Duniyas Gaben: Roman
Fleisch und Blut.«
»Un d wa s heiß t da s fü r euch? « fragt e Mire . »D a kan n ic h nur fü r mic h sprechen , wei l Duniy a un d ic h diese n Aspek t unserer Beziehun g noc h nich t besproche n haben.«
»Wa s bedeute t e r di r den n persönlich?«
»Bis sich unsere Beziehung gefestigt hat«, sagte Bosaaso, »un d vielleich t auc h noc h danach , wir d de r Findlin g das Symb o l unsere s Zusammensein s gewese n sein.«
»Ic h bi n nich t sicher , o b ic h di r folge n kann« , sagt e Mire.
»Betracht e e s ma l so : E r is t derzei t di e Hauptbeschäftigun g für sie , mic h un d ihr e Kinder , mi t dene n ic h gu t auskomme.«
»Als o siehs t d u eine n baldige n Ta g k o mmen, an dem eure Beziehung sozusagen abheben wird ohne Hilfe durch den Findling? « fragt e Mir e behutsam . »Besonder s jetzt , d a Abshir kommen wird.«
»Waru m das?«
Mi t leise r Stimm e sagt e Bosaaso : »Könne n wi r darübe r ein anderma l reden?«
»Verstehe« , sagt e Mir e . Si e schwiegen.
Al s Duniy a sic h ihne n wiede r anschloß , wurd e ih r dieWohnun g gezeigt . Si e wurd e i n Mire s Arbeitszimme r geführt, das sich wie eine Eremitenklause ausnahm, ein Ort, wo Ideen entwickel t un d Gedanke n gezeug t wurden . E s ga b ei n Chaos au s Büche r n, ganze Stapel davon, auf Tischen aufgehäuft, über di e Kante n eine s Buchregal s quellend . W o Bosaas o zwei Auto s erworbe n hatte , eine s al s Tax i fü r seine n Cousin , eines fü r de n Eigengebrauch , un d daz u noc h ei n einstöckige s Haus fü r sic h un d ei n weitere s fü r sein e Scha r vo n Cousin s – hatte Mir e seine n Reichtu m i n de n Erwer b vo n Wisse n investiert.
Da s Arbeitszimme r hatt e sein e eigene n Annehmlichkeiten.
D a ga b e s eine n große n Lehnstuhl , ein e handgefertigte Chaiselongu e mi t deutsche r Aufschrif t (Bosaas o erklärt e , sie se i ei n Geschen k vo n Claudia , M ire s deutsche r Freundin) . Es ga b auc h jed e Meng e verstaubte r Ecke n i n diese m Zimme r und ein e Anzah l hal b ausgetrunkene r Kaffeetassen , die unaufgeräum t herumstanden , w o si e eine n Ta g ode r s o vorher vergesse n worde n ware n . Fü r Mire , sagt e Bosaaso , mußt e die W e l t außerhal b seine s Arbeitszimmer s ordentlic h sein , hier jedoc h nicht . E r könn e de m Wachstu m vo n Idee n keine Ordnun g aufzwingen . Hie r wa r e r gan z Mensch ; hie r lie ß er seinen eigenen Emp f i ndunge n freie n Lauf.
Hie r wa r e r auc h privat . Ei n lebensgroße s Fot o vo n ClaudiaChrist , seine r deutsche n Freundin , überblickt e alle s im Arbeitszimme r vo n seine m hohe n Plat z a n de r Wand , hoch genug, daß Duniya irgendwie den Eindruck bekam, die europäisch e Fra u blick e i n de n Kop f eine s j eden , de r irgendwo i m Zimme r stand . Di e Fra u hatt e dünn e Lippen , kurze s Haar, ein e klein e Nase , ei n vorspringende s Kin n un d stark e Kiefer. Duniy a hatt e da s Gefühl , si e würd e hie r eine n Schrein aufsuchen.
Bosaas o dient e ih r al s Führer . E r zeigt e ih r Überse t zungen großer europäischer Klassiker ins Somalische, darunter Shakespeare , Goeth e un d Dante , vo n dene n Mire Rohfassunge n mi t Anmerkunge n un d Einführunge n angefertigthatte , all e Claudi a gewidmet . Mir e übersetzt e direk t au s den Originalsprachen , mi t dene n e r vertraut war. Eines Tages hofft e er , diese s Lebenswer k veröffentliche n z u können.
E r wie s auc h au f Claudi a Christ s Büche r hin , vie r a n der Zahl , all e i n Deutsc h un d Mir e gewidmet . Seh r nobe l vo n der Frau , ih r Lebenswer k eine m Man n z u widmen , de r si e nic h t geheiratet hatte – noc h nicht , dacht e Duniya . Di e Führun g war beendet , un d si e dankt e Mir e fü r eine n überau s angenehmen Aben d un d bat , heimgefahre n z u werden . Noc h i m Weggehen fragt e si e sich , wi e si e sic h fü r M ire s Einladun g revanchieren könnte . Si e müßt e ein e n We g finden , ih n zu m Esse n i n ihre Wohnun g einzuladen , wen n dies e nich t mi t lärmende n Kindern angefüll t war . Di e Ankunf t ihre s Bruder s würd e eine n guten Anla ß bieten . »D u muß t zu m Esse n kommen , wen n Abshir hie r ist« , sagt e sie.
Mi t schelmische m Blic k erwidert e Mire : »Ic h hoff e au f mehr al s nu r ein e Mahlzeit.«
Bosaas o un d Duniy a schwiege n au f de m ganze n We g z u ihrerWohnung , w o si e ei n Komme n un d Gehe n bemerkten . Duniya fordert e ih n nich t auf , mi t in s Hau s z u kommen . Sie verabsch i edete
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