Dunkel ist die Sonne
Lichtstrahl grau oder blau?“
Sie brachen wieder in Gelächter aus. Dieses wurde durch den Schrei des Yawtl unterbrochen. „Er hat einen Finger bewegt!“
Entsetzt blickten alle auf den Schirm.
Nach einer Weile sagte Deyv: „Ich glaube, jetzt sehe ich es auch.“ Er wünschte sich verzweifelt von dem Dach herunter und in das Schiff hinein.
Die Shemibob meinte: „Nein, das stimmt nicht. Das hast du dir nur eingebildet. Genau wie Hoozisst.“
„Das ist so, wie wenn man einen Leichnam beobachtet und glaubt, daß man ihn atmen sieht“, sagte Vana. Ihre Stimme klang jedoch nicht allzu sicher.
Sie blickten weiter auf den Finger mit dem Goldreif. Es war kein Laut zu hören. Es war, als sei die ganze Welt gestorben.
Schließlich sagte die Shemibob: „Wir haben weniger Zeit, als ich dachte. Wir sollten jetzt gehen.“
Deyv konnte sich nicht erinnern, jemals Worte ve r nommen zu haben, die ihn ebenso glücklich gemacht hä t ten.
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Siebzig Mal hatte das Schwarze Tier den gleißenden Himmel durchquert.
Drossel konnte inzwischen laufen und plappern; bald würde er etliche Wörter beherrschen und kurze Sätze bilden.
Vana hatte soeben bekanntgegeben, daß sie abermals schwanger sei. Weder sie noch Deyv hatten mittlerweile in dem Streit, bei welchem Stamm sie leben sollten, nachgegeben.
Phemropit sagte, daß es bald wieder „Nahrung“ ben ö tigen werde. Sie mußten sich nach einer weiteren Quelle jenes Metalls umsehen, aus dem es seine Energie bezog. Die Shemibob hatte versprochen, daß man die Augen offenhalten werde. Aber den anderen teilte sie im Ve r trauen mit, daß die Wahrscheinlichkeit, Erz zu finden, sehr gering sei.
Das machte Deyv sehr traurig. Obwohl es ihm unmö g lich war, das Geschöpf zu lieben, hatte er doch eine g e wisse Zuneigung zu ihm gefaßt. Überdies waren er und die anderen stark auf es angewiesen, was Transport, Fleischversorgung und Schutz betraf. Wenn es starb, würde das Leben weit weniger bequem und sicher we r den.
Kurz darauf sagte der Yawtl, daß sie sich allmählich seinem Heimatdorf näherten.
„Was schlägst du vor?“ fragte die Shemibob. „Willst du dein Ei und den Smaragden mit nach Hause nehmen und dort Schamane werden? Oder willst du weiter mit uns nach dem Tor suchen? Am besten wäre wohl, du t ä test beides. Vielleicht könntest du dein Volk dazu bri n gen, mit uns zu ziehen. Dann, wenn wir erst mal durch das Tor hindurchgegangen wären, könntest du dich mit deinem Volk in der neuen Welt niederlassen. Auch wü r dest du vielleicht neue, kostbare Dinge zum Stehlen fi n den.“
„Vielleicht!“ wiederholte Hoozisst. „Ich gehöre nicht zu denen, die allzusehr auf ein Vielleicht bauen. Auße r dem führt dieses Tor wahrscheinlich auch wieder nur zu einem anderen auf diesem selben Planeten. Dann wird es mir noch schlechter als zuvor gehen, und vielleicht komm ich nie mehr nach Hause.“
„Dann wirst du sterben und dein Stamm mit dir.“
Deyv fiel ein, daß, wenn das Dorf des Yawtl in der Nähe war, auch die Stelle, an der Feersh ihre Tharakorm vor Anker liegen hatte, in der Nähe sein mußte. Und in deren Nähe befand sich die Höhle, in der sie sein Ei und das von Vana versteckt hatte. Er fragte Hoozisst, ob er sie dort hinführen würde.
„Was bekomme ich dafür?“ fragte Hoozisst zurück.
„Nichts“, erwiderte Deyv ärgerlich. Er zögerte und fuhr dann fort: „Nichts, außer daß ich dir nicht die Kehle durchschneiden werde. Immerhin, Yawtl, stehst du noch immer in meiner Schuld. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich jetzt nicht in dieser dummen Lage.“
„Dann solltest du dich bei ihm bedanken“, mischte sich Sloosh ein. „Wenn er nicht gewesen wäre, hättest du nicht diese ganzen lehrreichen Erfahrungen machen kö n nen. Du wärst heute nichts als ein gewöhnlicher Wilder, der im Dreck hockte und nicht einmal fähig wäre, von all den wunderbaren Sachen, die du gesehen hast, zu trä u men. Ganz zu schweigen davon, daß du niemals mich kennengelernt hättest.“
„Ich stehe in der Tat in deiner Schuld“, sagte Hoozisst. Seine Augen hatten sich verengt. „Aber nicht aus dem Grunde, an den du denkst.“
Später erzählte Deyv Vana von dieser Unterhaltung.
„Aber wir finden die Höhle auch allein.“
„Meinst du wirklich, daß das nötig ist? Wir haben doch das hier.“ Sie hob ihr Seelenei.
„Ich bin nicht davon überzeugt, daß sie echt sind. Du weißt, was die Shemibob sagte, als ich sie fragte, ob sie sie vielleicht so
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