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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Batterien auf und bestückte das Gerät. Er hatte dieses spezielle Modell gewählt, weil es nicht nur den meisten Speicherplatz, sondern auch das größte Display hatte. Er konnte mehr als hundert Fotos damit machen, und der acht auf fünf Zentimeter große Bildschirm lieferte gestochen scharfe Bilder. Eine erbärmliche Waffe gegen Vlads Unsichtbarkeit, aber immerhin eine Waffe.
    Er verließ das Lokal, schlenderte zurück zum Marktplatz und nahm sich ein Taxi – mit einem mulmigen Gefühl. Er mußte nach Hause, ob er wollte oder nicht. Je eher er es hinter sich brachte, desto besser.
    Jan ließ den Wagen nicht direkt vor dem Haus anhalten, sondern ein paar Meter davor und legte den Rest zu Fuß zurück. Auf der Straße herrschte normaler Verkehr, aber die meisten Parkplätze vor dem Haus waren leer. Jan musterte die geparkten Wagen aufmerksam. Die meisten gehörten hierher, und in keinem der wenigen Fahrzeuge, die er nicht identifizieren konnte, saß jemand und beobachtete das Haus.
    Natürlich nicht. Was hatte er erwartet? Krieger würde kaum so weit gehen, das Haus rund um die Uhr beobachten zu lassen. Er war in seinen Augen ein wichtiger Zeuge, möglicherweise sogar ein flüchtiger Verbrecher, aber nicht der Staatsfeind Nummer eins. Er nahm sich zu wichtig.
    Jan überquerte die Straße, betrat das Haus und fuhr mit dem Aufzug nach oben. Er hatte den Wohnungsschlüssel in der Hand, aber er brauchte ihn nicht.
    Die Tür stand auf. Aus der Wohnung drang Katrins Stimme, die sehr schnell und gedämpft sprach, ohne daß er die Worte verstehen konnte, und als er eintrat, sah er als erstes ihre Jacke am Garderobenhaken hängen.
    Jan warf die Tür hinter sich ins Schloß und ging mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer. Katrin stand mit dem Rücken zur Tür am Schreibtisch und telefonierte. Als sie sein Eintretenbemerkte, drehte sie sich fast erschrocken herum, verabschiedete sich praktisch mitten im Satz und hängte dann ein. »Du … bist schon zurück?«
    »Was tust du hier?« fragte Jan. Er schrie fast. Katrins Anblick erschreckte ihn nicht, sondern versetzte ihn regelrecht in Panik. »Ich hatte dich gebeten –«
    »– die Stadt zu verlassen und mich in irgendeinem Hotel zu verstecken«, fiel ihm Katrin ins Wort. »Ich weiß. Und niemandem zu sagen, wo ich bin. Und am besten nach einer Woche wiederzukommen und nachzusehen, ob du tatsächlich noch am Leben bist.« Sie schnaubte. »Ich werde nichts dergleichen tun.«
    Jan griff nervös in die Tasche, zog die Kamera heraus und warf einen Blick auf das Display, nachdem er das Gerät eingeschaltet hatte. Er richtete den Sucher auf Katrin, schwenkte die Kamera zweimal im Halbkreis hin und zurück und überzeugte sich auf diese Weise davon, daß sie auch tatsächlich allein waren. Katrin sah ihm stirnrunzelnd zu. Sie sagte nichts, aber ihr Gesichtsausdruck sprach Bände.
    »Du mußt verschwinden«, sagte er. »Du verstehst nicht, was –«
    »Dann erklär es mir«, fiel ihm Katrin ins Wort. »Und fang jetzt nicht wieder mit diesem ›Jetzt-ist-nicht-der-Moment-dafür‹-Scheiß an. Du vertraust mir nicht.«
    »Doch«, sagte Jan. »Aber –«
    »Dann sag mir, verdammt noch mal, endlich, was los ist. Wenn ich in Gefahr bin, dann habe ich ein Recht, es zu erfahren. Und wenn du es bist, dann erst recht. Hast du irgend etwas … Dummes getan?«
    Ja, das hatte er. Aber nicht in der Art, an die Katrin dachte. Er schüttelte den Kopf. Er sollte nicht mit Katrin reden. Es war dumm, und es war gefährlich. Er brachte sie und sich selbst damit in Gefahr, und er verschwendete wertvolle Zeit. Zeit, die ernicht hatte. Und trotzdem: Wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war, dann mußte er zugeben, daß er im Grunde froh war, daß sie nicht ging. Er war kein Einzelkämpfer. Die Rolle des einsamen Helden, der sich ganz allein einem übermächtigen Gegner stellte, war ihm nicht auf den Leib geschrieben.
    »Nein«, sagte er. »Ich bin in etwas hineingeschlittert, wenn du so willst. Aber ich habe nichts Illegales getan, wenn du das meinst.«
    »Warum vertraust du mir dann nicht – oder gehst wenigstens zur Polizei? Ganz egal, was du von Krieger hältst, er wird dafür bezahlt, dir zur helfen.«
    Jan sah erneut auf die Kamera. Sie waren nach wie vor allein, aber er hatte immer mehr das Gefühl, beobachtet zu werden. Er drückte auf den Auslöser und ließ dann das Gerät wieder sinken.
    »Die Polizei kann mir nicht helfen«, sagte er. »Ich kann Krieger nicht erzählen, was passiert ist. Er

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