Dunkel ist die Sonne
eines Torwegs, der ein ganzes Stück von hier entfernt ist.
Das wiederum würde bedeuten, daß die andere äquat o riale Erscheinung auf der Rückseite derjenigen wäre, die ihr über der Insel saht. Dort solltet ihr hingehen.“
Sie machte eine Pause und lächelte. „Natürlich nur, wenn es zugänglich oder nicht völlig verschwunden ist.“
Deyv wußte nicht, was es da zu lächeln gab.
Die Shemibob faßte in ihren Beutel und zog eine K u gel daraus hervor, die halb so groß wie Deyvs Kopf war. Sie schien aus geschliffenem Quartz zu sein, ein Zwilling zu der, die Feersh auf ihrem Tharakorm gehabt hatte. Jowanarr sagte etwas zu ihrer Mutter in der Hexenspr a che, was Deyv zu der Annahme veranlaßte, daß es ta t sächlich ein Duplikat war.
Die Schlangenzentaurin legte ihre Hände um die K u gel und schloß die Augen. Nach kurzer Zeit fing die K u gel an zu glühen. Das Licht war zuerst nur ein Glimmen in der Mitte, das sich so weit ausdehnte, bis es ein pulsi e rendes, milchiges Licht war. Dann schwebten vier rote Funken durch das Weiß.
Einen Augenblick später wurde einer der Funken gr ö ßer als die anderen.
Die Shemibob öffnete die Augen und blickte auf die Kugel.
„Der große Funken dort ist das uns am nächsten gel e gene Tor“, sagte sie, „nämlich jenes, das unter uns liegt.“
Eine rote Linie kroch aus dem größten Funken heraus und endete schließlich in einem der drei anderen. Die Shemibob legte die Kugel auf die rechte Handfläche und sah sie intensiv an. Kurz darauf begann sich der Funken am Ende der roten Linie zu bewegen, hin und her zu schwingen wie ein an eine Schnur gebundener Stein. Als er aufhörte zu pendeln, war er in einen anderen Teil der Kugel gewandert.
Die Shemibob hob die Kugel bis in Augenhöhe und visierte die rote Linie an. Für ein paar Sekunden dehnte sich der Funken an ihrem einen Ende aus, bis er schlie ß lich so groß war wie der am anderen Ende.
Sie seufzte und ließ die Kugel sinken. Die Funken und das milchige Weiß verblaßten. Nachdem sie die Kugel in den Beutel zurückgelegt hatte, sagte sie: „Ich habe wahnsinnigen Hunger. Gib mir ein großes Stück Fleisch und einen großen Haufen von den Kronwurzeln da, Deyv.“
Er beeilte sich, ihr zu gehorchen. Bevor sie zu essen begann, sagte sie noch: „Wir werden das vierte Tor ohne Mühe finden, wenn es auch vielleicht schwierig sein wird, dort hinzukommen. Wir brauchen nur der roten Linie nachzugehen.“
Der Yawtl fragte: „Was für Schätze hast du sonst noch in deinem Beutel, o Shemibob?“
„Wenn die Gelegenheit, sie zu benutzen, gekommen ist, wirst du sie sehen, o Meisterdieb. Aber hoffe nicht länger darauf, sie zu stehlen. Du weißt nicht, wie man sie benutzt, und darum wären sie für dich wertlos.“
Später nahm Sloosh Deyv und Vana beiseite.
„Wir werden die Kugel gar nicht brauchen, um die ungefähre Lage des Tors herauszufinden. Es liegt auf der gleichen Linie, auf der die Gebilde am Himmel ziehen. Auch wenn ihr nach Hause wolltet, brauchtet ihr nur g e nau unter den Gebilden zu bleiben. Sie liegen, glaube ich, genau über dem Äquator.“
„Vielen Dank für die Mitteilung“, erwiderte Deyv, „aber darauf bin ich schon von selbst gekommen.“
„Und ihr seid immer noch fest entschlossen, uns nur bis zum Tor zu begleiten? Danach werdet ihr in eure Heimat zurückkehren?“
„Vielleicht“, sagte Vana.
Sloosh summte die tönende Entsprechung eines Kop f schütte l ns.
„Dann werdet ihr euch bei eurem Volk niederlassen und vielleicht ein langes, schönes Leben führen. Aber eure Nachkommen werden auf furchtbare Weise sterben. Es wird nicht mehr viele Generationen geben. Ich habe meine Schätzung, wie lange das Leben hier noch dauern kann, revidiert. Die Erdbeben haben sowohl an Häufi g keit wie auch an Intensität in einer Weise zugenommen, wie sie von den Wissenschaftlern meines Volkes nie vo r hergesagt wurde. Jederzeit kann ein Tor entstehen, das die gesamte Luft von der Erde saugt oder solche Hitze von einem anderen Stern zu uns herüberbläst, daß hier alles schmelzen würde.
Und ich könnte mir noch weitere Möglichkeiten vo r stellen. Es könnte zum Beispiel passieren, daß eines der Tore, die auf der Erde von einem Ort zum anderen fü h ren, auf dem Meeresboden entsteht. In einem solchen Falle würde das herausfließende Wasser alles ertränken. Außerdem – “
„Das reicht!“ sagte Deyv. „Das ist einfach zuviel der Verantwortung, was du da auf uns lädst. Und zuviel
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