Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
dröhnender Erntemaschinen.
Alarmrufe ertönten. Die überraschten Wurmspäher veranlassten den sofortigen Rückzug. Gurney befahl den Carryalls barsch, runterzugehen und die riesigen Erntemaschinen mitsamt Ladung hochzuheben. Pfeilschnelle Ornijets landeten im Sand, um Arbeiter aufzunehmen, die zu weit weg von ihren Fahrzeugen waren.
Arbeiter rannten in alle Richtungen, während der Sand Statikfunken versprühte. Jesse setzte sich sofort in Bewegung. Hatten die unerwarteten Sturmentladungen die Schocktonne irgendwie geschwächt? Vielleicht hatte das spektakuläre Leuchtfeuer die Entladungen abgeleitet, die normalerweise die einzelnen Ringsegmente des Wurms betäuben sollten. Doch das war eine Frage, die Dr. Haynes zu einem anderen Zeitpunkt untersuchen konnte. Hier und jetzt mussten Jesse und seine Männer ums Überleben kämpfen.
»Lauft!«, rief er in das Mikrofon an seinem Kragen. »Steigt in alles, was fliegt. Lasst die Ausrüstung zurück, verschwindet einfach nur von hier! « Im Versuch, weiter nach oben zu kommen, wo die Evakuierungsmannschaften ihn sehen konnten, stiefelte er einen leicht ansteigenden Hang empor. Sand umklammerte seine Knöchel.
Die rasende Wurm brach durch die Dünen und prallte gegen die erste Erntemaschine, noch bevor der Großteil der Besatzung entkommen konnte. Der Carryall, der erst teilweise an das riesige Fahrzeug angedockt hatte, schaffte es nicht, die mobile Fabrik dem Sand zu entreißen. Als der Wurm die Erntemaschine verschlang, konnte sich der fliegende Carryall nicht rechtzeitig befreien. Über das Funksystem hörte man die Schreie der Besatzungsmitglieder, als sie zusammen mit den todgeweihten Sandarbeitern in die Tiefe gezogen wurden.
Die Trümmer der Erntemaschine und des Carryalls waren überall im Sand verstreut, doch die rasende Kreatur war noch nicht fertig. Sie wandte sich den anderen Maschinen zu.
Zwei weitere Carryalls ergriffen zwei Erntemaschinen, schafften es, sie emporzuheben, und flogen mit brüllenden Motoren davon. Durch den Lärm hörte Jesse das Pfeifen des herannahenden Sturms. Als er zurückblickte, sah er, wie der Wurm unvermittelt die Richtung wechselte und sich auf die vier verbleibenden Erntemaschinen stürzte.
Nur noch zwei Carryalls waren übrig. Einer senkte sich herab, die Andockklammern rasteten ein und packten die schwere Erntemaschine. Aus dem Dünenfeld kamen noch immer gestrandete Sandarbeiter angerannt und kletterten hektisch an Bord, doch der Pilot wartete nicht. Der Carryall stieg auf, zog die Erntemaschine mit sich und ließ ein Dutzend Männer am Boden zurück. Die todgeweihten Arbeiter wandten sich mit vor Entsetzen aufgerissenen Mündern um, als der tobende Wurm auf sie zukam. Er verschlang das gesamte Feld mit einem einzigen Bissen.
Jesse rannte weiter. Er erreichte einen Dünenkamm und rutschte auf der anderen Seite hinunter, um größeren Abstand zum Wurm zu gewinnen. Er roch Schwefel in der Luft und hörte Rufe durch den Wind und das Getöse des Wurms.
Er brüllte erneut in sein Kragenmikrofon. »Holt die Männer! Jedes Schiff, das einen zweiten Rettungsversuch unternehmen kann, soll zurückkehren!« Er wusste nicht, ob ihn durch das Gewirr von Befehlen und Schreien überhaupt jemand hörte.
Und dann, während Jesse noch durch den Sand eilte, hatte er plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen. Er schnappte nach Luft, ruderte mit den Armen und spürte, wie ein Staubwirbel ihn hinabzog.
Ein Sandstrudel!
Der Wirbel hatte seine Beine erwischt und riss ihn tiefer in den Sand hinein, bis zur Hüfte, zur Brust, zu den Schultern. Er schrie ein letztes Mal und schloss dann die Augen, als der unglaublich trockene Mahlstrom ihn verschluckte. Er konnte nicht dagegen ankämpfen, konnte nicht entkommen. Es passierte alles viel zu schnell. Er fühlte sich, als wäre er von einer Felskante in die Finsternis gestürzt.
Niemand an der Oberfläche hatte ihn auch nur verschwinden sehen.
29
Ich habe nicht über seinen Stand nachgedacht, als ich ihm gegenübergetreten bin. Ich dachte nur an meine eigenen Pflichten gegenüber dem Haus und der Familie,
Dorothy Mapes,
Das Leben einer Konkubine
Als die Wirkung des Gases nachließ und Esmar Tuek quälend langsam wieder zu Bewusstsein kam, stellte er fest, dass der Alptraum gerade erst begonnen hatte.
Er lag vor dem Schlafzimmer des jungen Herrn Barri auf dem Boden. Seine Erinnerungen verloren sich in einer Kakophonie von Fragen. Er wusste noch, dass er die
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