Dunkel ist die Sonne
vertrieben. Und sie fanden Artefa k ten der Alten und wurden sehr mächtig. Dann machten sie es sich zur Tradition, keine Eier zu haben. Warum sollten sie auch? Sie brauchen sie ja nicht. Außerdem …“
„Außerdem“, mischte sich Sloosh summend ein, „sind die Hexen nicht böser als irgend jemand sonst. Die Stämme behaupten das nur, weil sie sie fürchten und nicht verstehen können, wie jemand ohne Ei leben kann. Aber die Hexen sind durchaus nicht machtgieriger als gewöhnliche Stammesleute. Es ist nur so, daß sie die Mittel dazu haben, mehr Macht zu erlangen.“
„Hat hier eigentlich jeder mitgehört?“ fragte Deyv aufgebracht.
„Es hilft einem, die Zeit zu vertreiben“, sagte Feersh. „Aber was Hoozisst und der Pflanzenmensch sagen, ist wahr. Und ihr beide seid ganz schön dumm. Ihr hättet schon während der ganzen Fahrt euren Spaß miteinander haben können. Jetzt ist es zu spät.“ Sie lachte laut.
„Sei still!“ sagte Deyv. „Du bist wirklich böse!“
In dem Moment begannen die Wächter, schrill zu pfe i fen. Ein Tier knurrte irgendwo, und ein Wächter fiel mit dem Rücken gegen das hölzerne Tor. Deyv sprang auf und sah den mit Rosetten gezeichneten Körper Aejips; ihre Fänge hatten sich in die Kehle des Tsimmanbul g e schlagen. Neben dem Türeingang waren weitere schrille Schreie und ein tiefes, wildes Knurren zu hören.
Deyv schob sich durch die Sklaven und hätte fast die Blinde niedergeschlagen, um zur Tür zu gelangen. Er fing an, das Seil aufzuknoten, nachdem er die Arme durch zwei Lücken gesteckt hatte. Hoozisst kam ihm zu Hilfe. Inzwischen hatte die Katze von dem toten Wächter abgelassen, um Jum zu helfen, mit dem anderen fertig zu werden. Mittlerweile waren die Schlafenden durch den Lärm aufgewacht. Sie stolperten aus ihren kleinen Hütten heraus, sahen sich um und bemerkten dann die Leichen und die Tiere im Schein der Fackeln. Sie griffen nach den Waffen und rannten auf die Hütte zu.
Die Katze und der Hund sprangen in die Dunkelheit hinein. Deyv mußte seine Arme wieder zurückziehen, weil sie sonst durchbohrt worden wären.
Der Yawtl hatte unter den niedrigsten Balken gegri f fen und den steinernen Tomahawk des toten Wächters hereingezogen. Wenig später mußte er ihn wieder abg e ben. Der Schamane hatte bei der Waffenkontrolle festg e stellt, daß eine Waffe fehlte, und gleich geahnt, wo sie war.
Er tobte eine Weile herum und stieß den Gefangenen gegenüber Drohungen aus, die diese jedoch unbeei n druckt ließen. Er würde sie schon nicht foltern lassen, denn sie waren die Botschafter des Gottes und mußten also einen klaren Kopf haben, um die Botschaft übe r bringen zu können. Er würde sie auch kaum auf der Ste l le erschlagen, denn das hätte seinem Gott sicher auch nicht gefallen.
Nach einer Weile hatte sich der Schamane wieder b e ruhigt. Bevor er zu seiner Hütte zurückging, postierte er zwei Wächter auf jeder Seite der Hütte. Das machte Deyvs Hoffnung, daß die Tiere es noch einmal versuchen könnten, zunichte. Gegen acht Krieger, die alle auf der Hut waren, hätten sie keine Chance.
31
Während des Frühstücks überlegten sie, wer wohl abends gegessen werden würde. Fetter Bulle beantwortete diese Frage wenig später, indem er auf Tishdom wies. Sie schrie wie am Spieß und wehrte sich mit Händen und Füßen, wurde aber schließlich abgeführt und an den Pfahl gebunden. Kurz darauf war auch sie schlaff und stumm, hatte auch sie versagt. Die Leiche wurde den Hügel hinuntergetragen und für das Mittagessen, nicht für das Abendessen zubereitet. Es war Shig, der letzte Sklave, der für letzteres gedacht war.
Dann deutete der Schamane an, daß Deyv der nächste sein sollte. Bleich vor Entsetzen stand er da, während Vana ihn umarmte und weinte.
„Du sollst den Gott nicht sofort befragen“, sagte Fetter Bulle. „Du kannst dir noch bis kurz vor dem nächsten Mittagessen überlegen, wie du Phemropit gefällig sein kannst.“
„Das ist doch einfach lächerlich!“ summte Sloosh. „Ihr dummen Narakannetishaw könntet die gesamte Er d bevölkerung ausrotten, und ihr würdet von diesem Gott immer noch nicht kriegen, was ihr wollt. Ihr fangt die Sache ganz falsch an. Phemropit hat nicht die leiseste Ahnung, was ihr von ihm wollt. Er kennt eure Sprache nicht, aber er versucht, mit euch Kontakt aufzunehmen.
Ihr seid so dumm, daß ihr nicht wißt, daß ihr mit ihm das gleiche machen müßt wie mit uns, nämlich ihm eure Sprache
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