gegenwart

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