Dunkel ist die Sonne
Phemropit mußte eine ganze Weile schaufeln bis sie den Yawtl freibek a men. Er lag mit dem Gesicht nach unten und über der Brust verschränkten Armen etwa einen Meter tief im Schlamm. Aus dem einen, zerquetschten Bein stand der Knochen hervor, und die rechte Seite des Kiefers war zertrümmert.
Obwohl sie an verschiedenen Stellen nach dem Beutel gruben, fanden sie ihn nicht.
„Es hat keinen Sinn“, sagte die Shemibob. „Wir kön n ten hier eine halbe Ewigkeit suchen und ihn doch nicht finden. Und doch … vielleicht stehe ich in diesem M o ment gerade darauf.“
Sie kam schließlich zu der Überzeugung, daß sie ohne den Beutel weiterziehen mußten.
„Hoozisst hatte zwar bestimmt nicht die Absicht, uns einen Gefallen zu tun, aber letztlich hat er es doch getan. Wenn wir uns nicht erst von der Wirkung der Droge hä t ten erholen und die Hexe hätten begraben müssen, lägen wir jetzt hier und wären tot. Das war gar kein so schlec h ter Tausch – meine Schätze gegen unser Leben.“
Nachdem sie den Yawtl begraben hatten, schoben sie sich über das Geröll weiter vorwärts. Dieses setzte sich noch mehr als eine Meile lang fort, und dann waren sie wieder auf der Straße. Phemropit bestrahlte ein Reh, das sich eine Viertelmeile vor ihnen auf der Straße befand, und sie aßen. Dann begann es stark zu regnen, so daß sie sich in das Fahrzeug begeben mußten. Während sie schliefen, rollte Phemropit auf der Straße weiter.
Deyv wurde von Vana geweckt.
„Was ist los?“ murmelte er.
„Phemropit ist stehengeblieben.“
Sie öffneten die Tür und sahen vorsichtig hinaus. Als sie nichts Beunruhigendes erkennen konnten, stiegen sie ab und gingen nach vorn. Die Shemibob fragte es: „Was ist mir dir?“
„Ich habe fast nichts mehr zu essen. Wenn ich mich weiter bewege, brauche ich auch noch den Rest auf. Ich muß jetzt das tun, was ihr Schlafen nennt. Falls ihr nicht doch noch etwas Erz für mich findet.“
„Ich will ganz offen mit dir sprechen“, sagte die Sh e mibob. „Die Wahrscheinlichkeit, daß wir jenes Erz au s findig machen, ist sehr gering.“
„Dann werde ich mich abschalten müssen. Ich finde das sehr schade. Ich war wirklich gern auf dieser sonde r baren Welt mit euch zusammen. Auch habe ich eine Menge gelernt. Wenn du und die anderen nicht gewesen wärt, hätte ich mich sehr einsam gefühlt. So aber habe ich neue Ideen kennengelernt, Dinge, von denen ich nie erfahren hätte, wenn ich auf meiner eigenen Welt gebli e ben wäre. Darum habe vielen Dank und lebe wohl.“
„Halt!“ signalisierte sie ihm. „Ich nehme an, daß die anderen sich auch gern von dir verabschieden möchten.“
Es dauerte nicht lange. Einer nach dem anderen blitzte ihm ein paar Worte zu. Und dann verdunkelte sich Phe m ropits Strahleröffnung.
Vana weinte und streichelte die harte Nase. Deyv hatte nicht so viel Schmerz empfunden, nur Bedauern darüber, daß ihr mächtiger Transporter und Beschützer von nun an nicht mehr verfügbar sein sollte. Vanas Tränen weckten jedoch auch in ihm so etwas wie Schmerz.
Sie setzten Sloosh das zusammengefaltete Fahrzeug auf den Rücken und das Baby dazu. Deyv sah erst zurück, als er schon eine Viertelmeile gegangen war. Das gewalt i ge schwarze Geschöpf saß regungslos da und wartete. Aber niemand würde ihm zu Hilfe kommen. Es würde so lange dort sitzen bleiben, bis es durch irgendeine Erschü t terung von der Stelle gerückt oder begraben würde. Ab und zu würde es aus dem „Schlaf“ erwachen, aufgerüttelt durch einen Mechanismus, den Deyv nicht verstand, und es würde sich von irgendeinem Vorübergehenden Rettung „erhoffen“. Es würde sie nie bekommen.
Vana, die ebenfalls zurückgeschaut hatte, sagte: „ Wir haben innerhalb kürzester Zeit drei unserer Gruppe verl o ren. Glaubst du, daß dies für alle von uns ein schlechtes Omen sein könnte?“
„Ich will nicht daran denken“, antwortete er.
Zehn Ruhezeiten später erreichten sie eine Kreuzung. Sloosh hieß sie alle anhalten.
„Hier trennen wir uns. Allerdings nur, wenn ihr auch weiter darauf besteht, nach euren Seeleneiern zu suchen. Die Straße dort wird euch in das Gebiet führen, in dem Hoozissts Dorf und die Höhle liegen. Aber ihr werdet die Höhle vielleicht nie finden. Was die Shemibob und mich angeht, so werden wir weiterziehen. Nun, da sie ihre K u gel nicht mehr besitzt, wird es schwer sein, das Tor zu finden, aber wir werden es schaffen.“
Deyv kam sich einsam und verlassen vor. Die beiden
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