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Duniyas Gaben: Roman

Duniyas Gaben: Roman

Titel: Duniyas Gaben: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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berücksichtigt. Die Straßen von Mogadischu sind übersät mit Bett l ern, die leere Schalen tragen un d vo n Tü r z u Tü r wandern , u m sic h di e Überbleibse l des Tage s z u erbetteln . Is t e s möglich , fragt e ic h mic h kürzlich, den Nahrungsmittelüberschuß der Geberländer, der den hungernde n Afrikaner n geschenk t wird , mi t de n Überble i bseln gleichzustellen , di e wi r ausgehungerte n Bettler n anbieten? Ode r geh e ic h hie r z u weit?
    Wen n Somali s a n jemande m verzweifeln , de n si e alsGeizhal s beschreiben , sage n si e oft : »S o - un d- s o schenk t dir nich t ma l ei n Gla s Wasser. « Wen n si e als o Geschichte n hören vo n Butter , di e i n eisige n unterirdische n Halle n konserviert wird , vo n Nahrungsmitteln , di e be i Temperature n unte r dem Gefrierpunk t aufbewahr t werden , vo n regalweis e gestapeltem Fleisch, reihenweise gelagertem Reis und anderen Köstlichkeite n i n ein e m riesige n Kelle r kälte r al s di e Arktis, dann sagen die Somalis: »Diese Leute sind aber gemein.« Auf di e beharrlich e Nachfrage , waru m ihne n etwa s geschenkt werde n solle , nehme n si e Zufluch t z u Verallgemeinerungen. Au f di e Frage , waru m Rußlan d si e nich t mit Nahrungsmittelhilfe versorgt, werden sie zynisch. Der einzige Unterschie d zwische n un s un d Rußland , d a wi r j a de n gleichen amerikanische n Weize n essen , is t der , da ß wi r dafü r mit unsere m Bettel n un d si e mi t ihre n ausländische n Reserven zahlen.
    Letzte Woc h e lie f di e W e l t, und Afrika hungerte. Zweifellos erzeug t da s Fernsehe n Persönlichkeiten , Gebe r lasse n ihre lächelnde n Physiognomie n aufnehmen , daz u werde n dann Szene n vo n äthiopische n Skelette n gezeigt . Zu m erste n Ma l isti n de r Hauptsendezei t übe r Afrik a berichtet worden, doch leide r is t Afrik a sprachlo s un d hungrig . I n Conrad s Herz der Finsterni s wir d de m Afrikane r i n de m einzige n Augenblick , in dem er einen Satz sagen darf, eine falsche grammatikalische Konstruktio n i n de n Mun d gelegt . Da s wa r vo n vorra n giger un d immerwährende r literarische r Gültigkeit . Hunder t Jahre später , i n de m Fil m Jenseits von Afrika, be i de m ein Amerikane r Regi e führt e un d de r au f de m Buc h eine r Dänin basiert , di e i n Afrik a lebt e un d vielleich t de n Tei l des Kontinent s liebte , i n d e m sie wohnte, aber keine Liebe für desse n Vol k übri g hatt e – i n diese m Fil m zählt e z u den Darstellern Somalias berühmteste Tochter I man . Nu n rate n Sie mal : Si e ha t ein e stumm e Rolle . Mache n Si e sic h Ihre n eigenen Rei m darauf , abe r frage n Si e sich : Wa s nun ? Wer bekommt was , schenk t wa s wem ? Ic h zieh e mic h i n ein e leichenhafte Still e zurück : Währen d di e W e l t läuf t un d da s hungernde Afrik a hungert ; solang e di e Kamera s klicke n un d di e Läufer nac h Luf t ringen , d a si e gerad e da s Zielban d eines momentane n Ruhm s m i t der Brust durchrissen haben. Und wen n da s fernsehschauend e Publiku m un d die videoproduzierende n Team s sic h umwende n un d mic h darum bitten , etwa s z u sagen , werd e ic h schüchtern , bi n au f den Mun d gefallen . S o wi e ei n Kind , de m ei n Erwachsene r ein Geschen k gegebe n hat , furchtsa m lächel t un d e s annimmt, wobe i sein e Mutte r bef i ehlt : »Sa g de m Onke l schöne n Dank«, s o sag e auc h ic h dank e schön , dank e euc h allen , Onke l Sa ni , Sun g un d auc h Al - Mohamed.
     
     
     
    Si e legt e di e Zeitun g beiseite , erfreut , da ß Taari q noc h hell e , virtuose Momente zu bieten hatte. Doch warum wurde der Artikel erst jetzt veröffentlicht? Hatten die Zensoren die Veröffentlichung unterbunden, als er sie in der Woche ablieferte , i n de r di e W e l t lief , währen d Afrik a hungerte?
    Erschöpft und doch unfähig, z u schlafen , betrachtet e si e die W e l t u m sic h heru m mi t eine m Stirnrunzeln . Un d di e W e l t war ei n Schlüssel . Al s si e au f de n Schlüsse l zu r Stadtwohnung schaute , de n Fariid a vo n Misk i hergebrach t hatte , beschlich Duniy a da s Gefühl , si e würd e au f di e Hebel , di e gefrästen Krümmunge n un d Biegunge n ihre r eigene n Zukunf t schauen.
    Un d plötzlic h wußt e sie , wa s si e tu n würde . »Morge n abend«,sagt e sie , »wir d Duniy a di e Nach t be i Bosaas o verbringen , um ih m ihre n Körpe r al s Geschen k darzubieten . Morge n abend.«
     
     
     
     
     
     
     

IV
     
     
    Duniy a

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