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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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einzustimmen versuchen. Aber sie haben Angst vor der Wahrheit. Was verstän d lich ist. Sie wollen einander nicht verlieren. Oder begreift dein Pflanzenhirn das nicht?“
    „Es besteht zur Hälfte aus Protein“, sagte Sloosh. „Aber ich verstehe, was du sagst. Was ich vorschlagen würde – “
    Vana unterbrach ihn: „Deyv, ich habe keine Lust mehr, hier herumzustehen, wo man über mich redet, als sei ich eine Figur in einer Geschichte oder jemand auf der anderen Seite des Berges. Bringen wir es endlich hi n ter uns.“
    Deyv schluckte und sagte: „Also gut. Aber nicht hier. Ich möchte dabei Ruhe haben.“
    Sie gingen in den Dschungel. Vanas Hand lag in der seinen. Sie war schweißnaß. Oder war es seine eigene? Es waren wohl beide feucht. Auch ihre Hand fühlte sich kalt an.
    Er sah durch eine Lücke im Gebüsch zurück. Die Shemibob versenkte ihre Hand noch einmal in dem Be u tel . Sie reichte dem Pflanzenmenschen etwas – sein Prisma! Natürlich! Wenn sie für sie die Eier gemacht hatte, mußte sie auch ein Kristall für Sloosh gemacht h a ben. Aber sie hatte es ihm erst geben können, als die Menschen die Eier bekommen hatten.
    Jum und Aejip kamen durch das Unterholz hinter i h nen her. Deyv befahl ihnen zurückzugehen. Sie durften während der Einstimmung so wenig wie möglich abg e lenkt werden.
    Sie gelangten an einen hohen Baum, hinter dem ein großer, oben abgeflachter Fels war. Sie setzten sich rit t lings darauf, die Gesichter einander zugewandt. Langsam streckte jeder von ihnen die Hand mit dem Stein aus, bis sie sich berührten. Jeder hielt den seinen mit nur zwei Fingern fest, damit sie die Reaktion genau mitverfolgen konnten. Mit der anderen Hand berührten sie jeweils die Lippen des anderen. Deyv verspürte ein Prickeln in Li p pen und Fingern, und er sah, wie sich winzige grüne Fä d chen in der Mitte seines Eies bildeten. In Vanas Ei en t standen Fäden des gleichen Durchmessers und in der gleichen Anordnung, aber bei ihr waren sie rot.
    Die Fäden, die sich immer weiter ausdehnten, bega n nen sich zu krümmen. Sie wanden sich auch um andere Fäden. Deyv verspürte eine große Freude. Es war offe n sichtlich, daß sie bald völlig miteinander harmonieren würden – oder jedenfalls so weit, wie das bei den Steinen möglich war.
    Sie mußten die Probe jedoch zu Ende bringen. Manchmal, wenn auch selten, erreichten die Fäden nur ein bestimmtes Stadium. Dann war es Sache der Sch a manen und Großmütter zu entscheiden, ob die Verbi n dung für eine Ehe ausreichte.
    Jetzt bildeten die Fäden ein Muster, das in Deyvs Sprache Shvashavetl genannt wurde. Das war der Name eines vierflügeligen, mit dem Schmetterling verwandten Insekts. Von oben gesehen sah dieses Insekt den Mustern der Harmonie sehr ähnlich, und zwar einem langen, schlanken, geraden Körper mit zwei ovalen Flügeln auf jeder Seite und zwei nach außen gebogenen Fühlern am Kopf.
    Aber die Steine waren immer noch nicht fertig.
    Deyv und Vana warteten; die Finger zitterten ihnen, aber sie berührten sich immer noch.
    Plötzlich und überraschend, obgleich damit zu rechnen gewesen war, verwandelte sich das Prickeln in ein Bre n nen. Und die Muster in den Steinen schienen förmlich zu explodieren, schienen rote und grüne, kaulquappenähnl i che Wesen zu werden, die wild in alle Richtungen schossen.
    Beide nahmen ihr Ei hastig wieder an sich und zogen ihre Finger zurück. Winzige Blitze sprühten an Fingern und Lippen. Die Figuren, die sich in den Eiern so rasch hin und her bewegt hatten, leuchteten hell auf und waren verschwunden. Die Eier nahmen wieder das gewöhnliche Grün beziehungsweise Rot an.
    Weinend, aber lächelnd beugten sich die beiden vor und umarmten sich.
    Auf dem Wege ins Lager meinte Vana träumerisch: „Deyv, was hättest du getan, wenn wir nicht harmoniert hätten?“
    Er drückte sie an sich.
    „Vielleicht hätte ich mein Ei weggeworfen. Nein, das hätte ich, glaube ich, nicht getan. Ich brauche meines, um von meinem Stamm akzeptiert zu werden. Um die Wah r heit zu sagen, ich weiß es nicht. Ich bin auch froh, daß ich es nicht weiß. Aber was hättest denn du getan?“
    „Dasselbe, nehme ich an. Was immer das gewesen wäre.“
    Sie gingen noch ein paar Schritte weiter. Da blieb sie plötzlich stehen; sie wirkte ganz aufgeregt.
    „Mir ist eben etwas ganz Schreckliches eingefallen! Was wäre, wenn die Shemibob es so eingerichtet hätte, daß die Eier immer harmonieren, ganz gleich, was für einen Charakter man

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