Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
während er heraussprang, um das Gerät einzustellen.
Genau über ihm hatte sich der Himmel zu einer düsteren, graubraunen Suppe verfärbt. Es handelte sich um die Front eines herannahenden Coriolissturms. Um seine Stiefel tanzten bereits knisternde statische Funken wie winzige Insekten, und kleine Steine kullerten über den Dünenkamm, in Bewegung versetzt von den Entladungen, die den Corioliswinden vorauseilten.
Jesses Hände kribbelten, als er den statischen Schildgenerator neben der Tonne aufstellte. Der Köder. Als er das surrende Kraftfeld aktivierte, schossen besorgniserregende blauweiße Funken durch die Luft. Er beeilte sich. Seine Sinne waren in geradezu beängstigendem Maße geschärft, und er hörte den Wurm auf sich zukommen wie eine Maglev-Bahn, angelockt vom verführerischen Lied des Generators.
Die Flügel seines Ornijets versprühten deutlich sichtbare Funken, die durch die Luft schwirrten. Unglaublich! Nachdem er einen weiteren kurzen Blick auf die Tonne geworfen hatte, stieg Jesse eilig zurück in den Ornijet und hob mit einem kräftigen Düsenstoß ab.
Er war bereits in sicherer Entfernung, als das Strudelmaul des Sandwurms die Schocktonne verschluckte. Eine betäubende Entladung schoss durch den Schlund des Wurms, und das Geschöpf bäumte sich hoch auf, es wand sich und warf sich umher. Ein beeindruckender Blitz schoss ihm aus dem Maul, und ein Geflecht winziger Entladungen kräuselte sich über seine Außenringe. Bälle weißen Lichts sammelten sich zu Plasmawellen, die anschließend aufflogen und wie Seifenblasen platzten. Elmsfeuer.
Funken flogen in alle Richtungen. Bälle phosphoreszierenden Lichts explodierten wie Feuerwerkskörper. Das augenlose Ungeheuer warf sich vorwärts, machte einen Satz in die Höhe und sandte mit dem anschließenden Sturz auf die unebenen Dünen Schockwellen in alle Richtungen.
»Na, Junge, das war eindrucksvoll!«, klang Gurneys Stimme überschwänglich aus dem Lautsprecher.
»So etwas habe ich noch nie gesehen«, antwortete Jesse über Funk. Er fühlte sich ein wenig zittrig, als er eine Runde über dem gefällten Wurm drehte, um sich zu vergewissern, dass er keine Bedrohung mehr darstellte. »Wir dürften mindestens sechs Stunden Zeit haben. Schick deine Mannschaften wieder an die Arbeit.«
Inzwischen wussten die Sandarbeiter relativ genau, wie lange ein Wurm durch eine Schocktonne außer Gefecht gesetzt wurde. Selbst wenn sie bewusstlos waren, regten sich die Tiere häufig und zuckten, was nervöse Beobachter zu Überreaktionen veranlassen konnte. Gurneys Fördermannschaften, die sich daran gewöhnt hatten, wollten deshalb möglichst keinen falschen Alarm auslösen. Jede Minute, die sie durch eine frühere Evakuierung verloren, verringerte die Gewinne.
Der dichte, bräunliche Kern des Coriolissturms war immer noch ein gutes Stück entfernt, aber der Wind auf dem Gewürzfeld nahm zu und würde sie wahrscheinlich zwingen, die Förderung einzustellen, noch bevor der Sandwurm sich genug erholt hatte, um zu einer Bedrohung zu werden.
Nachdem die Kreatur ihnen nichts mehr tun konnte, wandten sich die Sandarbeiter mit doppelter Energie wieder ihren Aufgaben zu und schaufelten eine Ladung Gewürz nach der anderen. Aufregung und Tatkraft durchströmten die Männer. Sie wussten, dass es sich vielleicht um ihre letzte Ernte vor einer langen, wohlverdienten Ruhepause handelte.
Voller Freude, die durch seinen Adrenalinschub noch gesteigert wurde, landete Jesse bei den Gewürzerntemaschinen. Er trat in den zunehmenden Wind hinaus, um mitzuhelfen. Genau wie auf Catalan hatte er auch hier keine Bedenken, sich die Hände schmutzig zu machen. Wenn sie die Hoskanners mit dieser letzten Förderaktion überholten, wollte er unbedingt dabei sein.
Die Hauptmasse der wütenden Sturmfront näherte sich langsam. Gurney behielt das gefährliche Wettersystem im Auge, und die Männer arbeiteten mit rasender Hingabe. Ihr Haar und ihre Kleidung flatterten im warmen Wind. Die neuen Wettersatelliten schickten ihnen alle fünfzehn Minuten Lageberichte. Unglücklicherweise konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Sandarbeiter mehr auf den Coriolissturm als auf den bewegungslosen Sandwurm.
Während Hitzeentladungen den Himmel mit weißglühenden Stacheln spickten, erholte sich das Ungeheuer erstaunlich schnell. Ein Kräuseln durchlief seinen Schlangenleib, und dann bäumte es sich auf und setzte sich in Richtung Förderstelle in Bewegung, angezogen vom pulsierenden Lärm sieben
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