Duniyas Gaben: Roman
schrecklich aufgeregt, sie plapperte ein e Mischun g au s hal b verstandene n un d komplett begriffene n Ideen , wobe i si e freigebi g ein e wunderliche Anzah l vo n Wörter n i n di e Luf t warf , di e Du n iy a nicht s sagten. I n ihre r Red e schwan g unterschwelli g etwa s mit , etwa s Ernstes un d Humorloses , wi e be i eine r Mutter , di e ihr e Tochte r fü r ein Kinderfes t zurechtmacht , da s i m Hau s eine r angeheirateten Verwandten statt f i ndet , mi t de r di e Fra u nich t zurech t kommt. Duniy a kostet e e s Mühe , stil l un d nack t stehe n z u bleiben.
Nasiib a sagt e gerade : »D u wirs t da s Haa r z u eine r Krone aufgesteckt tragen. Doch erst kämmen wir es, und davor noch trage n wi r ein e Ar t Glanzge l auf . Ei n gan z aufrechte r Knoten wir d di r gu t stehen . Un d kein e Kopfbedeckung.«
»Dar f ic h mi r i n de r Zwischenzei t etwa s überwerfen?«
»Gleich, nur keine Panik.«
Duniy a langt e nac h eine m Kopftuc h un d bedeckt e dami t ihre Blöß e i n de r Haltun g eine r Eva , di e sic h hinte r Freudschen Feigenbl ä ttern versteckt. Ihr Gesicht glich unleugbar dem einer gedemütigte n Person , abe r s i e blie b still , wen n auc h nicht unbewegt.
»Hie r is t ei n Unterrock , ein e Unterhos e un d ein Büstenhalter«, sagte Nasiiba zu ihrer Mutter. »Jetzt zieh das an un d mac h kei n Getue. « Di e jung e Fra u hätt e ein e Mutte r sein können, die einem Kind, das nach Essen schreit, schnell mal zwe i Löffelvol l verabreicht.
»Ic h hätt e dic h nich t bitte n sollen , mi r bei m Anziehe n zu helfen« , bedauert e Duniya.
Darau f erwidert e Nasiiba : »Elter n denke n selten an die Millione n peinliche r Augenblicke , di e ihr e Kinder durchmache n müssen , wen n si e i n Kleide r gesteck t werden , die si e liebe r nich t trage n würden , mi t Esse n gefütter t werden , das si e liebe r nich t esse n würden , gewasche n werden , wen n si e nur z u f r o h wären , drecki g z u bleiben , un d ih r Intimbereich befingert , massier t un d verstümmel t wird . D u has t nich t nur da s un d Schlimmere s mi t mi r gemacht , sonder n d u bis t dir bewußt , lieb e Mutter , da ß d u al s somalisch e un d noc h dazu muslimische Mutter das gesetz l ich e elterlich e Rech t hast, nachzusehen , o b ic h Jungfra u bin. « Al s si e di e Unterhose , den Büstenhalte r un d de n Unterroc k angezoge n hatte , fragte Duniya : »Wa s sol l ic h jetz t machen?«
Nasiib a grif f nac h eine m Stuh l mi t gerade r Lehn e un d stellte ih n so , da ß Duniy a nac h Oste n schaute , w o da s Lich t besser war. Dann kam sie zurück und ergriff resolut die Hand ihrer Mutter , di e ih r furchtsa m folgt e wi e ein e Braut , di e ih r neues Hei m betritt . »Set z dic h hin , rüh r dic h nich t un d sa g kein Wort« , befah l Nasiiba.
Duni y a hatt e e s nich t gern , wen n jeman d di e Oberhan d über sie behielt, sie haßte das Gefühl der Machtlosigkeit, nicht zu wissen , wa s mi t ih r angestell t wurde . »De r Grund , waru m ich mic h gege n di e Autoritä t vo n Männer n auflehne« , hatt e sie einma l eine r Freundi n gesagt, »liegt darin, daß sie Entscheidungen , di e da s Lebe n vo n Fraue n beeinflussen , gerne be i Zusammenkünfte n treffen , be i dene n Fraue n ga r nicht anwesen d sind. « Betrachtet e Duniy a Nasiib a i m Augenblick al s ›männlich‹ ? Hatt e si e sic h nich t vo r ih r auszie h e n müssen wi e vo r eine m Mann , hatt e Nasiib a ih r nich t wi e manche Männe r di e Mach t genommen ? »Wa s machs t d u mi t mir, Nasiiba? « fragt e sie . »Vertra u mir. « Z u meh r Auskünfte n war Nasiib a nich t bereit.
Si e begann , Duniya s Haarzöpf e z u eine r Kron e z u flechten u n d z u drehen . Beid e ware n einigermaße n entspannt ; Nasiiba gefie l da s Ergebni s ihre r künstlerische n Bemühunge n immer mehr , doc h Duniy a wa r wenige r angespannt , ih r Körper weniger steif. Als ob ihr das miß f i el, sagte sie völlig überrumpelnd : »Übrigens , Nasii b a , kan n e s sein , da ß ic h einen Packe n Geldschein e i n eine r islamische n Frauenzeitschrif t aus de m Ira n namen s M ahjouba versteck t gefunde n habe?«
Duniya glich in diesem Moment einer wohlgenährten u n d verhätschelten Hauskatze, die vor gerade anwesenden Gästen di e Leich e eine r Eidechs e in s Wohnzimme r geschlepp t hat.
»Dies e Gemeinhei t lass e ic h mi r nich t bieten« , braust e Nasiiba auf , di e i n ihre r Wu t de n Kam m weggeworfe n hatte , de r in
Weitere Kostenlose Bücher