Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
nie ganz auf. Die Verdächtigungen, die General Tuek über sie geäußert hatte, lasteten auf seinem Gemüt. Er hielt den straffen, warmen Körper seiner Konkubine fest an sich gedrückt und lauschte auf ihren Atem. Obwohl sie sehr ruhig, beinahe regungslos neben ihm lag, wusste er, dass sie nur so tat, als würde sie schlafen, um ihn nicht zu stören. Was täuschte sie sonst noch alles vor?
Er wollte nicht darüber nachdenken.
Als ein orangefarbener Morgen die Konturen der Dächer von Carthage scharf nachzeichnete, marschierte Ulla Bauers auf den vorderen Torbogen des Hauptanwesens zu. In kaiserliches Ornat gekleidet schritt er gewichtig an den schmucklosen, leeren Podesten vorbei, von denen man die Hoskanner-Statuen entfernt hatte.
Jesse empfing ihn in der Eingangshalle, doch Bauers erwiderte weder sein Lächeln noch seine Begrüßung. Er blickte ihn grimmig an. »Heute werde ich Ihren Sandarbeitern bei der Arbeit zuschauen. Man hat sie seit Tagen nicht in Carthage gesehen, und der größte Teil der Mannschaftsunterkünfte steht leer. Jedes Mal, wenn ich nachfrage, kommen Sie mir mit einer neuen unglaubwürdigen Ausrede. Hmmm, jetzt sagen Sie mir gefälligst die Wahrheit!«
»Die Arbeiter sind draußen in der Wüste und ernten Gewürz, Hofrat, genau wie es Hochkaiser Wuda wünscht.« Sein Tonfall und seine weit aufgerissenen Augen kündeten von verwirrter Unschuld.
»Ähem, aber ich werde sie sehen! Noch heute!«
Jesse bemühte sich, ein wenig zerknirscht zu wirken. »Ich fürchte, das ist unmöglich. Wir haben große Menschen- und Materialverluste erlitten, und jede Minute zählt. All meine Leute sind draußen in der Wüste und suchen entweder Gewürzadern oder bemühen sich, sie so gut wie möglich abzuernten. Ihnen ist doch bewusst, dass unser Gewürzexport seit dem letzten Monat um mehr als zwölf Prozent gestiegen ist. Warum sollten Sie mir gerade jetzt misstrauen?«
Die Hände in die Hüften gestemmt erwiderte Bauers prompt und mit spuckender Aussprache: »Das ist alles schön und gut, aber wo arbeiten Ihre Leute? Wo genau? «
Jesse zuckte achtlos mit den Schultern. »Irgendwo draußen in den Dünen. Ich kann ihre genaue Position nicht ununterbrochen im Auge behalten. Gurney Halleck ist mein Erntevorarbeiter, und ich habe ihn angewiesen, die ergiebigsten Melange-Adern auszuwählen.«
»Hören Sie auf, mir auszuweichen! Ich bin der kaiserliche Inspizient – geben Sie mir etwas, das ich inspizieren kann! Ich habe Berichte über Unruhen auf den Planeten des Imperiums erhalten, von Gewürzaufständen und von Adligen, die ihren Anteil an der Melange verlangen, von Raumschiffbesatzungen, die den Kaiser um eine Vorzugsbehandlung bei der Gewürzzuteilung ersuchen.«
Jesse hob die Augenbrauen. »Das klingt ziemlich übertrieben, Hofrat. Unsere Ausfuhr entspricht vielleicht nicht der zu den Hochzeiten der Hoskanners, aber es ist doch sicher genug Melange im Umlauf, um den Grundbedarf zu decken. Vielleicht sollten wir diese Situation als Anlass nehmen, uns zu fragen, ob wir ein wenig zu sehr vom Luxus dieser Droge abhängig sind.«
»Melange ist ein Grundbedürfnis, kein Luxus.«
»Trotzdem klingt das für mich nach Hoskanner-Propaganda. Ich behaupte, dass Valdemar Gerüchte verbreitet und für Unruhe sorgt.«
»Hmmm, ich versichere Ihnen, dass die Berichte über diese Aufstände nicht übertrieben sind. Tausende sind bereits ums Leben gekommen. Jetzt sagen Sie mir, wo sich Ihre Erntemaschinen befinden!«
Während er sich insgeheim an der Notlage seines Gasts erfreute, breitete Jesse die Hände aus. »Natürlich können Sie in die Wüste hinausgehen und nach ihnen suchen, wenn Sie das als Ihre kaiserliche Pflicht betrachten. Aber die Dünenwelt ist ein großer Planet, und in den Tiefen der Wüste geschehen schlimme Dinge. Glauben Sie mir, mein Sohn und ich wären dort draußen beinahe gestorben. Das Wetter kann sich von einem Moment auf den nächsten gegen einen wenden.« Er schnippte mit den Fingern. »Wenn Sie gegen meinen Rat in die Wüste hinausgehen, kann ich nicht für Ihre Sicherheit garantieren.«
Bauers wurde schweigsam und kühlte sich merklich ab, als er die Drohung erkannte, die in Jesses Worten mitschwang.
»Meinen Sie damit, dass es keine Regeln gibt? Sie wagen es, mich mit den Worten des Kaisers zu bedrohen?«
»Wie Sie so treffend bemerkt haben, sind Sie ein anerkannter Experte in Vertragsfragen, in Sachen Kleingedrucktes. Ich bin nur ein unerfahrener Edelmann, der vor einer
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