Dunkel ist die Sonne
wegzunehmen.
„Du wirst das Kind erschrecken“, warnte er. „Geh i r gendwo anders hin, bis du deinen Schmerz überwunden hast.“
Ihre Tränen hatten auch ihn zum Weinen gebracht. Als Drossel seine Mutter hörte, begann er zu schreien. Deyv ging in das Fahrzeug hinein, um ihn zu beruhigen, wä h rend Vana den Hügel hinaufging und sich hinter einem Baum niederkauerte. Nach einer Weile kam sie mit roten, aber nunmehr trockenen Augen zurück.
„Was machen wir jetzt?“
„Sloosh sagt, wir sollten versuchen, uns von dem Stamm hier in der Nähe adoptieren zu lassen. Er hat aber nicht allein unser Wohlergehen im Sinn. Er hofft nä m lich, daß sie mit durch das Tor gehen.
Aber er hält sie für nicht zahlreich genug, um das M i nimum an Leuten zu stellen, das nötig ist, um die Folgen der Inzucht zu vermeiden. Er will darum noch mehr Stämme suchen und auch sie dazu überreden mitzug e hen.“
„Es wäre schön, einen Stamm zu haben, selbst wenn dort andere Sitten herrschen als bei uns und wenn sie einen fremden Gott verehren. Aber es ist wohl wah r scheinlicher, daß sie uns töten, als daß sie uns bei sich aufnehmen.“
„Ich habe da eine Idee. Wenn es klappt, werden sie uns sogar mit Freuden aufnehmen.“
Inzwischen war es soweit, daß sie sich an den Wiede r aufbau des Aufzuges und der Brücke machen mußten. Wenn er nicht gerade mit Bauen oder Jagen beschäftigt war, nahm sich Deyv Zeit, um die Umgebung ausz u kundschaften. Er stieß auf zwei weitere Stämme, die j e weils etwa zehn Meilen von dem Volk auf dem Hügel entfernt, aber in entgegengesetzten Richtungen lebten. Beide hatten sich an einem Fluß niedergelassen, von dem ein Wasserarm in den Sumpf führte. Sie gehörten der gleichen Rasse an wie die Bewohner des Sumpfes und sprachen Dialekte der gleichen Sprache. Auch sie litten unter den Plünderungen durch die rotohrigen Nagetiere.
Da er bei seinen Lauschaktionen zu wenig von der Sprache der Sumpfbewohner mitbekam, beschloß er, e i nen Informanten zu entführen. Er und die Shemibob hie l ten sich in angemessener Entfernung bei dem Hügel auf, bis endlich eine Frau vorüberkam, die einen großen Korb mit Nüssen trug. Er beschoß sie mit einen Pfeil, dessen Spitze zuvor mit einem Betäubungsmittel präpariert wo r den war. Die Shemibob hob sie auf; Deyv nahm den Korb mit, aus dem nur die Hälfte des Inhalts herausgefallen war.
Vana versuchte der Frau zu versichern, daß ihr kein Leid geschehen werde – es war umsonst. Sie fürchtete sich vor Sloosh und der Schlangenzentaurin, die für sie nur Tiere, Dämonen oder das, was sie als Traumung e heuer bezeichnete, sein konnten. Vana, die besonders sprachbegabt war, lernte die Sprache des Stammes schnell. Nach einer gewissen Zeit gelang es ihr, das En t setzen der Frau ein wenig zu mildem. Als sie dann der Frau erlaubte, auf Drossel aufzupassen, faßte diese noch mehr Vertrauen zu ihr.
Be’nyar sagte, daß ihr Stamm sich Chaufi’ng nannte, was „Das Volk“ bedeutete. Das Götzenbild stellte keinen Gott, sondern den Gründer des Stammes Tsi’kzheep dar. Sie kannte keine Götter. Für sie gab es nur Naturgewa l ten, und zwar einige gute, einige schlechte und einige unbedeutende. Die Welt war von einem Vogel, von Ngingzhkroob, geschaffen worden, oder besser gesagt, der Vogel hatte ein erstes Ei gelegt, aus dem fast alles, was lebte, geschlüpft war, Tsi’kzheep eingeschlossen.
Und wann sie sie wieder freilassen würden?
Bald, versprach Vana. Sie erzählte der Frau auch, daß die Welt bald untergehen werde. Aber daß die Stämme in der Gegend durch das Tor in eine junge Welt gehen und auf diese Weise gerettet werden könnten.
Be’nyar zitterte und sagte, daß das flimmernde Etwas eine böse Macht sei. Es war tabu – wie Sloosh bereits vermutet hatte –, und ihr Volk würde niemals den Mund dieser Macht betreten. Es wäre Selbstmord; die Macht würde sie verschlingen.
Vana sagte Be’nyar, daß das nicht stimmte. Sie sei schon einmal durch eine flimmernde Stelle hindurchg e gangen, und ihr sei nichts geschehen. Be’nyar hörte ihrer Geschichte höflich zu – es blieb ihr auch nichts anderes übrig –, aber es war klar, daß sie Vana für eine Lügnerin hielt.
Deyv, der dem Gespräch gelauscht hatte, erfuhr, daß die Chaufi’ng glaubten, sie könnten sich erfolgreich g e gen alle Feinde verteidigen und glücklich leben, solange sie die Statue des Tsi’kzheep in ihrem Besitz hatten und diese unversehrt blieb.
Er bat Vana, der Frau
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