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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fünfzehn anderen gestorben sind, kann ich gar nichts ausschließen«, antwortete Mertens.
    »Sechzehn«, sagte Jan.
    »Was?«
    »Es sind sechzehn andere, nicht fünfzehn«, sagte Jan. »Vielleicht sogar siebzehn. Mein Gott, jetzt verstehe ich, warum sie Bertram hierhergeschickt haben.«
    »Bertram?«
    »Ein Angestellter des Kinos«, erklärte Jan. »Er wollte, daß ich irgendeine Erklärung unterschreibe, die das Kino von jeder Verantwortung entbindet oder sowas. Ich konnte es mir gar nicht erklären, aber jetzt …« Er las in Mertens’ Gesicht, daß diesem der Zusammenhang nicht klar war. »Er ist tot. Er hatte einen Autounfall, gleich hier vor dem Haus. Aber der Auslöser für diesen Unfall war ein Herzanfall. Und Peter …«
    »Was wollte er überhaupt von Ihnen?« fragte Katrin.
    »Wie gesagt, er hat eine Menge Fragen gestellt«, antwortete Mertens achselzuckend. »Ich hätte gar nicht mit ihm gesprochen, wenn er sich nicht als Ihr Bruder vorgestellt und sich ausdrücklich auf Sie berufen hätte. Aber er hat genau die Fragen gestellt, die ich mir selbst auch schon seit Wochen stelle. Und auf die ich auch keine Antworten weiß.«
    »Und jetzt ist er tot«, murmelte Jan.
    Mertens verstand seine Antwort offensichtlich falsch, denn er machte ein betroffenes Gesicht und sagte: »Bitte verzeihen Sie, Herr Feller. Der Moment ist sicher nicht sehr glücklich gewählt. Vielleicht sollte ich später –«
    »Es macht mir nichts aus, darüber zu reden«, sagte Jan rasch. »Im Gegenteil. Ich will so sehr wie Sie wissen, woran mein Bruder und all die anderen gestorben sind.«
    »Es muß nicht unbedingt ein Zusammenhang bestehen«, sagte Mertens. Er wirkte mit jedem Moment mehr verunsichert. »Vielleicht war es sogar ein Fehler, hierherzukommen. Ich war einfach nur so erschrocken.«
    »Erschrocken?«
    »Der Tod ist mein Geschäft, Herr Feller«, antwortete Mertens ernst. »Ich kenne ihn, in Spielarten, die Sie sich wahrscheinlich nicht einmal vorstellen können. Aber das hier … stimmt nicht. Diese Art von Tod erschreckt mich. Sie macht mir angst.«
    »Weil Sie sie nicht verstehen.«
    »Weil ich sie nicht verstehe«, bestätigte Mertens. »Es ist nicht normal. Menschen sterben, aber sie tun das normalerweise nicht einfach so. Es gibt immer einen Grund. Man erkennt ihn nicht auf Anhieb, aber es gibt ihn.«
    »Und was ist so schlimm daran, ihn nicht zu erkennen?« fragte Katrin.
    »Sie begreifen nicht, was hier vorgeht«, antwortete Mertens. »Etwas tötet Menschen. Beinahe zwanzig in weniger als einem Monat. Und ich will wissen, was.«
    »Um es aufzuhalten?«
    »Wenn ich es kann«, sagte Mertens. »Aber im Grunde würde es mir schon reichen, wenn ich es verstehen könnte.« Er wandte sich wieder direkt an Jan. »Dieser junge Mann, von dem Sie eben gesprochen haben … wie war noch sein Name? Bertram?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie, in welches Krankenhaus er gebracht wurde?«
    »Keine Ahnung«, sagte Jan. »Aber ich nehme an, ins Lukas. Es ist nur ein paar Straßen entfernt.«
    »Das finde ich heraus.« Mertens notierte sich etwas auf einem Zettel, den er samt des dazugehörigen Stifts offenbar griffbereit in der Jackentasche gehabt hatte. »Ich werde den Kollegen dort ansprechen.«
    »Sie glauben, es gibt einen Zusammenhang?«
    »Ich habe keine Ahnung, was ich noch glauben soll oder ob ich überhaupt noch etwas glaube«, gestand Mertens. Er steckte seinen Zettel ein. »Im Moment rate ich einfach, ehrlich gesagt. Vielleicht ist es ja auch nur Zufall.«
    »Wenn Sie wirklich glauben, daß es irgend etwas anderes ist, dann sollten Sie sich an die Polizei wenden«, sagte Katrin.
    »Wo denken Sie hin?« antwortete Mertens. »Die Polizei war natürlich längst bei mir. Sie haben die gleichen Fragen gestellt wie ich. Und sie haben auch keine Antwort gefunden.«Er stand auf. »Aber jetzt habe ich Ihnen genug Zeit gestohlen, fürchte ich. Sie nehmen mir diesen Überfall wirklich nicht übel?«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Jan. »Ich möchte Sie bitten, mich auf dem laufenden zu halten, falls Sie irgend etwas herausfinden.«
    »Falls ich irgend etwas herausfinde«, versicherte Mertens mit großem Ernst, »sind Sie der erste, der es erfährt.« Er verabschiedete sich mit einem stummen Kopfnicken von Katrin und ignorierte Vera genau so, wie er sie die ganze Zeit über ignoriert hatte.
    Jan begleitete ihn zur Tür. Er wollte Mertens nach unten begleiten, was der aber strikt ablehnte. Jan wartete im Treppenhaus, bis er das Geräusch der

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