Dunkel ist die Sonne
mitg e bracht würden.
Der Gestank ungewaschener Leiber und nicht vergr a benen Kots wehte durch die Lücke. Die Shemibob hatte recht gehabt. Die Zustände in dem überfüllten Dorf w a ren so schlecht, daß allein die Verzweiflung sie sicher bald herausgetrieben hätte.
Die Shemibob kam hinter Deyv her. Diknirdik trat rasch zurück und sagte: „Sag ihr, daß sie gehen soll!“
Die Schlangenzentaurin lachte, und der Schamane fuhr zusammen. Sie zog sich zurück, während Deyv fragte: „Können die Frau und das Kind nicht bei mir stehen bleiben? Sie tun dir schon nichts!“
Von dem beißenden Spott getroffen, biß sich der Sch a mane auf die Lippen. „Ja. Aber wozu brauchst du sie?“
„Sie spricht eure Sprache besser als ich. Sie kann mir helfen.“
Als Vana dann neben Deyv stand, sah der Schamane nachdenklich aus. Wollte er etwa sie alle drei gefange n nehmen lassen? Deyv bezweifelte das zwar, aber er selbst an Stelle des Schamanen hätte es wahrscheinlich versucht. Nein, das hätte er nicht. Er hätte sich genauso gefürchtet wie der andere.
„Höre zu“, sprach Deyv, und er begann mit der Rede, die er vorbereitet hatte. Er erzählte ihnen von der unve r meidlichen Zerstörung ihres Planeten und erklärte, inwi e fern das Tor eine Möglichkeit zur Flucht darstellte. Wä h rend alldem merkte er mehrmals, wie die hinter der Ma u er den Atem anhielten oder entsetzte oder auch ungläub i ge Schreie ausstießen. Er mußte immer noch rufen, um sich neben den Stimmen der Dolmetscher, hauptsächlich den Schamanen, verständlich machen zu können, die für jene übersetzten, die nicht den Chaufi’ng angehörten.
Als er geendet hatte, trank er aus der Kürbisflasche, die Vana ihm reichte. Dann sagte er: „Ihr werdet sicher viele Fragen haben. Ich werde die, die wichtig sind, b e antworten. Aber ich bin müde vom Stehen. Bringt einen Schemel für mich und meine Frau.“
Dies wurde unverzüglich getan. Die Schemel wurden von einem Krieger durch die Öffnung hindurchgereicht, da Diknirdik über solche niederen Arbeiten erhaben war. Deyv kam zu der Überzeugung, daß es wahrscheinlich doch zu unverschämt wäre, wenn er sich nicht dafür b e dankte. Auch könnte es die Zuhörer eventuell mehr ber u higen.
„Das ist eine interessante Geschichte“, meinte der Schamane, „wenn ich auch wenig davon verstehe. Ich will dich nicht der Lüge bezichtigen, da ich euch nicht beleidigen möchte. Aber diese Sache mit dem Flimmer n den Dämon ist schwer glaubhaft. Wir wissen, daß er nicht den Eingang zu einer anderen Welt darstellt, wenn du den Magen des Dämonen nicht gerade als andere Welt bezeichnest, und dann könnte es doch so sein. Aber es ist keine Welt, in der wir uns gern aufhalten würden.
Könnte es sein, daß dich der Dämon gesandt hat, um uns in sein Maul zu locken?“
„Würden wir denn in das Flimmern hineingehen, wenn es das Maul eines Dämonen wäre?“
„Das würdet ihr sicher, wenn ihr seine Freunde seid und er euch dazu benutzt, uns Menschen als Futter zu bekommen.“
Sloosh summte: „Der Schamane denkt innerhalb se i nes Gedankensystems ausgesprochen logisch.“
Deyv fuhr fort, indem er sagte: „Wir sind hergeko m men, weil wir wenigstens ein paar Menschen retten wo l len. Wir wollen nicht, daß die Menschheit ausstirbt. Das ist unser einziges Motiv. Meine Frau und ich würden uns gern eurem Stamm anschließen, Teil eures Volkes we r den, denn unsere eigenen Stämme sind fortgezogen.“
Diknirdik schluckte und meinte: „Es gibt noch einen Grund, warum wir nicht mit euch gehen können. Es ist uns verboten, den Hügel, auf dem der Dämon lebt, zu betreten.“
„Dann brecht doch das Tabu!“ sagte Deyv. „Es grü n det sich auf einer falschen Annahme, auf eurer Unwi s senheit. Es gibt dort keinen Dämon!“
Der Schamane blickte um sich, als bezöge er seinen gesamten Mut von denen, die bei ihm standen.
„Oh nein, das geht nicht. Unsere Ahnen würden uns zürnen. Sie würden uns für immer verfolgen. Sie würden uns in diesem wie im nächsten Leben Schlimmes antun. Be’nyar hat dem Willen unserer Ahnen nicht gehorcht, und darum mußten wir sie bestrafen. Wir töteten sie, während ihr in eurem … äh … Ding wart. Und ihren Körper haben die Hunde gefressen. “
45
Deyv wurde einmal wach und ging hinaus, um sich kurz umzusehen. Der Gegensatz zwischen der Stille im Fah r zeug und dem draußen herrschenden Lärm war erschre c kend. Die Dorfbewohner schliefen bestimmt nicht.
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