Duniyas Gaben: Roman
unähnlic h de m eine s gan z jungen M ädchens , da s di e Pump s ihre r Mutte r anprobiert , sagte Duniya : »Wi e w ä r ’s, wenn ich erst mal dusche? Ist das nicht eine gute Idee? Inzwischen kannst du ja das Kleid heraussuchen , da s ic h anprobiere n soll.«
»Wa s fü r ein e wunderbar e Idee« , sagt e Nasiib a ziem l ich aufgekratzt.
Da s Sonnenlich t funkelt e unverschäm t au f Duniya s Augen,un d si e grinste . Di e Ding e lage n vie l komplizierter , al s si e sich vorgestell t hatte , un d kei n Gebe n wa r unschuldig . Wa s hatte Nasiib a gesagt ? Da ß si e ih r bei m Anziehe n helfe n würde? Duniy a quält e de r Gedanke , da ß ihr e Tochte r si e bitte n würde, sic h auszuziehen , sic h nack t vo r si e hinzustelle n und Pirouette n z u drehen , bevo r entschiede n wurde , wi e si e sich kleide n sollte . Si e stan d nu n i n eine r Pos e intensiven Selbstzweifel s d a un d fragt e sich , wa s si e tu n sollte . Si e wa r in die ausladenden Stoffbahnen einer Robe gewickelt, völlig bekleide t bi s au f de n Kopf , desse n Locke n nac h hastigem Shampoonieren , abe r gute m Durchspüle n glänzten.
Nasiib a sagte : »Ic h ha b di e Haustü r zugemacht , un d wi r sind s o unte r uns , wi e e s nu r irgen d geht . Nu n möcht e ich , da ß du au s deine r puritanische n Rob e steigst , dami t ic h eine n guten Blic k au f da s werfe n kann , wa s d u körperlic h z u biete n hast. Wi r habe n nich t vie l Zeit , als o beei l dic h bitte.«
Verdutzt wandte D un iy a ein : »Da s is t doc h nich t dei n Ernst?«
»Doch , da s is t es« , versichert e ih r Nasiiba . »Ic h bi n deine
Mutter« , ermahnt e Duniy a sie . Nasiib a blickt e ungefäh r i n die Richtun g de r Tü r z u ihre m gemeinsame n Zimmer . »Ic h bin dein e Tochter , mu ß ic h dic h dara n e rinnern ? Un d ic h hab e dich sowieso schon oft nackt oder teilweise nackt gesehen. Also wa s sol l da s Getue ? Bringe n w i r ’ s hinte r uns.«
Duniya s Erinnerun g wurd e vo n de m Gedanke n heimgesucht,da ß Nasiib a si e völli g nack t i m Liebesak t mi t Taari q gesehen hatte , wa s si e vo r ei n paa r Abende n ers t erfahre n hatte . Ihre Stimm e wa r mi t selbstzweiflerische n Pause n angereichert , als si e sic h erkundigte : »Wa s is t da s d a au f de r Stuhllehne?«
»Da s Kleid , da s d u anprobiere n sollst. « Wen n Duniy a gewußt hätte, wie, dann hätte sie der ganzen Scharade ein Ende bereitet . Nasiib a hatt e ih r ei n Klei d ausgesucht , un d Duniya hatt e eingewilligt , vo n ih r angekleide t z u werden . Hatte Nasiib a deshal b da s Recht , vo n ihre r Mutte r z u verlangen , sich vo r ih r auszuziehen ? »D u bis t kei n Heiligenschrein« , sagte Duniya , »un d ic h mach e au s meine m Körpe r keine Opfergabe.« Mit diesen Worten kehrte sie Nasiiba den Rücken zu, versäumte aber, einen einzigen Schritt von ihr wegzutreten, s o al s wär e si e nich t fähig , di e Bedeutun g ihre s Entschlusses z u begreifen . Trübsin n bedrückt e ih r Herz , wei l i m Augenblick alle Liebesgedanken abwesend waren. Sie war nahe daran, die Bitte auszusprechen, in Ruhe gelassen zu werden, als Nasiiba erneut vorschlug, daß sie sich ausziehen solle. Duniya begriff allmählic h doch , da ß e s kei n Zurüc k meh r ga b un d da ß si e es hinter sich bringen mußte, wobei ihr ein fi el, daß der Vater der Zwillinge , de r j a blin d gewese n war , ihre n Körpe r ni e erblickt hatte, welche Ironie des Schicksals, daß seine Tochter sie nun auszog . Auc h ga b ih r d i e Erinnerun g Kraft , da ß si e als Hebamm e scho n viel e Fraue n nack t gesehe n hatte , Frauen, dere n Körpe r si e angefaßt , dere n intimst e Bereich e si e ohne weitere s berühr t hatte . Dennoc h legt e si e mi t besorgte r Miene un d mi t zitternde m Körpe r di e Rob e ab , mi t de r si e sich bedeckt hatte, und sagte: »Da hast d u ’s. « Di e Wort e sprac h sie mi t alle m Nachdruck.
Na s i iba s Urtei l erfolgt e rasch : »Ga r nich t s o schlecht.« Duniy a ihrerseit s hatt e e s z u seh r di e Sprach e verschlagen , um ei n Wor t herauszubringen . Dies e Demütigu n g hatte immerhin ei n Gute s fü r sie : Si e wurd e dadurc h schwe r wi e ei n Klumpfuß un d hatt e kein e Angs t mehr , wege n Gewichtslosigkeit abzuheben . Da s lie ß ein e Ar t Bitterkei t i n ih r wachsen , abe r sie wa r sicher , da s Gefüh l würd e vergehe n un d si e un d Bosaaso würden dereinst vereint se i n – un d zwa r i n Liebe.
Inzwischen war Nasiiba
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