Dunkel ist die Sonne
beibringen.“
Seine Kameraden hielten es nicht für sonderlich tak t voll ausgerechnet denjenigen zu beleidigen, der ihr L e ben in der Hand hatte. Aber andererseits – was konnte das schon noch ausmachen?
„Er ist unser Gott“, sagte Fetter Bulle. „Willst du mir etwa erzählen, daß unser Gott nicht imstande wäre, uns e re Sprache zu sprechen?“
„Ja, das will ich“, sagte Sloosh. „Und nur dem schwächsten Verstand wäre das nicht klar. Oder vie l leicht sollte ich es besser so ausdrücken: Es ist nicht so sehr eine Denkschwäche als vielmehr eure Denkweise, die euch fehlgehen läßt. Ihr glaubt, daß ein Gott alles kann und daß dieser hier darum eure Sprache kennen müßte. Gleichzeitig weigert ihr euch einzusehen, daß Phemropit sich aus irgendwelchem Grunde nicht bew e gen kann. Daß er sich nicht bewegt, liegt nicht daran, daß er das nicht will, sondern daß er es nicht kann.“
„Deine Beleidigungen will ich fürs erste überhört h a ben, Kohlkopf“, sagte der Schamane. „Ich verstehe, daß du in deiner Lage nicht sehr freundlich sein kannst. Aber was du über Phemropit sagst, ist nicht wahr. Er ist ein Gott, und darum …“
„Und darum kann er tun und lassen, was er will. U n sinn! Ich könnte dir beweisen, daß er sich nicht bewegen kann.“
Der Schamane wirkte interessiert. Er schritt von da n nen, und hob seine Stöcke auf und warf sie siebenmal. Dann kam er zurück.
„Deyv muß trotzdem an den Pfahl. Die Götter wollen es so.“
„Nun gut“, sagte der Archkerri. „Binde ihn an. Aber verlege zuerst den Pfahl ein wenig zur Seite.“
„Aber dann kann ihn der Gott nicht sehen!“
„Du hast gerade gesagt, daß dein Gott alles kann. Warum sollte er Deyv also nicht sehen können? Ich ve r bürge mich dafür, daß der Gott fähig sein wird, ihn zu sehen.“
„Und wenn die Bürgschaft nichts taugt? Was dann?“
„Dann darfst du mich an den Pfahl binden.“
Der Schamane brach in ein schrill pfeifendes Geläc h ter aus.
„Darf ich das wirklich? Du hast einen herrlichen H u mor, du wandelnder Blumenkohl. Nun gut. Ich werde tun, wie du geraten hast. Ich will dem Gott sagen, was er zu seinem und zu unserem Vorteil tun soll. Sieh her!“
Er zeigte rechts an dem Gott vorbei den Hang hinu n ter. Dort war gerade ein Krieger damit beschäftigt, den Würfel abzustellen.
„Als ich schlief, besuchte mich mein Ahnherr, Weiße Flosse, und befahl mir, dem Gott zu sagen, daß wir ihn damit vernichten werden, wenn er nicht zu uns redet.“
Sloosh summte das Folgende in seiner eigenen Spr a che, damit der Schamane ihn nicht verstehen sollte. „A l so ich habe ja schon davon gehört, daß man Götter b e sticht, aber noch nie, daß man sie bedroht hätte. Nun, die Theologie ist zwar ein merkwürdiges Geschäft, aber sie hat vermutlich auch ihre Logik.“
Zu Fetter Bulle gewandt sagte er: „Wie willst du Phemropit denn in die Luft sprengen, ohne dich selbst umzubringen?“
„Das ist leicht. Wir binden ein Seil an die Stange und daran noch ein Seil und so weiter. Dann verstecken wir uns hinter diesem Berg, wenn wir an dem Seil ziehen.“
Sloosh schloß die Augen. Deyv schrie ihm in Vanas Sprache zu, daß er Fetter Bulle um keinen Preis die Wahrheit sagen dürfe. Solange der Schamane den Würfel für das hielt, wofür Deyv ihn ausgegeben hatte, konnten sie ihn vielleicht noch überlisten.
Der Pflanzenmensch öffnete wieder die Augen. „Ich habe gar nicht vor, ihm die Wahrheit zu sagen. Ich wu n dere mich nur, daß er sich überhaupt nicht um deine B e hauptung schert, der Würfel werde weiterhin alles ve r wüsten.“
Der Schamane sagte: „Was redet ihr denn da? Ich habe es nicht gern, wenn ihr dieses Kauderwelsch von euch gebt. Beratschlagt ihr etwa, wie ihr mich täuschen könnt? Glaubt mir, das würde euch nicht gelingen.“
„Nein“, sagte Sloosh, „das ist es nicht. Wir sprachen nur gerade darüber, was passieren würde, wenn ihr die verheerenden Kräfte des Würfels freisetzt. Ihr habt a n scheinend vergessen, daß er den ganzen Dschungel im Umkreis von Meilen versengen wird. Euch hinter dem Hügel zu verstecken würde euch nicht viel nützen.“
„Ich glaube, du lügst“, entgegnete Fetter Bulle. „Kein Zauberding könnte so stark sein. Ihr wollt uns nur Angst machen, damit wir uns nicht trauen, es zu benutzen.“
Im Schein der Fackel konnte Deyv sehen, daß das Seil an der Stange nicht nur angebunden, sondern angeklebt war.
„Du hast recht“, sagte er zu Fetter
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