Dunkel ist die Sonne
sich zu einer langen Fahrt auf dem Boden nieder.
Ab und zu öffneten sie die Tür, um sicher zu sein, daß sie sich in die richtige Richtung bewegten. Auch mußten sie sich davon überzeugen, daß das Seil lange genug war, damit sie auf der Wasseroberfläche blieben. Als Phemr o pit die Sohle des kleinen Tales erreichte, waren von dem Seil nur noch dreißig Zentimeter übrig. Das aber genügte.
Das Geschöpf, das seine Anweisungen genau befolgte, hielt an, als es sich längsseits neben dem Haus befand. Sie ließen Feersh mit dem Baby und den Tieren zurück im Schiff und kletterten auf das steile Dach. Auf halber Höhe zwischen Dachkante und Säule waren Fenster zu sehen, die genauso groß waren wie die in Bodenhöhe.
Sie stellten sich um eines herum und sahen hindurch. Unter ihnen war ein riesiger Raum, den das Gerät der Shemibob schwach erleuchtete. Die Wände waren kahl. Der Boden war staubbedeckt, und hier und da stand auf Postamenten etwas, was sie zuerst für grob aus Stein g e meißelte Säulen hielten.
Die Shemibob aber sagte: „Nein. Das waren einst St a tuen aus Granit.“
Keiner reagierte darauf.
Sie fuhr fort: „Ist euch eigentlich nicht klar, was das bedeutet? Seht sie euch an. Man kann die Umrisse noch ungefähr erkennen. Ein paar von den Statuen stellten einst menschliche Wesen dar, andere wiederum irgen d welche anderen Zweibeiner, und wieder andere vierbe i nige Wesen. Das da …“ Sie richtete das Licht darauf. „… war einst ein Vogel. Man kann noch erkennen, daß die vorspringenden Teile einmal Flügel darstellten.“
Sloosh begann zu summen, überlegte es sich dann aber anders.
Die Shemibob sprach mit einen Anflug von Erbitt e rung weiter. „Das waren aus Granit gemeißelte Statuen. Aber nun sind sie zerfressen. Obwohl es da drinnen ke i nen Wind gegeben hat. Ich bin sicher, daß die Luft da drinnen vollkommen stillsteht oder daß sie, falls sie sich doch bewegt, dies nur sehr langsam tut. Und ich wette, daß sich da drinnen seit der Erbauung des Hauses weder Temperatur noch Feuchtigkeitsgehalt geändert haben.
Aber der feste Granit ist zerfallen und zerfressen, als wäre er eine halbe Ewigkeit lang Sonne, Wind, Sand und extremen Temperaturunterschieden ausgesetzt gewesen.
Könnt ihr euch jetzt vielleicht vorstellen, wie alt dieses Haus ist?“
Sie waren von Ehrfurcht ergriffen.
Die Shemibob hatte noch ein Gerät in ihrem Beutel. Sie klappte es zu etwas auseinander, das wie die eine Hälfte eines durchgeschnittenen Eies aussah, bei dem die Schnittfläche mit einer silbernen Scheibe abgedichtet worden war. Aus diesem Artefakt ließ sich wiederum ein Dreifuß herausklappen. Sie stellte nun die drei Beine g e gen das Fenster, wobei das runde Ende des Eies nach unten wies. Die Scheiben an den Enden der Beine haft e ten auf dem durchsichtigen Material.
Sie drehte an einer kleinen Wählscheibe an der Seite. Am flachen Ende des Geräts erschien darauf ein Bild. Sie verstellte die Scheibe ein wenig, und die Gegenstände in der Mitte des Raums wurden groß und klar.
Da war ein riesiger Block aus einem dunklen Stoff, dem gleichen, unveränderlichen Stoff, aus dem das ganze Haus bestand. Zwölf Stufen führten hinauf zu einem gr o ßen Sessel aus dem gleichen Material. Er hatte eine hohe Rückenlehne und mit Mustern bedeckte Seitenlehnen. Deyv konnte sie nicht genau sehen, weil der Blickwinkel zu ungünstig war, und außerdem, weil die Arme der Pe r son, die in dem Sessel saß, sie zum Teil verdeckte.
Der Mann saß steif, gerade aufgerichtet und unbewe g lich da und starrte geradeaus.
Deyv beschlich irgendwie das Gefühl, daß der Mann in die Ewigkeit, vielleicht in die Unendlichkeit sah.
Er trug eine scharlachrote, mit weißem Pelz besetzte Mütze. Die lang herabreichende, mit Quasten g e schmückte Spitze lag hinter dem Kopf an der Rückenle h ne des Sessels. Darunter kam ein breites, rundes Gesicht mit einer roten Nase, roten Wangen und roten Lippen. Die dicken Augenbrauen waren weiß wie das lange Haar, das unter der Mütze hervorquoll.
Ein langer und dicker weißer Bart fiel über einen gr o ßen, runden Bauch bis zum Gürtel hinab. Die Jacke war scharlachrot mit weißem Pelzbesatz. Der Gürtel war breit und schwarz. Die Hosen waren scharlachrot. Die wade n hohen Stiefel waren scharlachrot mit weißen Pelz an den oberen Enden. Am dritten Finger der linken Hand war ein einfacher, goldener Ring.
„Sieht ganz schön naturgetreu aus“, kommentierte Sloosh. „Das müßte aber aus
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