Duniyas Gaben: Roman
machte n (wi e die heutige n Hilfsgüter) , Geschenke , welch e di e Afrikane r ohne groß e Frage n annahmen.
Bosaas o stellt e ein e Frag e i n de n Raum . »Läß t sic h eine somalisch e Auffassun g vo n de m moder n e n Begrif f Kosmos, de r i m Arabische n ›Dunya ‹ heißt , denken ? Vo n s eiten der Arabe r wir d nämlic h behauptet , da ß si e un s de n Begriff Kosmo s bescherten , inde m si e un s nich t nu r ihre n islamischen Glaube n anboten , sonder n mi t un s auc h ih r Weltbil d teilten, au f d a s wi r unse r darau f folgende s Verständni s vom Funktionieren unseres Globus aufgebaut haben.«
»Wa s hatte n di e Arabe r davon , un s ih r Weltbil d zu bescheren , natürlic h zusamme n mi t eine m vo n Allah geschaffene n Kosmos , de r unsere m traditionellen Glaubenssyste m widersprach? « wollt e Duniy a wissen.
Bosaaso s Gesich t verdunkelt e sic h be i de m Versuch , darauf ein e Antwor t z u geben.
»An Duniyas Worten ist was dran«, sagte M ire . »Nach meinem Verständnis hängt der grundlegende Unterschied zwischen tradierten afrikanischen Glaubenssystemen und dem jüdisc h - christliche n ode r islamische n Cred o mi t den mystische n Ausmaße n eine s zentra l geschaffene n Kosmos zusammen . De r Ausgangspunk t is t doc h der : We n ode r was verehre n wir ? I m Fall e eine s Somalis , de r Krähe n vergöttlicht, is t d i e Antwort klar: Somalis beugen sich dem Tod, da Krähen mi t de m Lebensend e assoziier t werden , de r Beendigun g der Existenz. Dagegen offerieren die jüdisc h - christlichen und islamische n System e ein e nac h vor n schauende , mi t dem Lebe n nac h de m Tod e ein e Belohn u ng anbietende Rationalisierung , ei n Credo , i n de m eine m paradiesische Wonn e nac h de m To d garantier t wird.«
»Wa s bedeute t da s alle s i n einfache n Worten? « fragte Duniya.
»Da s bedeutet« , sagt e Mire , »da ß d u wenigstens oberflächlic h dein e Anstrengunge n i n dei n e täglichen Aktivitäte n de r Selbstverehrun g investiers t (i n jüdisc h christliche n sowi e i n islamische n Systeme n is t Got t j a nach de m Bil d eine s au f ein e höher e Eben e gestellte n Menschen geschaffen , wohingege n i m somalische n Denke n Krähe n nicht de r Vorstell u n g de s Mensche n vo n sic h selbs t entsprechen), wofü r di r ein e himmlisch e Dividend e versproche n wird , die deinem Vertrauen in Gott, der Leben gibt und nimmt, würdig ist.«
»Got t gibt , Mensc h gibt! « sagt e Bosaaso , de r nich t seh r ernst klang.
Da breitete sich S chweigen aus. M ir e wa r klargeworden , daß e r Duniy a nicht s hatt e verständlic h mache n können . Si e hatte es offensichtlich aufgegeben, seinem Theoretisieren zuzuhören . E s wa r Zei t fü r de n Fruchtsalat . Al s si e mi t dem Nachtisc h ferti g ware n un d de r Espress o se rviert worden war, verschwan d Duniy a fü r ein e Weil e in s Badezimmer , den n sie hatt e di e Still e nötig , di e vo m Alleinsei n i n eine m Zimme r mit eine r verschließbare n Tü r herrührt . Si e dacht e sic h auch , die beide n Freund e würde n ei n paa r Augenblick e fü r sic h zu schätze n wissen , i n dene n si e i n ihr e Männersprach e verfallen konnten. Tatsächlich hatte sie das Gefühl, daß sie wie zwei Mensche n waren , di e gezwunge n waren , zugunste n einer dritte n Perso n i n eine r fremde n Sprach e z u reden . Nac h fast eine m ganze n Aben d e ntschie d sie , ihne n ei n bißche n Zei t zu lassen , i n de r si e i n ihre r Sprach e rede n konnten.
Vom Bad aus konnte Duniya ohne große Mühe ihr Gespräch mitverfolgen , desse n erst e Hälft e hauptsächlic h u m den Findlin g ging , da ß e r bishe r noc h kein e Schutzimpfunge n und noch keinen Namen erhalten hatte. Bosaaso beantwortete Mire s Frage n mi t deutliche r Zurückhaltung , murmelt e einige seine r Antworten . A n eine r Stell e sagt e Mire : »Sa g mir , warum behalte t ih r ihn , ih r beiden , mein e ich?«
»We r ha t gesagt , da ß wi r ih n beh a lten? « erwidert e Bosaaso.
»Woll t ih r da s etw a nicht? « sagt e Mir e verdutzt . »Ic h hab e den Eindruck« , erklärt e Bosaaso , »da ß e r un s behält , i n de m Sinne, daß er meine und Duniyas Freundschaft zementiert und Tag fü r Tag , Minut e fü r Minut e festigt.«
»I n welch e r Weise?«
»De r Findlin g is t zu m Mittelpunk t unsere r Sorge n und Freuden geworden, der zentrale Brennpunkt unserer Zuneigung . Wi r kümmer n un s u m ihn , al s wär e e r unser eigenes
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