Dunkel ist die Sonne
am Hals heranzupirschen, als er Stimmen hörte. Er erstarrte genau wie die beiden Tiere.
Die Sprecher kamen näher. Sie unterhielten sich leise, aber bald waren sie nahe genug, daß Deyv feststellen konnte, daß ihm die Sprache unbekannt war. Oder doch nicht? Klang sie etwa ein bißchen so wie die von Vana?
Da er seine Neugier nicht unterdrücken konnte, schlich er sich durch das Laub. Aejip und Jum folgten ihm. Er blieb stehen, als er vor sich einen Pfad erblickte. Vor ihm gingen zwei Männer. Sie waren groß, und ihre Haut war ein wenig dunkler als die seiner Frau, aber das Haar war kraus wie das ihre, wenn auch braun statt gelb. Sie trugen Kilts aus Borkentuch und die üblichen Waffen eines jeden Dschungelbewohners: Blasrohre, Tomahawks aus Kiesel- oder Feuerstein, Messer und Speere. Die Beine hatten sie bis über die Knie schwarz bemalt, und den Rücken hatten sie sich rot gefärbt.
Kurz bevor sie eine Biegung erreichten, verstummten sie. Für einen Moment wandten sie sich in seine Richtung um. Ihre Augen waren schräg. Nein, nicht eigentlich schräg; das schien nur so wegen der Hautfalte an der Innenseite des Augenlides. Die Nasen waren unförmig, ganz und gar nicht wie seine eigene schöne, lange, gewölbte Nase. Die Lippen waren sehr schmal, und unter die Unterlippe war ein blauer Streifen gemalt. Die Brustwarzen waren rot umrandet. Auf jeder Seite derselben dehnten sich zwei siebenstrahlige Sterne aus.
Der eine trug auf der Schulter eben einen von jenen Vögeln, hinter denen Deyv hergewesen war.
Er war überzeugt, daß sie gerade von der Jagd nach Hause zurückkehrten. Er wartete ab, bis sie um die Biegung verschwunden waren, bevor er ihnen folgte; er mußte unbedingt wissen, wo die Feinde lebten und wie zahlreich sie waren, ferner, wie stark ihre Schlagkraft und Angriffslust war. Um letzteres herauszubekommen, brauchte er gar nicht in Erscheinung zu treten, denn die lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß es genügte, jemanden bei der Verrichtung seiner alltäglichen Geschäfte zu beobachten.
Der Pfad brachte ihn auf niedrigeres Gelände, wo ein kleiner Sumpf war. Die Männer vor ihm wateten hindurch, so als wüßten sie genau, daß er nicht gefährlich war. Deyv bemerkte ein Tier, das dahinsegelte, indem es seine zahlreichen Rippen ausdehnte, so daß die dünne Luft wie dickflüssiges Wasser wirkte. Es schoß über die Köpfe der beiden Männer hinweg, aber sie schenkten ihm keine ersichtliche Aufmerksamkeit. Das Tier flog in Deyvs Nähe im Bogen nach oben und landete auf dem Ast eines Baums. Als es Deyv erblickte, wandte es seinen dreieckigen Kopf nach unten und gab ein klapperndes Geräusch von sich. Obgleich der Körper Ähnlichkeit mit der einer Schlange besaß, hatte es glattes, bläuliches Haar und grünliche Augenlider. Deyv beachtete es nicht, denn die Männer mußten ja wissen, was hier in dieser Gegend gefährlich war.
Die Tiere knurrten ganz leise und schlichen wachen Blicks vorüber, bis sie es weit hinter sich gelassen hatten.
Deyv sagte genauso leise: „Ruhig, Jum, Aejip. Es tut euch doch nichts.“
Kurz darauf gelangten die beiden Männer an einen Berg und kletterten den steilen Hang hinauf. Die Bäume waren hier vor langer Zeit abgeholzt worden. Der Hang war mit einem hohen, schotentragenden Gemüse bepflanzt, für das das Anlegen von Terrassen nicht erforderlich war. Der Pfad führte den Hügel hinauf und auf ein kleines Plateau, in dessen Mitte sich ein eingefriedetes Dorf befand.
Deyv konnte ihnen über den Sumpf hinaus nicht folgen, aber er kletterte auf einen sehr hohen Baum, dessen Spitze auf einer Ebene mit der des Berges lag. Hinter der Mauer aus dicken Holzstämmen konnte er die Dächer einiger kegelförmiger Hütten erkennen.
Da er nur ein paar der Dorfbewohner sehen konnte, begann er wieder hinunterzuklettern. Er hielt jedoch inne, als ein riesiges Nagetier aus dem Sumpf herauskam und an den am Rand stehenden Pflanzen zu fressen begann. Es war außer an den roten Ohren ganz in schwarzen Pelz gehüllt. Der Körper war sehr dick, und es sah ganz so aus, also ob es einen halben Meter größer sein würde als er, wenn es sich auf beide Hinterbeine stellte.
Eine Zeitlang unbemerkt, verschlang es die Pflanzen mitsamt den blauen Stielen, weißen Köpfen und grünen Schoten. Dann begann ein Junge auf einem hohen Aussichtsturm aus Holz laut zu schreien. Nach kurzer Zeit rannten die Männer, gefolgt von Frauen und Kindern, den Pfad herunter. Deyv wußte nicht, ob die ganze
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