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Duniyas Gaben: Roman

Duniyas Gaben: Roman

Titel: Duniyas Gaben: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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h eine n klare n Gedanke n fasse n so l lte. Trauer zeigt e sic h imme r wiede r i n ihre m Blick . Mi t linkischer Haltung , di e Bein e etwa s wacklig , di e Fußsohle n von nadelscharfen Dornenstichen durchlöchert, setzte sich Duniya hin und spürte einen Zustand von Gewichtslosigkeit. Tatsächlic h wa r di e Fur cht, daß sie abheben könnte, so überwältigend , da ß si e sic h a n de r Stuhllehn e festhielt, unfähig , ein e solch e Wirkun g au f da s Verhalte n ihre s Körpers abzuschätzen . Ers t al s si e a n Bosaas o dachte , schie n e s ihr wert , a n Or t un d Stell e z u bleiben.
    Wiede r üb e rwältigt e si e di e Erinnerung , da ß auc h ih r Haus de s Leben s entleer t schien , w o da s Radi o verstumm t un d jede einzeln e Tü r fes t verschlosse n war . Duniy a wa r froh , in Bewegun g z u sei n un d glücklicher e Tag e z u erwarten . Ihre Kinde r ware n inzwische n ihre r Weg e gegangen . Yare y hatte sic h dafü r entschieden , de n Ta g mi t Marily n z u verbringen, Mataa n wa r be i Wari s un d Nasiib a – wer weiß, mit welchen Überraschunge n si e ihr e Mutte r heimsuche n würde , wen n sie schließlic h wiede r aufkreuzte . Ei n leere s Hau s is t bedrücke n d, hatt e Bosaas o gesagt , doc h ei n unausgefüllte s Lebe n is t noch betrüblicher. Er schöpfte Mut und traf nun öfter beherztere Entscheidungen , inde m e r davo n sprach , ihr e Abend e und leere n Spätnachmittag e mi t Aktivitäte n auszufüllen . E r sagte, wi r werde n die s un d da s machen . Wi r werde n da s Schwimmen lernen . Wi r werde n i n Restaurant s gehen . Wi r werde n das Autofahren lernen in der Hoffnung, unabhängig und nicht meh r mitgenomme n ode r ga r vo n schlimme n Männern belästig t z u werden . Wir , s o stellt e sic h heraus , wa r eine zusammengesetzte Person (Duniya + Bosaaso = wir!), die Wunde r vollbringe n konnte , di e imstand e war , Tag e und Nächt e mi t köstliche n Unternehmunge n auszufüllen , u m die si e ei n Enge l beneide t hätte.
    Al s de r Säuglin g noc h lebte , hatte n wede r Duniy a noch B osaas o dara n gedacht , sic h Beschäftigunge n auszudenken : Erhatt e de m Lebe n u m si e Gestal t verliehen . Un d e s kamen Leute, Besucher trafen in Scharen ein, um Karten zu spielen, Te e z u konsumieren , einande r Geschichte n z u erzähle n und Freundschaf t z u schließen . Duniy a konnt e di e Tatsach e nicht leugnen , da ß de r To d de s Findling s ihne n zwangsweis e eine Reih e grammatikalische r Änderunge n i n ihre r Sprechweise auferlegte , inde m e r ei n Wi r erzeugte , da s vorhe r nicht dagewese n war , ei n Wi r hybride r Notwendigkeiten , h alb real, hal b erfunden.
    Di e leicht e Tätigkeit , di e Dr . Mir e ih r heut e zugeteil t hatte, bestan d hauptsächlic h au s de r Entgegennahm e der Röntgenaufnahmen stationärer Patientinnen und dem Eintrage n ihre r Name n i n di e dafü r vorgesehene n Leerstellen, sons t ni c hts . Endlos e Minute n starrt e si e dan n au f di e Negative der Röntgenaufnahmen, fasziniert, verträumten Blicks, währen d ihr e Finge r abwesen d übe r di e faltenreichen Wiedergabe n fuhre n un d si e (wi e absonderlich! ) a n eine n toten Fötus dachte, der in einem mit k l arem Essig gefüllten Glas konserviert war – mein Gott, wie schockierend, sagte sie sich traurig . Ei n Tei l vo n ih r stellt e sic h vor , di e unausgefüllte Leer e de r kryptographische n Blätte r repräsentier e de n To d des Säugling s un d di e ausgefüllte n Fläche n seie n von Bosaaso belegt . Un d dan n ka m Bosaaso , u m si e abzuholen . E s war früher Nachmittag.
    Be i ihre r Begegnun g sagt e sie , si e fühl e sic h scho n den ganze n Ta g hungrig , hab e abe r nich t wirklic h etwa s essen wollen , den n si e hab e keine n Appetit . Drück e si e sich v i elleicht nicht verständlich aus? Bosaaso mutmaßte, Essen sei ein e eigenständig e Unternehmung . E r zitiert e al s Beispie l die Wochen nach den tragischen Toden von Yussur und seinem Sohn, als er mit dem Rauchen aufhörte. Er erinnerte sich auch daran , wi e lee r er sich gefühlt hatte, als er seine Promotion hinte r sic h hatte . E r wa r s o rastlo s gewesen , da ß e r di e i n derSeel e empfunden e Leer e nu r mi t Arbei t un d noc h meh r Arbeit fülle n konnte . Dan n ers t ka m ih m de r Einfal l . »Wi r gehen heut e aben d zu m Esse n aus« , sa gt e er.
    Mi t eine m herablassende n Lächel n sagt e sie : »We r sin d wir, wen n ic h frage n darf?«
    »D u un d ic h

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