Dunkel ist die Sonne
Bevölkerung daran beteiligt war, aber er zählte zweihundertzwanzig. Daß er dies nun konnte, erfüllte ihn mit einem Stolz, der eigentlich nichts mit der Sache zu tun hatte. Sloosh hatte ihn einiges gelehrt.
Das Tier hatte aufgehört zu fressen, als sich die erste Welle von Kriegern den Berg hinunter ergoß. Es betrachtete die schreienden, Speere schwingenden Gestalten eine Weile, bevor es sich umdrehte, um in aller Ruhe durch den Sumpf zu waten. Etwa dreißig Menschen wateten hinterher; einige warfen Speere. Die meisten verfehlten das Ziel, und die Speere, die trafen, prallten ab. Mehrere Leute erwischten es mit ihren Blasrohrpfeilen, aber diese fielen einfach zu Boden.
Deyv sah durch das nun offene Tor. Genau vor sich erblickte er ein menschengroßes Götzenbild, ein Ding mit finster blickendem Gesicht, zwei langen Stoßzähnen, die aus dem Unterkiefer herausstanden und aufwärts gebogen waren, vier Armen und einem gewaltigen Leib. Das Gesicht hatte Ähnlichkeit mit einem Menschen, aber die obere Hälfte des Kopfes war vogelartig verformt zu einem Wesen mit halb geöffneten Schwingen und einem riesigen Schnabel.
Auf der anderen Seite des Hügels stand ein Baum, der sogar noch größer war als der, auf welchem Deyv sich befand. Er kletterte hinab und arbeitete sich durch den Sumpf. Jum und Aejip folgten ihm. Sie warteten am Fuße des Baumes, während er auf diesen kletterte, obwohl sie nicht eben gern bis zu den Schultern im Wasser standen. Als er fast ganz oben war, stellte Deyv fest, daß er das ganze Dorf überblicken konnte. Es war wie die meisten anderen angelegt, mit dem Haus eines Schamanen in der Mitte. Es waren jedoch auch einige große Holzbehälter da, in denen Wasser war. Er nahm an, daß es sich dabei um Reserven für den Fall einer Belagerung handelte. Ferner gab es etliche überdachte Kästen, die die Schoten enthielten.
In einer Ecke stand ein Seeleneierbaum.
Das erklärte auch, warum sich der Stamm an einem so unbequemen Ort niedergelassen hatte. Statt sich an einem günstiger gelegenen Platz anzusiedeln und ihren kostbaren Baum gut zu verstecken, hatten sie es vorgezogen, rundherum Häuser und eine Einfriedung zu errichten.
Inzwischen waren die Jäger, die Pflanzen- und die Obstpflücker zurückgekehrt. Er zählte abermals und kam dieses Mal auf zweihundertfünfzig.
Es wurde gekocht. Der Schamane kam aus seinem Haus und trug einen Holztisch, bei dem an jedem Ende eine kleine Nachbildung des Götzen angefügt war. Er setzte den Tisch vor dem Götzenbild nieder. Nachdem getanzt worden war, drängten sich die Dorfbewohner rundherum zusammen und warfen Stücke von gebratenem Fleisch und Früchte auf den Tisch. Der Schamane tanzte noch einmal um den Tisch herum, wobei er anscheinend das Essen segnete oder dem Gott darbot. Ein Hase wurde aus einem Käfig geholt. Der Schamane schnitt ihm die Kehle durch und hielt ihn an den Läufen über die Speisen, so daß das Blut auf sie hinuntertropfte.
Anschließend aß der Schamane ein Stück von dem blutigen Fleisch, und die Dorfbewohner traten einer nach dem anderen an den Tisch. Die männlichen Erwachsenen aßen von dem Fleisch und die Frauen und Kinder von den Früchten. Danach gingen sie zu ihren eigenen Hütten und ihrem eigenen Essen zurück.
Deyv entfernte sich. Er verirrte sich einmal, fand den Weg aber nach einigem Suchen wieder und war nach verhältnismäßig langer Zeit wieder zurück am Fahrzeug. Die anderen waren erleichtert, ihn wiederzusehen, denn sie hatten schon befürchtet, daß ihm etwas zugestoßen sei. Beim Essen erzählte er ihnen, was er erlebt hatte.
„Ich bezweifle, daß sie herkommen werden“, meinte Sloosh. „Sie wissen sicher von dem Tor, aber wahrscheinlich haben sie Angst. Dieser Ort ist vermutlich tabu.“
Nach dem Frühstück machten sie sich an den Bau der Brücke zum Tor. Deyv kletterte auf den Ast in der Nähe der schrecklichen Stelle und ließ das Seil der Shemibob herab, um damit Bambusstöcke nach oben zu ziehen. Solange er dem Flimmern den Rücken zugewandt hielt, konnte er in Ruhe arbeiten. Aber wenn er aus Versehen einmal einen Blick darauf geworfen hatte, mußte er pausieren, bis Angst und Ekel wieder vorüber waren.
Sie hatten nicht allzu viele Werkzeuge aus Feuerstein, um den Bambus zu schneiden. Aber mit Deyvs Schwert und dem des Yawtl, das sie seinem Leichnam abgenommen hatten, sowie mit Slooshens Axt konnten sie tagelang Holz hacken, ohne daß diese Geräte stumpf wurden. Mit der Zeit gelang es ihnen,
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