Duniyas Gaben: Roman
Leidenschaf t i n ihre r persönlichen Erinnerun g einzurahmen , un d wollt e nich t davo n sprechen , um ih n nich t abzuwerten . Doc h si e wa r sic h absolu t sicher , der Ohrrin g wa r wenig e Augenblick e vo r de m Zeitpunkt abgefallen , al s a m Himme l ei n Feuerwer k fallende r Sterne losgegange n war . »Ic h erinner e mic h nicht , wann« , sagt e sie.
E r rückt e näher . »Ic h erinner e mic h a n di e For m de s Sterns im Ohrring, hellb l a u bemal t un d i n eine m volle n silbernen Krei s eingeschlossen. « E r wa r ih r s o nahe , da ß si e ih n atmen höre n konnt e un d di e Wärm e seine s Körper s spürte . E r ergriff ihr e Hand ; si e lie ß ih n gewähren . »Si e ware n wunderschö n an dir.«
Si e sagt e nichts , wei l sei n Kop f höhe r kam , au f ihre n Mund zu , un d ihr e Lippe n bereitete n sic h au f di e Begegnun g in eine m Ku ß irre r Leidenschaf t vor . Si e spürte , wi e si e ein Schaue r durchfuhr . Wa s fü r Flammen , dacht e si e sich. Währen d si e sei n Gewich t stützte , da s geringe r war , al s s ie sich vorgestell t hatte , ka m e r wiede r un d wieder , ba t u m immer mehr . Schließlic h ga b si e ih m eine n sanfte n Stup s un d sagte:
»Bitt e übereil e nichts.«
E r schnauft e lau t un d stoßweise , al s wär e e r lang e Zei t unter Wasser gewesen und gerade erst wieder an d ie Oberfläche gekommen . E r setzt e sic h auf , un d übe r sei n Gesich t breitete sic h ei n verständnisvolle s Grinsen . Si e hätt e ih n fü r ungehobelt gehalten , wen n e r ei n einzige s Wor t de r Erklärun g oderEntschuldigun g gesag t hätte . Un d beid e ware n froh , al s keiner vo n ihne n etwa s sagte . Si e studiert e de n Schatten , de n sein Kop f warf , ei n zu r Seit e geneigte r Kopf . E r so g stum m an seinen Lippen. Als Duniya die Nacht draußen betrachtete, jenseits der fl ackernden Schatten der Paraffinlampe, sah sie die Silhouetten lat e rnentragende r Gestalte n durc h ih r Blickfeld schwanke n s o wi e fallend e Sterne , di e ein e Ewigkei t brauchen, um die Erde zu erreichen, wo sie dann explodieren. Stumm blickte n si e au f ei n nähe r kommende s schwankende s L i c ht. De n Schritte n eine s Kellner s folgt e da s Geräusc h eines Dieselmotor s i m Leerlauf , womöglic h da s Fahrzeu g eines Gastes , de r z u eine m Baumzel t eskortier t wurde . Dan n hörten si e leis e Stimmen , di e eine s Manne s un d eine r Frau , di e ihre Bestellung aufgaben. Darauf Stille. Bosaaso bemerkte: »Wenn m ein e Mutte r eine n Ohrrin g verlore n hätte , würd e si e eine Melodie gesummt und ein trauriges Lied über einen so kostspielige n Verlus t vorgetanz t haben . Wen n meine afroamerikanisch e Freundi n ih n verleg t hätte , dan n hätte n Lied un d Tan z ein e rhetorisch e Dimen s ion angenommen. Und wenn es Yussur gewesen wäre, hätte sie bedauernd gestöhnt, irgendwi e ihr e Mutte r in s Gespräc h gebrach t un d ih r die Schuld gegeben. Aber du? Du sagst nichts und zeigst überhaupt keine Besorgnis.«
Ein e Latern e ka m i n Sicht , un d ih r Träge r rief aus dezentem Abstan d ein e Nummer . D a e s nich t ihr e war , ignorierte n sie de n Ru f de s Obers . Al s e s wiede r stil l war , fragt e sie : »Wie heiß t dein e afroamerikanisch e Freundin?«
»Zawad i is t ih r afrikanische r Name , Sara h ihr amerikanischer.«
»Is t Zawad i e i n Haussa - Name?«
»Suaheli.«
»Un d wi e lang e hab t ih r zusammengelebt? « E r überlegte lange.
»D u muß t kein e Antwor t geben , wen n d u nich t willst. « Er schüttelt e hefti g de n Kopf . »E s is t nich t so , da ß ic h dein e Frage nich t beantworte n will , e s is t so , da ß unse r Zusammenleben zwe i Phase n hatte , di e erst e ein e rein e Wohngemeinschaf t mit mi r al s ihre m Mieter , dan n s o etw a e i n halbe s Jah r später habe n wi r angefangen , meh r un d meh r Verantwortun g beim Haushal t un d de n emotionale n Aspekte n unsere s Lebens miteinande r z u teilen , darunte r auc h ihr e zwe i Kinder.«
»Wi e al t ware n die?«
»Si e ware n damal s natürlic h noc h vie l kleiner , da s Mädchen acht , de r Jung e sechs . Da s wa r vo r dreizeh n Jahren , al s ic h das erst e Ma l be i eine r UN - Behörd e gearbeite t habe , di e i n New Yor k war , e i n Jah r nac h meine r Doktorarbeit.«
»Un d wa s ha t si e gearbeitet?«
»Si e is t Sozialarbeiterin« , sagt e er , verstummt e gan z kurz , um ein e Sekund e späte r weiterzureden . »Weiß t du , mi r mach t das
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