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Duniyas Gaben: Roman

Duniyas Gaben: Roman

Titel: Duniyas Gaben: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuruddin Farah
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verbringen? « fragte sie.
    »Ic h nehm e an , wi r habe n nich t sovie l u m di e Ohre n und neige n deshal b dazu , besitzergreifen d z u erschein e n und mit niemande m z u teilen« , sagt e er . »Du . Ich . Wir . Letztlic h läuft e s doc h darau f hinaus.«
    Duniy a bemerkt e de n Aufmarsc h vo n Pronomen , einige einschließender , einig e ausschließende r Art ; Pronomen, welch e di e W e l t i n abgrenzbar e Bereich e unterteilte n und diese n Bezeichnunge n zuordneten . Offensichtlic h ware n sie beid e »Wir« , de r Res t de r W e l t »Sie«. Beide teilten sie sich, wen n si e allei n miteinande r waren , wiederu m i n ihre jeweilige n Ich s auf . Da s heißt , si e ware n wi e zwe i Bilder , die ein e Einhei t vo n Seele n widerspiegelten , ehe r wie Zwillingsideen , i n ihre m Strebe n vereint , z ugleich trennbar un d zusammengehöri g z u sein . Is t da s di e Def i nitio n von Liebe?
    Lau t sagt e sie : »Ic h kan n mi r nich t helfen , abe r ic h fühle mic h schuldig , wen n ic h mein e n Kolleginne n de n Rücken zukehr e un d ihre n Blicke n ausweiche , wei l mei n Wunsch , mit di r allein zu sein, überwältigend ist. Ich gebe zu, daß diese Empfindun g mi r Scha m - und Schuldgefühle einflößt.«
    Er bremste ab. Der Verkehr bewegte sich im Schneckentempo , kriechen d un d hupend . Ei n Sattelschlepper hatte bei einem schlimmen Unfall die Bäume auf dem Mittelstreife n umgefahren , nu n la g da s groß e Fahrzeu g halb au f de r Seite , un d di e Zugmaschin e la g entgegengesetz t zur ursprüngliche n Fahrtrichtung . Si e redete n übe r die unverbesserlich e Dummhei t vo n einige n Fahrern , di e nich t nur ih r eigene s Leben , s o nder n auc h da s vo n andere n auf s Spiel setzten . Al s si e Duniya s Wohnun g erreich t hatten , konnt e ihr Bosaas o endlic h mitteilen , e r hab e vereinbart , da ß si e ihr e erste Fahrstund e erhielt.
    »Und wer soll mir meine erste Stunde geben?« sagte sie.
    »Darüber reden wir nach dem Essen«, sagte er. Sie wurden an de r Haustü r vo n Yare y begrüßt , di e si e scho n sehnlichst erwartete . Nasiib a ihrerseit s hatt e ein e besonder e Mahlzei t fürsi e zubereitet . »Abe r waru m is t nu r fü r zwe i gedeckt?« erkundigt e sic h Duniya . »Wi r habe n s chon gegessen«, verkündet e Mataan , »un d zwa r ein e Ar t vo n Leckerbissen , für de n e s sic h z u hunger n lohnt.«
    »Laß t e s euc h schmecken« , sagt e Yarey . »Bon appetit«, fügteNasiib a hinzu.
    Daß Duniya ihr Haar unbedeckt ließ, ging einher mit einer Änderun g de s Kl e idungsstils, gewissermaßen ein Persönlichkeitswandel . Bosaas o mocht e e s sehr , ihr e Kinder schätzte n e s auch , doc h ware n si e di e einzigen , di e zählten? Offensichtlic h nicht . Den n einig e ihre r Arbeitskolleginnen hatten ablehnende Bemerkungen gemacht. Sie se l bst hatte Fraue n ohn e Kopfbedeckun g scho n al s eite l bezeichne t und übe r de n Einsat z vo n Spiegel n un d andere n modernen Kinkerlitzche n gespottet . Un d nu n gönnt e sic h Duniy a nach dem Essen zum Beispiel einige Augenblicke allein im Badezimmer , w o si e sic h de r Selbstbetrachtun g hinga b und ihre Aufmerksamkeit ganz von den drei weißen Haaren vereinnahmt wurde, die sich nicht kringeln wollten, egal, was si e machte ; dre i kümmerlich e weiße , fadenähnlich e Strähnen vo n zarte r Struktur , ungesun d un d blaß . Si e wußte , si e sollte si e nich t herausreißen , sons t würde n si e sic h vermehren , das hatt e si e vo n Taari q erfahren , ihre m zweite n Mann , dessen eins t seh r dunkle r Bar t nu n mi t seh r viele n graue n Haaren durchsetz t war . Si e hätt e dies e ausgemergelte n Haar e ga r nicht bemerkt , wen n si e ihr e Frisu r weite r de r Umsich t einer islamischen Tradition anvertraut hätte, die Frauen anweist, ihr Haa r mi t Tücher n de r Tugendhaftigkei t z u bedecken . »W o sind di e Kinder? « fragt e sie.
    »Vielleich t meine n sie , wi r würde n ger n unte r un s bleiben«, sagt e er , wobe i e r i n de r Absich t aufstand , si e i n di e Arm e zu nehmen.
      »All e drehe n durch« , sagt e si e un d bückt e sich , u m ei n Paar Turnschuh e aufzuheben , da s Nasiib a zu m Anprobiere n fü r sie hervorgehol t hatte . Si e setzt e sic h schweigen d hin , u m genau da s z u tun. Die Schuhe drückten nicht, aber sie waren auch nich t bequem . Duniy a tra t ei n paa r Schritt e zurück , dan n vor, verlegen wie eine Person in einem Schuhgeschäft, die ein Paar erwerben will.

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