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Dunkel ist die Sonne

Dunkel ist die Sonne

Titel: Dunkel ist die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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gekommen waren, hörten sie die Klage einer trauernden Frau. Deyv fing an zu rennen und dachte, daß dies wir k lich ein böser Tag war. Sicher war eines der Kinder g e storben. Keuchend und mit dem Schlamm aus dem Sumpf bespritzt kam er endlich an. Vana saß draußen vor dem Fahrzeug. Sie hielt Drossel im Arm, den sie hin und her wiegte. Sein Gesicht war verzerrt, als habe sich der Todeskampf darin eingraviert, und sein linker Arm war geschwollen und grün verfärbt.
    In der Nähe lag Aejip, die ebenfalls tot war. Im Maul hatte sie noch eine winzige grüne Schlange mit scharlachrotem Kopf; die Fänge waren tief ins Fleisch gegraben. Die Augen waren weit geöffnet und glasig; die Nase war durch das Gift doppelt so breit wie g e wöhnlich.
    Vana schrie: „Ich habe die Schlange nicht einmal g e sehen, bevor sie ihn biß! Drossel hat sie aufgehoben und zu mir gebracht! Aejip hat sie ihm noch aus der Hand gerissen, aber es war schon zu spät! Drossel wurde gebi s sen, und er war fast sofort tot!“
    Die Gefangene sagte: „Sie muß gerade aus dem Wa s ser gekommen sein.“
    Nachdem sie das Kind und Aejip begraben und sie für die vorgeschriebene Zeit und auf vorgeschriebene Weise getrauert hatten, obwohl das ihren Schmerz durchaus nicht linderte, kehrten sie zu ihren gewohnten Tätigkeiten zurück. Vana aber sagte immer wieder:
    „ Be’nyar hatte recht. Dies ist ein böser Ort. Wir hätten nicht herkommen sollen.“
    „Jeder Ort, an dem Schlechtes geschieht, ist schlecht“, sagte er. „Und Schlechtes kann überall geschehen. Komm, laß uns an die Arbeit gehen. Wir müssen Keem in eine Welt bringen, in der es vielleicht nicht soviel Schlechtes gibt.“
    Er glaubte selbst nicht ganz, was er sagte. Aber vie l leicht würde die andere Welt wenigstens nicht auseina n derfallen.

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    „Wenn wir das Fahrzeug das nächste Mal auseinande r klappen“, sagte Sloosh, „lassen wir es vielleicht besser gleich so. Es geht noch langsamer auseinander als letztes Mal. Für ein Dutzend Male mehr reicht die Energie vie l leicht noch aus, ich weiß es nicht. Aber ich will kein R i siko eingehen.“
    Eine runde Scheibe an der zentralen Schalttafel hatte vor einiger Zeit rot aufgeleuchtet. Sloosh hielt dies für ein Warnzeichen, das angeben sollte, daß der Treibstoff allmählich zur Neige ging. Nicht daß es dieses Hinweises bedurft hätte.
    Sie packten, und alles brach auf. Als sie sich dem H ü gel näherten, vernahmen sie einen gewaltigen Lärm, das Geplauder der Stämme, die sich für die Zeit-des-Handels versammelt hatten, die Musik der Gastgeber, das Blöken, Kreischen und Zwitschern von Ziegen und Vögeln, die man zu diesem Anlaß herbeigeschafft hatte. Der Duft von Gebratenem zog ihnen über den Hang entgegen. Deyv verspürte Sehnsucht nach den Zeiten, in denen er selbst an solchen Feierlichkeiten teilgenommen hatte. Die Tränen liefen ihm über die Wangen, als er an sein Volk dachte. Nie würde er es wiedersehen.
    Auch Vana weinte.
    Noch als sie hinter den Bäumen waren, sahen sie, daß man die Schotengewächse abgeerntet hatte. Wo sie einst gestanden hatten, standen jetzt die Bauten für die Gäste, bereiteten Frauen das Essen, spielten Kinder und saßen Männer beim Klatsch oder beim Feilschen.
    „Was für eine Schande, eine so harmonische Szene zu stören“, bemerkte Sloosh. „Stellt euch das mal vor! Sechs verschiedene Gruppen von Menschen auf einem Haufen, und keiner bekämpft den anderen!“
    „Das Holz der Einfriedung wurde während des letzten Erdbebens zum Teil zerstört“, sagte die Shemibob. „Sie bauen immer noch daran.“
    Als habe diese Bemerkung eine weitere Erschütterung ausgelöst – und Deyv war sich durchaus nicht sicher, daß dem nicht tatsächlich so war –, begann der Boden zu zi t tern. Auf dem Hügel wurde es still; das Schlagen der Trommeln und Schrillen der Nasenflöten brach ab. Tiere und Vögel hörten auf zu lärmen, wobei Deyv sich wu n derte, daß sie das nicht schon vorher getan hatten. Tiere galten als äußerst empfindlich, was Erdbeben betraf, weit empfindlicher als die Menschen. Aber schließlich waren auch Jum und Aejip in letzter Zeit immer ebenso übe r rascht worden wie ihr Herr, und auch sie hatten sich fr ü her immer unruhig verhalten, wenn ein Erdbeben nahte. Vielleicht gewöhnten sich auch die Tiere allmählich so an die Erdstöße, daß sie nicht mehr darauf achteten.
    Dieses Mal zitterte die Erde nur ein paar Sekunden lang, und auch das nur schwach. Nach wenigen

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