Duniyas Gaben: Roman
ergänz t wird. Erheben wir deswegen Einspruch gegen die sprichwörtliche Weisheit , da ß di e Mensche n di e Regierun g bekommen , di e sie verdienen , un d e s un s deshal b rech t geschieht , wen n wir Bettle r al s Oberhäupte r haben?
I n Somali a gib t e s di e Tradition , de n Hu t z u eine r Kollekte herumgehe n z u lassen . Da s heiß t be i un s Qaaran. Wenn jeman d dringen d Hilf e benötigt , läd t e r sein e Freunde, Verwandte n un d Schwiegerleut e ein , u m sic h i n seine r oder eine r andere n Wohnun g z u versammeln , wo , wi e e s gemeinhin heißt, eine Matte ausgelegt wurde. Doch dafür gibt es festgelegt e Bedingungen . Di e No t mu ß ech t sein , di e u m Hilfe ersuchend e Perso n mu ß ei n achtbare s Mitglie d der Gesellschaf t sein , kei n Faul e nzer , kei n Taugenichts , Schuldner ode r Dieb . Diskretio n is t vo n ausschlaggebende r Bedeutung. Gebe r erwähne n nich t di e gespendet e Summe , un d der Empfänge r wei ß nicht , we r wa s gegebe n hat . Di e Person empfäng t ein e Gab e vo n de r ganze n Gemeinde , un d ih r is t er dankbar . E s is t nich t gestattet , da ß s o ein e Perso n danac h noch meh r verlangt , zumindes t nich t i n absehbare r Zeit . Wen n es darau s ein e Lektio n z u lerne n gibt , dan n die , da ß Notfäll e eine einmalig e Angelegenhei t sind , kein e jährlich e Ausrede , noch meh r z u verlangen . Wi e viel e Jahr e habe n wi r inzwische n die leer e Schüsse l herumgehe n lassen?
Hungersnöt e wecke n di e Mensche n au s eine r ökonomischen, soziale n ode r politische n Lethargie . Wi r habe n gesehen , wie da s äthiopisch e Vol k eine n vierzi g Jahr e regierende n Negus losgeworde n ist . Ausländisch e Lebensmittelspende n schaffen eine Pufferzone zwischen korrupten Staatsführungen und den hungernde n Massen . Ausländisch e Lebensmittelspenden sabotiere n auc h di e Fähigkei t de s Afrikaners , i n Würd e zu überleben. Noch dazu vermittelt es den Kindern ein Unterlegenheitsgefü hl , häl t si e davo n ab , di e ausgemergelten Bohnensprossen, die kümmerlichen Maiskolben und den zerbrochene n Rei s z u essen . Verzeihe n Si e mir , wen n ich Klischee s serviere , doc h gestatte n Si e mir , ein e Äußerun g von Hubert Hu m phre y z u zitieren , de r 1957 gesag t hat : »Ic h habe gehö r t … da ß Mensche n wege n de s Essen s vo n un s abhängigwerden . Ic h weiß , da ß die s eigentlic h kein e gut e Nachrich t sein sollte . Fü r mic h wa r e s e ine gute Nachricht, denn bevor Mensche n irgen d etwa s tu n können , müsse n si e etwa s z u essen haben . Un d wen n Si e nac h eine m We g suchen , Mensche n dazu z u bringen , au f Si e gestütz t un d angewiese n z u sein , dami t sie mi t Ihne n kooperieren , komm t e s mi r s o vor , a l s wär e die Abhängigkei t vo n Nahrungsmittel n großartig. « Gu t gebrüllt, Löwe , meine n Si e nicht ? Nu n könne n wi r fortfahren.
Ei n ostafrikanische s Regierungsoberhaupt , bekann t fü r seine sozialistische Überzeugung, gewährte kürzlich einer in London beheimateten afrikanische n Zeitschrif t ei n Interview , i n de m er sagte , da ß di e entwickelte n Lände r Afrik a helfe n müßten . Aber waru m müsse n sie ? Wa s bring t ih n z u de m Glauben , da ß der Afrikane r ei n Eigentumsrech t a m Besit z andere r hat ? Ha t das Land , desse n Oberhaup t e r sei t de m vergangenen Vierteljahrhunder t gewese n ist , de n Hungernde n i n Äthiopien oder dem Tschad großzügig gespendet? Es wäre verständlich, wenn dieser überaus geachtete afrikanische Staatsmann seine Erklärun g i m Kontex t eine r vertraute n ode r stammesmäßi g en Gesellschaf t abgegebe n hätte , w o obligatorische r oder freiwilliger Geschenkaustausch Teil des Verhaltenskodex sind. I n solc h eine m Kontex t is t de r Austausc h direkt . D u gibst jemande m etwas ; ei n Jah r später , wen n d u bedürfti g bist , wird de r heutig e Empf ä nge r zu m Gebe r vo n morgen . Sieh t dieser intellektuell e Staatsman n di e Zei t voraus , i n de r Afrik a i n der Lag e sei n wird , Nahrungsmitte l a n Europa , Nordamerik a oder Japa n z u spenden ? Is t e r sic h bewußt , da ß e r Afrik a i n ein e auf ewi g abhängig e Perso n verwan d elt? Jede Gabe hat eine Persönlichkei t – di e de s Gebers . Au f jede m Sac k Reis , de r von eine r ausländische n Regierun g eine m hungernde n Vol k in Afrik a gespende t wird , sin d di e Charakteristik a un d die Mentalitä t de s Gebers , Nam e un d Land ,
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